Der Traum
Mitten auf dem See in einem offenen Boot übernachten. Seit ich meine Ixylon Jolle habe, war das mein Traum.
Letztes Wochenende ist dieser Traum endlich in Erfüllung gegangen.
Abends ging es zur Insel in der Mitte vom Cospudener See. Dort befindet sich ein Briefkasten und eine schwimmende Plattform aus Holz.
Direkt neben der Plattform habe ich festgemacht.
Die Nacht
Richtig spannend wurde es erst nach Sonnenuntergang. Kleine und rote und grüne Lichter zeigten uns an, dass die meisten Boote zurück in den Hafen fuhren.
Wir befanden uns jetzt ganz alleine auf unserer prächtigen Insel. An das Ufer des Sees hingegen hatte das warme Wetter viele Besucher gelockt. Überall rings um den See gab es kleine Feuer und Taschenlampenlicht. Durch fehlende Hindernisse für den Schall ergab sich eine ganz eigene Geräuschkulisse. Darin enthalten war das Stimmengewirr von mehreren hundert Menschen. Ab und zu traten einzelne Worte oder Sätze intensiver in den Vordergrund. Hinzu kamen noch eine Menge unterschiedlicher Musikquellen und schnattern der Insel-Enten.
Von Sternen verstehe ich leider nicht viel. Selbst für mich war der große Wagen aber sehr deutlich sichtbar.
Die Ixylon Jolle wurde ursprünglich mal als Wanderboot konzipiert. 2 Erwachsene können darin schlafen. Das Wort bequem verwende ich lieber nicht, dafür fehlt es dann doch etwas an seitlicher Breite. Respekt jedenfalls an dieser Stelle für alle Leute, die das mehr als nur eine Nacht durchgezogen haben.
Um 23Uhr sind wir vom Ponton auf die mit Isomatten ausgekleidete Liegefläche der „Santa Maria“ gewechselt. Meine Jolle hat eine Tiefe der Plicht von 0,45m. Das heißt man brauchte den Kopf nur ganz leicht aus der liegenden Position anzuheben um sofort den ganzen See zu sehen. Wahnsinn!
Wer da?
Gerade als ich mich entschieden hatte es mal mit Schlafen zu versuchen, tönten immer lauter werdende Gesprächsfetzen zu uns. Scheinbar doch nicht alleine auf dem Wasser!
Abgedeckt von der Dunkelheit näherte sich der Besuch. Kurz darauf kam vom „Kapitän“ des einlaufenden Fahrzeugs die in breitem sächsisch gestellte Frage: „Wooo iss denn die Insel. Die muss hier doch üürgendwo sein???!!!??„. „AAACHTUNG wir sind off Grund gelaufen„. Um eine Kollision zu verhindern schaltete ich die Beleuchtung meines Handys ein und informierte die Gäste über ihre Ankunft an der Insel. Es handelte sich um 2 Schlauchboote mit ca. 8 Jugendlichen. Freudig nahmen diese sofort die Holzplattform in Beschlag. Und die war nur ca. 3m weg von unserem „Bett“. Kurz darauf fragte der fremde Flotillenadmiral seine Crew: „Woo isn eigentlich die Rum-Cola. Sagt nich wir ham die vergessen..“. Kann ja noch heiter werden dacht ich mir da.
Ein Teil der Gruppe wollte zum Glück dann doch noch weiter und nach einer freundlichen Verabschiedung (ohne Ironie) waren wir wieder alleine auf unserem Island.
Nicht ganz alleine, denn die Enten waren noch da und signalisierten ihre Anwesenheit mit verschiedensten Geräuschen. Meine Freundin fragte mich später ob Enten denn nie schlafen.
Wiederum bin ich leider kein Fachmann für das Thema, hätte das aber auch vermutet. Fakt ist, dass die befiederten Biester die ganze Nacht rumgepoltert sind.
In der Nacht wurde es schnell kalt. Sehr kalt. Zu kalt. Verblendet von den brennenden 33°C am Tag hatte ich nur 2 kleine Decken mitgenommen. Den Typ Decke den man auf Langstreckenflügen kostenlos ausgehändigt bekommt. Zu den Synthesizerklängen irgendeines Festivals schlief ich unruhig ein. Ich erinnere mich noch, dass ich etwas von einer dicken Decke geträumt habe.
Uns war beiden extrem kalt, eine Lösung des Problems unmöglich.
Der Morgen
Die Erlösung kam dann mit dem wärmenden Sonnenlicht.
Nach unserem Frühstück (Kekse und Mineralwasser) kamen schon die ersten Besucher auf die Insel. Erst ein Vater mit Sohn auf einem Schlauchboot und später zwei Fkk-Bader.
Mein tiefster Respekt für alle die am Sonntag schon so zeitig aufstehen können!
Das Sonnenlicht gab auch den Blick auf einige Kielboote (z.B. vom Typ Varianta 18) frei, die anscheinend wie wir auf dem See übernachtet hatten. Der Blick meiner Freundin schweifte sehnsüchtig zu den anderen Booten: „Denen war es in der Nacht bestimmt nicht so kalt!“.
Ich gebe zu, dass ich Zuhause erstmal 3h Schlaf nachgeholt habe.
Was bleibt
Unzählige Male habe ich schon in Booten die Nacht verbracht. Und es war jedes mal eine tolle Erfahrung. Aber in einem offenen Boot so dicht an der Natur und Wasseroberfläche zu schlafen ist etwas ganz anderes. Mit den verschiedenen Geräusche im Boot zu liegen und über sich den Sternenhimmel zu sehen ist besonders.
Bestimmt wird das nicht unsere letzte Übernachtung in der Ixylon bleiben. Auf jeden Fall aber mit dicken Decken!
Noch mein Schlusswort: Auch direkt neben einer Großstadt kann man sein persönliches Abenteuer erleben. Auch auf dem Wasser! Traut euch mal was nicht Alltägliches zu machen.
Comment
Hahaha, so ein toller Beitrag, über die Jugendlichen mit der Rum-Cola musste ich besonders schmunzeln. 😀 Danke für einen erhellenden Beitrag an diesem grauen Montagmorgen! Und den Aufruf, etwas nicht alltägliches zu tun, finde ich wunderbar. Wir haben letztes Jahr auf dem Balkon übernachtet und auch das war witzig und mega-kalt, aber blieb in Erinnerung. (;
Deine Lau