Vorwort
Es gibt ja den festen Begriff „Hafenkino“. Damit ist gemeint, dass Hafenmanöver anderer Segler beobachtet werden. Nicht ganz ohne die Hoffnung, dass sich etwas interessantes ereignet. Die besten Kapitäne sind ja bekanntlich am Steg.
Wenn alle zur zugucken und keiner einen Fehler macht, funktioniert das Konzept „Hafenkino“ aber nicht.
Kürzlich habe ich mit meiner Neptun22 am Störmthaler See eine meiner Meinung nach recht gute Show für mein Publikum präsentiert. Heute möchte ich euch erzählen, was los war.
Ablegen mit Hindernissen
Ausgangssituation
An Bord waren meine Frau und ein guter Freund mit seiner zweijährigen Tochter.
Die Ankunft begann damit, dass uns ein heftiger Regenschauer zur Flucht in die Kajüte zwang.
Das ist von daher relevant, da ich durch dadurch von meiner normalen Bootsroutine abgelenkt wurde.
Schließlich verzog sich das schlechte Wetter und ich machte das Boot bereit zum Ablegen. Auf dem Steg hatten es sich mittlerweile einige Bootsnachbarn mit Campingstühlen gemütlich gemacht. Das Hafenkino funktioniert auch ohne Zuschauer nicht!
Endlich ablegen
Mein kleiner 6 PS Außenbordmotor ist eigentlich kein Lärmmonster. Trotzdem missfiel das Geräusch der kleinen Mitseglerin außerordentlich. Sie war nicht zu beruhigen und übertönte den Motor problemlos. Wir wollten aber ja raus, also musste es auch so gehen. Wir lösten die Landleinen und ich legte den Rückwärtsgang ein.
Als ich meine Box fast verlassen hatte, kam plötzlich eine für mich unerklärliche Bewegung in die Motorbootfahrer in ihren Campingstühlen. Dann verstand auch ich die Ursache: Das Landstromkabel war noch am Steg eingesteckt!
Ich versuchte schnell von Rückwärts auf Vorwärts zu wechseln. Mein Motor geht aber im kalten Zustand im Standgas manchmal aus. Genau das tat er jetzt auch zu diesem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Der Stecker flog durch die Restbewegung im Boot aus der Stegsteckdose und wir trieben manövrierunfähig im Hafen.
Wenn der Motor einmal abgewürgt ist, dann geht er meist auch schlecht wieder an. Ich kämpfte also erstmal vergeblich mit dem Seilzugstarter.
Als der Motor wieder tuckerte, ging es zurück, um das Kabel am Steg abzuholen. Danach dann ohne weitere Zwischenfälle schnell raus auf den See.

Fazit
Durch das schreiende Kind war ich so extrem abgelenkt, dass mir dieser peinliche Fehler passiert ist. Ich habe schon oft Geschichten von vergessenen Landstromkabeln gehört, aber nie geglaubt, dass mir das auch mal passieren wird. „Das Geräusch von Opas Motorkettensäge mag sie“ meinte mein Freund dann noch.
Ich hab mich jedenfalls richtig schön blamiert. Zum Glück haben bei der Aktion weder Kabel noch Steckdose Schaden genommen.
Jetzt kontrolliere ich gewissenhaft, ob wirklich alle Verbindungen zum Land gelöst sind.
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