Vorwort
Wie im letzten Artikel auf meinem Blog berichtet, konnte ich mir einen Wasserliegeplatz am Störmthaler See sichern. Jetzt fehlte mir natürlich noch ein Boot, um diesen Platz auch zu nutzen.
Bootssuche
Vor allem auf Ebay-Kleinanzeigen hab ich anschließend die Augen nach Booten offen gehalten. Gesucht habe ich zum Beispiel nach: Sprinta, Varianta 65, Jaguar 22. Aufgefallen ist mir dabei, dass die Preise gebrauchter Boote seit Covid-19 stark gestiegen sind. Ein Boot welches man 2019 noch für 6.000 € bekommen hätte, kostet jetzt locker 10.000 €. Ich musste mich also darauf einstellen, auch in dieser Größenordnung zu bezahlen.
Im Januar telefonierte ich dann mit einem ehemaligen Bootsnachbarn vom Markkleeberger See. Als ich ihm von meiner Bootssuche erzählte meinte er: „Neben meinem Boot in der Winterlagerhalle verkauft jemand eine Neptun 22 zu einem fairen Preis und vernünftigem Zustand. Kontakt kann ich gerne herstellen“.
Hier die Eckdaten:
- Neptun 22 Baujahr 1970
- Vorsegel neu
- 6 PS Yamaha Außenbordmotor
- Trailer inklusive
Alles zusammen sollte nur 3.500 € kosten. Ein sehr guter Preis, zu dem man sonst schwer eine Jolle in vernünftigem Zustand bekommt. Motor und Trailer kosten alleine ca. 2.500 € gebraucht.
Das Boot lag außerdem bereits in der Region Leipzig. Ein aufwendiger Transport würde damit entfallen.
Natürlich musste ich mir dieses Boot mal genauer anschauen!
Besichtigung
Die Besichtigung fand denkbar unter ungünstigen Umständen statt. Wir verspäteten uns wegen eines Arzttermins und hatten deshalb nur noch 30 min Zeit. In der Halle gab es zudem keinerlei Beleuchtung (was der Eigner vergessen hatte zu erwähnen).
Größeren Schäden fand ich bei der Besichtigung (heißt aber nicht, dass es keine gibt). Wohl aber viele Spuren des Alters. Der Lack ist verschlissen, die Fenstergummis spröde, die elektronischen Instrumente defekt. Alles machbar, aber natürlich wieder Zeit und Geld. Der Innenraum machte einen ordentlichen und gepflegten Eindruck. Für uns ganz wichtig, weil wir das Boot auch als Übernachtungsmöglichkeit im Sommer nutzen möchten.
Die nächsten Tage zog das Boot Kreise in meinem Kopf. Ich gebe zu, dass es keine Liebe auf den ersten Blick war. Aber langsam kam ich zu der Erkenntnis, dass das Boot eine gute Entscheidung wäre. Telefonate mit Segelfreunden bestärkten mich noch in der Entscheidung.
Schließlich vereinbarte ich eine zweite Besichtigung mit Kaufabsicht. Dieses Mal waren wir deutlich besser mit Licht und auch Zeit ausgestattet. Beispielsweise hatte mein Vati einige seiner hochwertigen Taschenlampen mitgebracht.
Neue Probleme am Boot zeigten sich bei der Besichtigung glücklicherweise nicht. Deshalb wechselte das Boot nach der Besichtigung den Eigner. Das gesamte Auto des Voreigners war vollgestopft mit Zubehör zum Boot. Dazu gehörten mehrere alte Segel, alte Gaskocher, Polster, Kisten mit undefinierbaren Ersatzteilen etc. Den größten Platz nahmen 3 dicke Hölzer ein, die zusammengesteckt im Winterlager eine Plane halten können. Werde ich das jemals brauchen?
Todo
Neues Großsegel
Das Großsegel wurde vom Voreigner bereits als austauschwürdig definiert. Ein kurzer Blick auf das Segel bestätigte mir, dass er nicht ganz falsch lag mit seiner Einschätzung. Ich bin eher ein gemütlicher „Kaffeesegler“, aber ein bisschen Spaß soll es ja auch machen auf dem See. Und alte, verschlissene Segel stehen nicht unbedingt für großen Fahrspaß.
Also zum einzigen Segelmacher der Region gefahren und das alte Großsegel mitgebracht. Er musste direkt lachen, als er das ausgebreitete Leichentuch sah. Zur Kontrolle muss ich noch 2 Maße am Boot nehmen, damit das Segel auch passt.
Das Unterliek meines neuen Großsegels wird „fliegend“. Früher wurde das gesamte Unterliek des Segels in den Baum eingezogen. Heutzutage wird das Unterliek nur mit einem Rutscher in der Baumnut gehalten. Das bringt Vorteile beim Segeltrimm und hat sich generell durchgesetzt. Ich bin sehr gespannt darauf!
Polster
Die Polster im Salon sind relativ neu und fest. Die wurden vor wahrscheinlich nicht allzu langer Zeit erneuert. Die Polster im V-förmigen Bugbereich sind hingegen weich, fleckig und durchgelegen. Man könnte neue Polster zuschneiden und anschließend den Stoff nähen. Dazu habe ich in meiner 52 qm Wohnung aber weder den Platz noch hab ich das Know-how und aktuell die Lust dazu. Ich entschied mich deshalb, die Polster bei einem lokalen Polsterer neu anfertigen zu lassen. Das kostet 1.400 €, wird das Boot aber noch einmal deutlich aufwerten.
Lackierung
Der Lackierung (ist nicht mehr das Original Gelcoat) vom Boot lässt zu Wünschen übrig. Überall sind kleine Haarisse und Abplatzungen. Ich habe mich deshalb entschieden das Boot vor der Saison neu lackieren zu lassen. Die Farbe wird dann blau sein.
Fenster
Die Fenster sind mit der Sort Gummidichtungen eingesetzt, die auch bei alten Autos und Wohnwagen verwendet wurden. Diese Dichtungen sind sehr brüchig und zeigen schon tiefe Risse. Bei einem Wassereintritt würden erhebliche Folgeschäden (Polster, Schimmel etc.) im Innenraum auftreten. Trotz der 270 € für die Ersatzdichtung und das passende Werkzeug muss diese Ausgabe einfach sein.
Log/Lot
Die 3 verbauten Instrumente (elektronischer Kompass, Log und Lot) sind aufgrund komplett blinder Displays und nicht mehr verwendbar. Die Sonne hat ganze Arbeit geleistet. Der Grund, warum man Kompass und auch Instrumente bei Nichtbenutzung immer abdecken sollte.
Ich plane vorerst das Boot nur im Binnen Bereich zu verwenden, da würde ich auch ohne Instrumente auskommen. Gerade beim Ankern ist ein Lot aber ein sinnvoller „Luxus“. Man traut sich einfach deutlich näher an das Ufer und kann angemessen Ankerleine geben. Auch mein neues Segelrevier ist ein ehemaliger Tagebau. Aufgrund der Bergbauvergangenheit treten dort teilweise unvermutet Untiefen auf.
In meiner Sprinta hatte ich ein Kombigerät für Log/Lot vom Typ Nasa Clipper Duet. Ich war sehr zufrieden mit dem Gerät. Der Komplettpreis für Display und die beiden Geber liegt bei 250 €. Andere Produkte würden ein Vielfaches kosten und bieten Features, die für mein kleines Boot irrelevant sind.
Fazit
Ich freue mich, dass sich erst ein Liegeplatz und jetzt auch ein Boot gefunden hat. Sehr gespannt bin ich, wie sich das Boot unter Segeln anfühlt. Über die Neptun liest und hört man, dass sie nicht so agil sein soll. Es gibt allerdings große Unterschiede zwischen den verschiedenen Versionen der Neptun 22. Meine ist eine „Miglitsch“, die wohl gut segeln sollten.
Ich hoffe, dass ich das Boot im April ins Wasser bringen kann. Bis dahin sind noch ein paar kleinere Arbeiten zu erledigen, von denen ich bereits viel erledigt habe.
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