Einleitung
Außer meinen zwei Ostseetörns und meinen Binnen Abenteuern wollte ich 2023 noch etwas anderes auf dem Wasser erleben. Ich hatte noch einige Urlaubstage übrig und schaute, was so möglich ist. Da ich erst ab Oktober wieder Zeit hatte, waren die “einheimischen Gewässer” keine Option.
Vor einigen Jahren hatte ich schon einmal auf den Kanaren einen Törn mitgemacht. Das Revier ist aufgrund der örtlichen Wind/Wellen Verhältnisse und nicht zuletzt aufgrund der durchgehend milden Temperaturen spannend.
Irgendwie bin ich dann über Google auf die Törn Übersicht der Segelschule Hering gestoßen. Ich hatte bisher noch keinen Kontakt zu dieser Segelschule, hatte aber den Namen schon ein paar Mal gehört.
Auf der Übersicht fiel mir ein Törn ins Auge:”Madeira nach Lanzarote 10 Tage”.
Ein längerer Schlag auf dem Atlantik klang reizvoll. Als kleinen Bonus hätte ich danach auch meine 1.000 sm nach dem SSS zusammen, die eine Voraussetzung für den SHS sind.
Ich brauche den SHS eigentlich gar nicht, aber würde ihn gerne bald noch machen, aus Interesse und weil es ihn gibt.
Nach der Buchung organisierte ich mir noch die passenden Flüge. Hinflug Berlin-Madeira mit Easyjet und Rückflug direkt nach Lanzarote-Leipzig mit Condor.
Ich buchte für den Törn eine Koje in der Doppelkabine. Einzelkabine ist zwar deutlich komfortabler, aber das hätte mit 75% Aufpreis mein ohnehin strapaziertes Budget komplett gesprengt.
Vorbereitung
Auf allen meinen bisherigen Törns hatte ich meinen 65l Seesack dabei. Für diesen Törn hatte ich aber große Sorgen, wie ich da mein ganzes Gepäck unterbringen soll. Ich schaute mich deshalb am Markt nach Alternativen um. Die gängigen Markenhersteller wie Musto/HH etc. fielen aufgrund des Preises schnell aus meiner Liste. Wer weiß, wann ich diese Tasche wieder brauche? Fündig wurde ich bei Decathlon. Die 90l Tasche hat einen akzeptablen Preis. Eine der beiden Seitentaschen lässt sich als individuelle Tasche abtrennen und kann dann z.B. zur Dusche mitgenommen werden. Sehr praktisch!
Normalerweise habe ich eine Standard Packliste von Dingen, die ich auf allen Törns mitnehme. Aber was brauche ich für diesen Atlantik Törn? Seestiefel? Lange Unterwäsche? Nach Rücksprache mit der Segelschule blieben immerhin die Seestiefel zu Hause in Leipzig zurück.
Kurz vor dem Törn kontaktierte ich die Segelschule und bat um Kontaktdaten der Mitsegler. Nachdem alle ihr Einverständnis gegeben hatten, erstellte ich schonmal eine Whatsapp Gruppe zur gemeinsamen Crewkommunikation. Zufälligerweise reiste eine Berliner Seglerin mit dem gleichen Flieger an.
Ein mitsegelndes Ehepaar aus Nürnberg war bereits für 1 Woche Landurlaub vor dem Törn auf Madeira.
Anreise
Flug
Zuerst hatte ich mit Ankunft 2h vor Abflug gerechnet. Meine Angst vor Bahnverspätungen zwang mich dann aber doch, auf einen anderen Zug mit 3h Reserve umzubuchen. Entsprechend früh und ohne Frühstück startete meine Reise dann auch in Leipzig.
Anders als befürchtet, klappten alle Verbindungen und Anschlüsse tadellos.
Am Flughafen BER angekommen, traf ich mich mit unserem Berliner Crewmitglied Alisa.
Für die Sicherheitskontrolle hatte ich mir bereits vorab einen Termin über die Website des BER gebucht. Ich habe nicht ganz verstanden, warum man das braucht, aber es hat gut funktioniert.
Der Flug flog mit einer Stunde Verspätung ab (hätte ich also doch meinen Zug nicht umbuchen müssen). Die Flugzeit litt ich unter einem kleinen Jungen, der von hinten ständig an meinen Sitz schlug. Aufgrund der engen Sitzreihen und meiner langen Beine schlug ich dabei immer wieder mit den Knien an die Rückseite des Sitzes vor mir. Absoluter Jackpot!
Endlich auf Madeira
Auf Madeira ging es mit dem Taxi in die Marina da Quinta Grande. Der Taxifahrer kannte seine Straßen gut und sorgte für eine spannende Anfahrt. In den Kreisverkehren kam ich mir vor, wie die Wäsche im Schleudergang.
Da die bereits angereiste Crew mit dem noch vorhandenen Mietwagen gerade auf Einkaufstour war, blieb noch Zeit für einen Kaffee in der Marina. Irgendwie unwirklich plötzlich mit T-Shirt bei 25°C vor Segelbooten zu sitzen.
Danach ging es zu unserem Boot, auf dem uns unser Skipper Ingo begrüßte. Das Boot, eine Bavaria 44, war schon älter, machte aber einen gepflegten Eindruck.
Etwas überrascht war ich von den starken Bewegungen der Boote im Hafen. Obwohl der Hafen gut geschützt ist, sorgen Reste der Atlantikwellen für dauerhafte Musik (in Form von Knarzen und Quietschen).
Der Einkauf aus dem Mietwagen war dank vieler Hände schnell an Bord verstaut.
An Bord dann eine angenehme Überraschung: der Törn ist nicht ausgebucht. Dadurch kam ich in den normalerweise Aufpreispflichtigen Luxus einer Einzelkabine.
Am Abend ging es mit dem Auto in die Stadt in ein Fischrestaurant. Auf dem Weg dahin konnten wir die Lichter der nächtlichen Insel bewundern.
Sonntag
Erste Fahrt
Am früh schlossen wir die bereits am Abend begonnene Sicherheitseinweisung ab. Neben Dingen der Standardausrüstung war auch ein Satellitentelefon an Bord. Dabei wurden auch Verantwortliche für Luken und Seeventile definiert sowie verschiedene Notrollen (Feuer, Wasser im Schiff etc.) definiert.
Draußen fuhren wir dann zuerst einige Boje über Bord Manöver unter Motor. Anschließend kamen die Segel dran. Wir blieben im Nahbereich von Madeira. Am Nachmittag ankerten wir in einer Bucht im Südosten von Madeira. Es stand erheblich Schwell in der Bucht und der Skipper fragt etwas zweifelnd: “Wollt ihr hier wirklich ankern?”. Doch die einhellige Antwort der Crew: “Jaaa”. Die angebotene Chance zum Badegang nutze niemand. Außer mir! Es war definitiv keine Badewannen Temperatur und der Himmel lockte mit seiner Bewölkung auch nicht. Aber Chancen muss man nutzen. Selbst bei meiner kleinen Runde ums Boot hatte ich aber schon einen leckeren Salzgeschmack im Mund und kämpfte mich durch die Wellen.
Machico
Danach ging es in die Marina Machico. Leider gibt es dort wenig Liegeplätze und eine Reservierung war auch nicht möglich. Wir hatten Glück, dass gerade ein Platz im Päckchen neben einem großen Katamaran frei geworden war. Der Katamaran machte einen neuen und hochwertigen Eindruck. Wahrscheinlich von längsseits gehenden Booten hatte er allerdings schon einige unschöne Kratzer erlitten. Wir dokumentierten das mit Fotos. Damit wir selbst nichts beschädigten, brachten wir alle unsere Fender aus und legten auch Lappen zwischen Leinen und Gelcoat.
Leider erfolgt die Ernüchterung relativ schnell. Wir konnten zwar auf den Katamaran übersteigen, aber von dort gab es keine Chance, an Land zu kommen. Der Katamaran lag an einer viele Meter hohen senkrechten Kaimauer ohne Leiter. Irgendwie wäre ich da an den Wanten schon hochgeklettert, aber man muss ja auch an den Rückweg denken.
Dingy Ausfahrt
Enttäuschend, dem Hafen so nah und doch so fern zu sein. Schließlich holten wir unter der Vorschiffskoje das kleine Dingy raus. Zusammen mit Alisa sollten wir einige Einkäufe in der Stadt erledigen. Gut rudern ließ sich das Gefährt nicht, weil man nicht auf einer Bank sitzen kann. Könnte auch an meiner Unfähigkeit gelegen haben. Jedenfalls trieben wir kurze Zeit manövrierunfähig durch den Hafen. Als wir die beiden Ruder als Paddel gebrauchten, ging es zwar nicht gut, aber zumindest besser.
Es stellte sich heraus, dass das Boot leckte. Nach der kurzen (50m) Fahrt zum Steg stand das Wasser im Boot bereits 10cm hoch. In der Stadt konnten wir die vorgegebene Einkaufliste abarbeiten und auch einigermaßen trocken zurück zur Pegasus paddeln.
Montag
Noch ein Ausflug mit dem „Wassertaxi“ in die Stadt
Am nächsten Tag nach dem Frühstück mussten wir noch unsere Hafengebühren bezahlen. Dazu musste wieder eine Person mit dem Dingy übersetzen. Ratet mal, wer das war? Immerhin hatte ich dieses Mal einen Schwamm dabei. Außerdem war meine Kleidung deutlich besser angepasst.
Die vage Beschreibung zur Position des Hafenmeisters “Da drüben im weißen Haus” erwies sich als wenig hilfreich. Irgendwie gelang es mir, dem Besitzer eines Souveniergeschäfts den Gegenstand meiner Suche klarzumachen. Die Kommunikation lief viel über Hände und Füße. Der Eingang war allerdings verschlossen und auch keine Öffnungszeiten am Eingang. Freundlicherweise griff der Souvenierhändler zum Telefon und teilte mir mit, dass in einer Stunde jemand kommt. Also passte ich mich den örtlichen Gepflogenheiten an und wartete.
In der Zwischenzeit hielt ich noch einen Schnack mit einem jungen Deutschen, der mit seiner Crew gerade vom spanischen Festland aus angekommen war und ebenfalls den Hafenmeister suchte.
Der Hafenmeister war sehr freundlich und wir unterhielten uns über alles mögliche, z.B. das die PCs in seinem Büro ständig durch die Salzluft kaputt gehen. Die Daten der von mir mitgebrachten Personaldokumente aller Crewmitglieder mussten per Hand in eine Liste übertragen werden, was viel Zeit in Anspruch nahm.
Fahrt nach Porto Santos
Nachdem ich dann auch unseren Aufenthalt bezahlt hatte, konnten wir endlich die Leinen loswerfen. Ziel war die 33 sm entfernte Insel Porto Santos. Der Wind wehte zu schwach und aus einer ungünstigen Richtung, so dass wir nicht Segeln konnten. Beim Passieren der letzten Land Ausläufer im Osten der Insel mussten wir durch eine von Gezeiten und Wind unangenehme Welle. Es schüttelte uns ordentlich durch und ich glaube, keiner war böse, als wir endlich durch waren. Der Ausblick auf Madeira hingegen war beeindruckend.
Einen Teil der Strecke verbrachte ich im Halbschlaf auf der Cockpitbank. Vielleicht einfach müde, vielleicht auch ein Hauch von Seekrankheit. So richtig angenehm war das aber auch nicht, da abwechselnd einer meiner Knochen schmerzhaften Kontakt zur harten Bank hatte. Aufgeweckt wurde ich durch die aufgeregten Rufe über eine Delfinsichtung. Und tatsächlich, die Tiere begleiteten uns einige Zeit. Immer wieder schön!
Porto Santos bot mit den vielen Vulkankegeln von See kommend eindrucksvolle Bilder.
Ankunft in Porto Santos
Der Hafen in Porto Santos war bereits voll mit Booten. Gut, dass unser Skipper bereits längere Zeit im Vorraus einen Platz organisiert hatte. Keine Chance da spontan noch was zu bekommen. Der Hafen ist ein beliebter Zwischenhalt für alle Crews, die über den großen Teich wollen. Nicht nur die vielen für Langfahrt ausgerüsteten Schiffe, sondern auch die farbenfrohen Gemälde an der Hafenmauer zeugten davon. Mehr oder auch weniger kunstvoll verewigen sich dort viele Crews.
Ich hatte mich wieder bereit erkärt die Checkin Procedure zu übernehmen. Dafür musste ich zuerst im Hafenmeisterbüro unseren Liegeplatz bezahlen (und ganz wichtig den Code für Duschen und Toiletten in Erfahrung bringen) und anschließend die offiziellen Prozesse bei der Hafenpolizei durchlaufen. Die Fragen waren sehr detailliert z.B. wieviele Maschinen, wieviel PS etc.
Dienstag
Dingy Reparatur
Der Dienstag war als Inseltag vor unserer großen Überfahrt geplant.
Vor dem Ausgang machten wir uns noch an die Reparatur des Dingis. Die Vulkanisierflüssigkeit und auch die Flicken machten keinen besonders vertrauenerweckenden Eindruck und ich zweifelte stark am Erfolg der Reparatur.
Landgang
Ich nutzte anschließend die freie Zeit, um alleine in ein Café zu gehen. Ein bisschen Einsamkeit ist bei so viel sozialer Nähe wie auf dem Boot auch manchmal ganz schön.
Am Nachmittag hatte sich die ganze Crew ganz im Südwesten der Insel in einem Café verabredet. Ich ging die ganze Zeit zu Fuß und versuchte ab und zu mit meinem Amateurfunk Handfunkgerät erfolglos einen Repeater zu erreichen. Die Straße war sehr heiß und sonnig. Mit einem älteren deutschen Ehepaar aus Berlin, die jeden Winter nach Porto Santos kommen, kam ich ins Gespräch.
Am Wegesrand fiel mir eine gut ausgestattete Amateurfunkstation auf. Ich traute mich aber nicht zu klingeln.
Das Café bot einen tollen Blick auf die brechenden Wellen an den vorgelagerten Inseln. Irgendwann fanden sich dann auch alle Crewmitglieder ein. Bis jetzt keine Verluste!
Auf dem Rückweg legten wir dann noch einen Stop im Supermarkt ein, um unsere Vorräte für die Überfahrt aufzufüllen.
Ölwechsel
Skipper Ingo wollte noch gerne einen Ölwechsel am Saildrive Getriebe durchführen. Das Öl war milchig, was auf eingedrungenes Wasser hindeutet und das Saildrive Getriebe beschädigen kann.
Ich hatte mich bei diesem Ölwechsel als Assistent freiwillig gemeldet. Die Zugangsklappe lag passenderweise auch direkt in meiner Kabine.
Wir räumten alle empfindlichen Dinge weg und trugen nur ein Mindestmaß an entbehrlicher Kleidung. Anders als beim Auto gibt es keine Ablassschraube, sondern man muss das Öl mit einer kleinen Handpumpe absaugen. Eben jene Pumpe zerfiel immer in Einzelteile und bereitete uns Kummer. Dabei wurde das Pumpen dadurch erschwert, dass die Pumpe durch das Öl glitschig wie ein Aal war. Vielleicht ist bei der Aktion sogar das ein oder andere unschöne Wort gefallen.
Den Ölwechsel jedenfalls konnten wir erfolgreich abschließen.
Mittwoch
Finale Vorbereitungen
Am Vormittag mussten noch einige Reisevorbereitungen getroffen werden. Dazu zählte zum Beispiel das Anschlagen eines Stagreiter Segels auf dem Vorschiff oder die Zubereitung eines Nudelsalats als Reiseproviant. Ich nutzte die Chance auch für private Vorbereitungen. Dinge wie Handschuhe, Halstuch, Taschenlampe etc. sollten schnell griffbereit sein. Bei Seegang in der Kabine einen Gegenstand zu suchen macht sehr wenig Spaß.
Es geht los
Zur Mittagszeit legten wir ab und mussten Abschied von Porto Santos nehmen. Unser Ziel auf den Kanarischen Inseln war noch 290 sm entfernt.
Langsam zogen noch einmal die eindrucksvollen Silhouette mit den Vulkan Kegeln vorbei.
Beim Wachplan hatte der Skipper die Crew in zwei Wachen a 2 Personen eingeteilt. Am Tag war eine Wache 6h, in der Nacht nur 4h. Ich kam mit Alisa in eine Wache. Das Ehepaar aus Nürnberg bildete die andere Wache. Der Skipper selbst war keiner Wache zugeordnet, sondern war immer auf Standby. Der Skipper hatte uns auch darauf hingewiesen, dass bitte manuell gesteuert wird. Also kein Autopilot. Ich fand das cool, viele Leute schalten den Autopilot ein und verlassen sich total darauf. Wenn es dann mal ein technisches Problem gibt, kann keiner gut Steuern.
Unser Zielkurs nach Lanzarote war ein Amwind Kurs mit etwa 15 kn Wind und 1,5 m Welle. Klingt erstmal wenig, fühlte sich im Schiffsinneren aber doch ziemlich ruppig an.
Die Stunden zogen dahin und irgendwann war das Land komplett verschwunden. Weit und breit nur Wasser und Wellen. Auch keine anderen Schiffe. Das sollte jetzt auch längere Zeit so bleiben. Manchmal hatten wir Schiffe auf dem AIS aber sehr wenig Sichtungen.
Beim Sonnenuntergang kam durch die tiefstehende Sonne noch kurz das goldgelb leuchtende Madeira in Sicht. Zum Abendessen gab es den vorbereiteten Nudelsalat.
Unsere erste Wache
Wir hatten die Wache von 20 – 0 Uhr und langsam wurde es ruhiger im Cockpit bis auf uns zwei Wachhabende. Meine Wachpartnerin Alisa hatte nur einen einzigen Urlaubstörn als Vorerfahrung und war entsprechend ein bisschen aufgeregt. Da ich schon öfters auch längere Schläge über Nacht gesegelt bin, machte ich mir keine Sorgen.
Nach einer Weile hatte ich mich gut eingesteuert auf Wellen und Boot. Allerdings stellte mich der Sonnenuntergang vor ein unerwartetes Problem: plötzlich hatte ich keinerlei Bezugspunkte mehr. Am Tag hatte ich nach den Wellen gesteuert, die waren jetzt verschwunden.
Den Kompass und den Kartenplotter hatte ich natürlich noch, aber dort dauerhaft draufschauen ist anstrengend. Durch den Wellengang war ja auch viel Bewegung im Boot.Es wurde erst wieder einfacher, als die ersten Sterne sichtbar wurden. Jetzt gab es wieder Bezugspunkte zum Orientieren.
Wir haben uns jede Stunde am Ruder abgewechselt. Das erwies sich als eine gute Zeit, in der man die Konzentration aufrechterhalten kann. Bei unserem 4h Zyklus bedeutet das, dass jeder zweimal dran war. Die Person, die nicht gesteuert hat, saß/lag gut eingepackt im Halbschlaf auf der Cockpitbank. Alisa hatte sich auch nach kurzer Zeit in ihrer Rolle am Steuer eingefunden.
Manchmal hatte ich am Steuer das komische Gefühl, die einzige Menschenseele weit und breit zu und vielleicht überhaupt zu sein. Im Schiff regte sich nix und auch das zweite Mitglied der Wache lag still und verschluckt von der Nacht. Ein weitere Gedanke, den ich hatte war: “Wenn hier einer über Bord geht, gibt es keinerlei Chance.” Ich überprüfte lieber nochmal meinen Lifebelt.
Die Wellen fand ich in der Nacht besonders unangenehm. Am Tag kann man sich vorbereiten und besonders große Wellen in einem günstigeren Winkel ansteuern. Der Steuermann kann dann auch eine Warnung für die Crew ausstoßen. In der Nacht kommen die Dinger plötzlich und unerwartet und werfen einen manchmal 40° vom Zielkurs.
Ich war auf einen Stern aufmerksam geworden, der sich komisch verhielt. Er bewegte sich. Von Helligkeit und Höhe war er aber nicht von den Anderen zu unterscheiden. Ich überlegte noch, ob das vielleicht ein Flugzeug oder die ISS sein könnte. Ganz allmählich bewegte sich mein Stern nach Backbord. “Das ist ein anderer Segler” schoss es mir durch den Kopf. Das Licht wechselte beim Passieren dann auch von Weiß auf Grün. “Wir sind doch nicht so alleine wie wir dachten.” Also weiter gut Ausguck halten.
Manchmal kamen auch ein paar verstümmelte Funksprüche rein. Oft hörte man nur ein Rauschen, eine AIDA war aber gut hörbar mit einem starken deutschen Akzent im Englisch.
0 Uhr übergaben wir die Wache an das andere Wachteam. Kurze Zeit später lag ich auch schon dick eingepackt in meinem Schlafsack. Entgegen meiner Erwartungen fiel ich schnell in den Schlaf. Durch meine Ohrenstöpsel drangen nur gedämpfte Geräusche an mein Ohr.
Donnerstag
Unsere Nacht endete für uns bereits wieder kurz vor 4 Uhr wegen unserem nächsten Wachantritt. Die wenigen Stunden Schlaf waren doch überraschend erholsam. Die andere Wache berichtete uns von erneutem Delfinbesuch.
In der Nacht war alles an Deck feucht und salzig. Meine Brille musste ich regelmäßig vom Salz befreien.
Es wird gefunkt
Früh hörte ich auf Kanal 16 ein interessantes Funkgespräch zwischen zwei Schiffen mit. Die Sprache war mir unbekannt, aber ich konnte hören, dass es kein ernsthaftes Gespräch war und Quatsch gemacht wurde. Auf Kanal 16 sollten außer im Notfall keine Gespräche stattfinden, sondern er dient nur zur Verbindungsaufnahme und dann wird der Kanal gewechselt. Das Gespräch steigerte sich immer mehr. Die Teilnehmer gingen dazu über, Laute ins Mikrofon zu rufen, so wie:“LALALALALA“. Eine andere Station (ich denke ein größeres Schiff) bat um Funkdisziplin, wurde aber ignoriert. Irgendwann kam von dieser Station ein genervtes:”THIS IS A EMERGENCY CHANNEL. SWITCH CHANNEL FOR YOUR FUCKING CONVERSATION”. Wow, sowas kann man auf der Ostsee nicht erleben, da kommt wahrscheinlich die Wasserschutzpolizei.
Die Herausforderungen des Lebens an Bord
Um 8h konnten wir wieder an die zweite Wache übergeben. Zum Frühstück gab es natürlich Nudelsalat. Wind und Wellengang nahmen aber stetig zu und wir mussten das erste Reff ins Groß nehmen. Die Bedingungen unter Deck waren schwierig aufgrund der Bewegungen. Man torkelt wie ein schwer Betrunkener durch die Gegend und schlägt trotz Vorsicht öfters irgendwo an. Besonders negativ ist mir der Toilettengang in Erinnerung geblieben. Zuerst muss dafür das in der Mitte vom Salon gelegene Seeventil geöffnet werden. Man kniet also auf dem schrägen Boden und öffnet das unter einem Deckel verborgene Ventil. Unsere einzige geöffnete Toilette für die Überfahrt war an Backbord und damit aufgrund unseres Amwind-Kurses immer oben. Das Ausziehen der Hose war die größte Herausforderung. Dafür braucht man zwei Hände und kann sich in dem Moment nicht festhalten. Wenn in diesem Moment eine große Welle kommt, fällt man hilflos gegen die Tür. Ich habe Segelfreunde, die anschließend mit runtergelassener Hose auf dem Salonboden lagen.
Nachdem Toilettengang müssen natürlich alle Schritte in umgekehrter Reihenfolge wieder abgearbeitet werden. Kein Prozess der so richtig Spaß macht. Um unnötige Gänge zu vermeiden aß und trank ich relativ wenig.
An Tätigkeiten wie Lesen oder Schreiben war nicht zu denken. Nur Steuern oder sitzend aufs Wasser gucken möglich. Okay, Musikhören wäre vielleicht noch gegangen.
Aufgrund der kurzen Nacht entschied ich mich für Schlaf unter Deck. Aufgrund der geschlossenen Kabinenfenster war die Luft stickig und unangenehm. Ich fand keinen Schlaf. Als ich später wieder an Deck ging, hatte mich ein Unwohlsein ergriffen. Brennendes Gefühl im Magen und schlechte Laune. “Bestimmt Seekrankheit” dachte ich. Mittlerweile denke ich aber, dass es auch Hunger war. Aufgrund der einseitigen Speisenoptionen (Nudelsalat) und meiner Vermeidungsstrategie für die Toilette, hatte ich wenig zu mir genommen.
Wache muss sein
Da die beste Therapie gegen Übelkeit ist selbst zu Steuern. Ich trat deshalb unsere Wache 30min früher an und übernahm das Steuer. Das Unwohlsein wurde dadurch auch wieder besser. Der Kraftaufwand am Steuer war groß und führte zu Verspannung in meinem Schulterbereich. Vor der Nacht wechselten wir im Groß auf das 2. Reff für etwas mehr Ruhe.
Der Sternenhimmel war noch schöner als in der ersten Nacht. Die Sternenbilder wie mit einer Feder gezeichnet. Sternschnuppen zeigten sich mit grünen Blitzen.
Das erste Mal in meinem Leben sah ich Meeresleuchten. In unserer Heckwelle funkelte und blitzte es in jeder Welle im Wasser. Kein großes Feuerwerk, eher dezent. Am Anfang denkt man, die Fantasie hat einen Streich gespielt.
Als Alisa steuerte, konnte ich über meinen Blick auf die Sterne achteraus auch gut erkennen, ob wir noch auf Kurs lagen.
Sah ich plötzlich neue Sterne und Sternbilder, hatten wir unseren Kurs kurz verlassen.
In Fahrtrichtung konnten wir einen Lichtschein am Himmel wahrnehmen. Da liegen die Kanarischen Inseln! Auch der aufgefangene Funkverkehr nahm zu.
Die Zeit bis zur Wachablösung zog sich auch aufgrund der früher angetretenen Wache hin. Der häufige Blick auf die Uhr zeigte kaum Fortschritte. Um 0 Uhr konnten wir schließlich an die 2. Wache übergeben. Ziemlich kaputt fiel ich in meine Koje.
Freitag
Fast am Ziel
Die Ansteuerung von La Gracosa bekamen wir nicht mit, da wir ja die Wache übergeben hatten und in der Koje waren. Als der Diesel gestartet wurde, kam aber die Wache 1 an Deck.
Kurz nach um 4 kamen wir in der Ankerbucht an. Dort lagen bereits einige Boote. Ein Katamaran mit heller Beleuchtung am Rumpf blendete die Augen und schränkte unsere Sicht extrem ein. Der Skipper leitete das Ankermanöver souverän und fand noch einen Platz für uns. Ich war mit vorne an der Ankerwinch. Da es alles ein bisschen eng war, schlief der Skipper draußen. Wir anderen begaben uns nochmal in die Koje. Ohne Fahrgeräusche und Seegang fiel ich in einen erholsamen Schlaf.
Ein neuer Tag
Früh bereitete der Skipper ein leckeres Frühstück für uns vor. Anschließend ging es baden. Das stellte bei mir immerhin das Gefühl einer gewissen Grundhygiene wieder her. Mein Stimmungestief des gestrigen Tages war wie weggeblassen. Urlaubstörn Feeling!
Später fuhren wir zur Marina La Gracosa. Dabei nutzen wir testweise die Stagreiterfock. Die hatten wir zwar für den Fall der Fälle angeschlagen, aber bisher noch nicht gesetzt. Es ging gut.
La Gracosa steht unter Naturschutz. Der dortige Hafen darf nur nach vorheriger Anmeldung genutzt werden. Das hatte unser Skipper für uns organisiert. Leider war seine E-Mailadresse auf der Registrierungswebsite mit einem anderen Schiffsnamen verknüpft. Er hatte zwar direkt an den Betreiber geschrieben, aber keine Antwort bekommen. Am Nachmittag kam ein Marinero und kontrollierte unsere Registrierung. Er gab uns zu verstehen, dass wir wegen des Schiffsnamens auf keinen Fall bleiben könnten und es gab eine lange und emotionale Diskussion mit unserem Skipper. Zum Glück spricht er gut Spanisch, ich wäre mit der Situation total überfordert gewesen. Wir konnten im Hafen bleiben, was uns erstmal alle erleichterte. Das Marinero ließ aber verlaute, dass eventuell noch eine Strafe auf uns zukommt. Wir sicherten unserem Skipper unsere finanzielle Unterstützung für diesen Fall zu. Er hat uns nicht wieder kontaktiert. Ich hoffe deshalb, dass alles geregelt wurde.
Die Toilette zu finden war schwierig. Als ich die Bedürfnisanstalt dann endlich gefunden hatte, war natürlich kein Klopapier da. Also nochmal den langen Steg zum Boot zurücklaufen. Die Dusche erwies sich als eine Enttäuschung. Der Duschkopf fehlte, es kam nur kaltes Wasser und es kam auch nur ein müdes Rinnsal aus dem Schlauch. Egal! Ich war trotzdem glücklich und fühlte mich wieder bereit für die Zivilisation.
Samstag
Der Tag war als Inseltag eingeplant und jeder konnte sich seine Zeit frei einteilen. Ein paar Crewmitglieder wollten mit einem Jeep eine Insel Exkursion machen. Auf Autofahren hatte ich keine Lust, also trennten sich die Wege temporär.
Ich miete ein Fahrzeug
Ich hatte mir 2l Wasser in den Rucksack gepackt und wollte eigentlich wandern gehen. Am Ortsausgang stieß ich aber auf mehrere Fahrradverleiher. Da dieses Angebot viele Leute nutzten und niemand den Weg lief, war ich schnell überzeugt. Bei der Einweisung gab es ein paar Informationen zu möglichen Routen und Spots und auch eine Notfallnummer. Das Fahrrad mietete ich für eine bezahlbare Summe für den ganzen Tag. Es war ein Mountainbike mit abgefahrenem Profil und einem Korb am Lenker für den Rucksack.
Die nächsten Stunden kämpfte ich mich mit meinem treuen Zweirad durch ein Gelände, dass höchstwahrscheinlich durch Sauron persönlich erschaffen wurde. Es gab keinerlei Vegetation, dafür Vulkankrater, schwarzes Geröll und schwarzen Sand. Die Land Rover Defender, die als Touristen Shuttle eingesetzt wurden, zogen eine ein Kilometer lange Staubwolke hinter sich her. Unterbrochen wurde die Straße regelmäßig von einer Senke. Vielleicht ein trockener Flusslauf? Auch wenn Regen in dieser Steinwüste schwer vorstellbar ist. In manchen Bereichen hatten die Fahrzeuge die Piste in ein Waschbrett mit vielen kleinen Rippen verwandelt. Bei meiner Internetrecherche konnte ich lernen, dass der Fachbegriff dafür “Wellblechpiste” ist. Es fuhr sich mit dem Fahrrad jedenfalls sehr unangenehm.
Schließlich machte ich Pause am belebten Strand “Playa de las Conchas”. Die vollen Fahrradständer zeugten davon, dass auch Andere sich den Ort erarbeitet hatten. Ich setzte mir in den Kopf, den nahgelegenen Vulkankegel “Montaña Bermeja” zu besteigen. Der Weg führt über loses Vulkangestein ohne Serpentinen gerade zum Gipfel. Ein bisschen leichte Kletterei war auch noch notwendig. Dabei holte ich mir am scharfkantigen Gestein noch eine kleine Schnittverletzung an der Hand. Von oben bot sich ein fantastischer Ausblick. Nach Norden hellblaues Wasser mit den vorgelagerten Felseninseln. Nach Süden der Blick auf die schwarzen Hügel von La Gracosa. Aus dem Rucksack zog ich mein Amateurfunk Handfunkgerät. “Von hier oben müsste man doch eigentlich eine gute Reichweite haben…”. Ich probierte einige Zeit auf der Anruffrequenz 145.500 Mhz zu rufen, allerdings antwortete niemand. Ein paar mir unverständliche Gespräche konnte ich noch auffangen. Ich meine sie waren auf Portugiesisch aber vielleicht irre ich mich da auch.
Der Abstieg im steilen losen Gestein erwies sich als unerfreulich. Man muss sehr aufpassen und ich würde diese Tour nur Geübten empfehlen. Zum Glück habe ich als Kind meine Urlaube mit der Familie oft in den Alpen verbracht.
Mein Rundweg führte mich weiter vorbei an dem Strand “Playa Lambra”. Trotz der dicken Mountainbikereifen und wenig Luftdruck kam ich öfters im Losen Sand zum Stillstand.
Schließlich kam ich nach “Pedro Barba”. Das ist neben dem Hauptort “Caleta de Sebo”, in dem sich auch der Hafen befindet, der einzige Ort auf der ganzen Insel. Ort ist aber ein großes Wort für diese Ansammlung von ein paar Häusern. Es gab weder einen Kiosk, Café noch irgendeine andere Einkaufsmöglichkeit. Früher war “Pedro Barba” mal ein Fischerdorf. Die Hafenmauer mit Eisenringen zeugte noch von dieser längst vergangenen Geschichte. Eigentlich hatte ich auf eine Verpflegungsmöglichkeit gehofft. Zum Glück hatte ich immer noch viel Wasser im Rucksack. Also wieder auf den Drahtesel und weiter!
Der Rückweg an der Ostküste verlangte aufgrund von langen Steigungen nochmal einiges ab. Auch die anderen Fahrradfahrer mussten regelmäßig Pausen einlegen.
Zurück in der Stadt
Wieder zurück in Caleta de Sebo verlangte mein Körper dringend nach einer stärkenden Belohnung. Ich hatte zwar Wasser, aber keinen Proviant auf meiner Wüstentour mitgeführt. In einem Café angekommen, ergab sich schnell ein Gespräch mit dem britischen Gentleman vom Nachbartisch. Als er erfuhr, dass ich aus Deutschland bin, wechselte er die Sprache auf Deutsch. Er zählte mir, dass er oft in Berlin war. Sein Deutsch war grammatikalisch korrekt, hatte aber etwas Ungewohntes. Er verwendete oft alte und sehr blumige Vokabeln. Schließlich erklärt er mir, dass er vor seiner Pensionierung in London Deutschlehrer gewesen war. Da er als Tagesbesucher zurück mit der Fähre nach Lanzarote musste, mussten wir schon wieder “Goodbye” sagen.
Am späten Nachmittag fanden sich wieder alle Crewmitglieder auf dem Boot ein. Jeder hatte auf seine eigene Art und Weise einen tollen Inseltag erlebt.
Sonntag
Auf nach Fuerteventura
Wieder einmal war Aufbruch angesagt. Wir legten die Leinen los für den 43 sm Schlag nach Fuerteventura. Da kein Wind war, tuckerten wir gemütlich an der Westküste Lanzarotes entlang. Manches Crewmitglied ärgerte sich über den fehlenden Wind. Nach meiner bescheidenen Erfahrung haben solche Beschwerden aber keinerlei Einfluss auf das Wettergeschehen. Mir war die Motorfahrt sogar ganz Recht. Ich lag auf dem Vorschiff und scannte mit meinem Handfunkgerät die UKW Frequenzen ab. Das wurde schnell langweilig und deshalb wechselte ich auf einen lokalen Radiosender.
An der Küste konnten wir eine riesige Investruine in Form einer Hotelanlage sehen. Besonders in Erinnerung ist mir eine Stelle geblieben, an der die Wellen der Atlantik Dünung meterhoch in weißem Schaum zerspritzten.
Bei der Passage des Leuchtturms stellte sich dann doch noch Wind ein und wir konnten für die Überfahrt nach Fuerteventura den Dieselmotor stoppen.
Ankern
In Corralejo wollten wir in der Bucht ankern. Unsere Ankerversuche schlugen aber alle fehl. Beim Einfahren slippte der Anker immer wieder über den Grund. Schließlich gingen wir an eine Muringtonne. Diese wirkte aufgrund ihrer Größe und der 25mm Schwimmleinen extrem überdimensioniert für unser Boot. Um ein Abrutschen der dicken Leinen von den Klampen zu verhindern, belegte ich noch zusätzlich mit einem Gurtband.
Den ganzen Abend waren wir etwas angespannt, ob wir noch vom Besitzer von der Boje vertrieben werden. Es entwickelte sich zu einem Running Gag einlaufende Schiffe daraufhin zu bewerten:”Das könnte er von der Größe her sein”. Unsere Befürchtungen erwiesen sich zum Glück als unbegründet, wir konnten bleiben.
Der Schwell der Hafenfähre schaukelte das Boot jedes Mal gut durch. Crewmitglied Birgit war längere Zeit unter Deck und hatte mit Übelkeit zu kämpfen.
Immerhin mussten wir in der Nacht keine Ankerangst aufgrund der überdimensionierten Muring haben.
Montag
Die Wolfsinsel
Früh ging es direkt ohne Frühstück los. Unter Maschine ging es zur nahgelegenen Wolfinsel “Isla de Lobos”. Trotz unserer frühen Ankunft waren dort schon viele Boote in der Bucht vor Anker. Dazu gehörten Ribs, Wassertaxis aber auch mehrere Langfahrer.
Wir badeten zweimal und es gab English Breakfast.
Der letzte Schlag
Die Rückfahrt auf unseren finalen Hafen Rubicon/Lanzarote verlief auf Amwind Kurs. Das Wind nahm immer weiter zu, was zu richtig Action führte. Alisa hat gesteuert und dabei viel gelernt, denke ich.
Zuerst mussten wir zur Tankstelle. Danach erledigte ich wieder die aufwendige Hafenbürokratie zum Einchecken. Als eingespieltes Team fuhren wir souverän in unseren Liegeplatz.
Mittlerweile hatte unser Skipper Ingo auch klargemacht, dass das Boot am folgenden Tag für den Tausch der Dichtung an der Schraube an den Kran geht. Diese Dichtung war der Grund für unseren Ölwechsel auf Porto Santos.
Die Auswahl bei Gastronomie und Bars ist in Rubikon sehr groß.
Wir ließen unseren letzten Abend erst im Restaurant und später in einer Cocktailbar ausklingen.
Dienstag
Das Taxi zum Flughafen erwartete uns um 8 Uhr im Hafen. Für mich war das meine Erste Lanzarote Erfahrung überhaupt. Die zerklüftete Vulkanlandschaft faszinierte mich. Alles war 3 Dimensional. Die Strommasten z.B. konnten nicht wie bei uns in einer direkten Linie gebaut werden, sondern mussten immer wieder kleine Hügel überwinden.
Fazit
10 Tage und 364sm. Dieser Törn war für mich ein großes Abenteuer. Soviele verschiedenen Inseln, Seemeilen und Erlebnisse. Damit muss man erstmal klarkommen. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, um den Kopf frei zu bekommen.
Ich bin schon einige Male längere Strecken gefahren, z.B. Elba-Sardinien, Menorca-Sardinien oder Niederlande-England. Diese Überfahrt war aber aufgrund der Distanz, der Atlantikwelle und der Einsamkeit (kein Land, wenig Schiffe) etwas Besonderes.
Die Überfahrt war stellenweise außerhalb meiner Komfortzone. Aber auch dadurch habe ich wichtige Dinge gelernt. Bei der nächsten längeren Fahrt achte ich konsequent auf die regelmäßige Einnahme von Flüssigkeit und Nahrung. Das ich auch während der Fahrt gut schlafen konnte, hat mir Hoffnung gegeben.
Ich fande es auch cool, viel manuell zu steuern bei Welle und verschiedenen Lichtbedingungen ohne Bezugspunkte. Das war auch körperlich Anspruchsvoll.
Ich bin auf jeden Fall an dem Törn gewachsen. Einen längeren Törn kann ich mir jetzt besser vorstellen. Es muss ja nicht gleich eine Atlantiküberquerung sein.
Die Segelschule Hering kann ich definitiv empfehlen. Der Kontakt zur Schule war nett und informativ. Unser Skipper Ingo ist kompetent, erfahren und konnte auch aufgrund seiner Sprachkenntnisse in Portugiesisch und Spanisch viele Dinge organisieren. Das Boot war in gutem Zustand und sinnvoll ausgerüstet.
Madeira hat mir sehr gut gefallen. Aufgrund der straffen Zeitplanung konnte ich leider nicht viel von der eigentlichen Insel sehen. Nur ein Blick aus dem Taxi oder vom Wasser aus waren möglich. Meinen bereits geplanten nächsten Urlaub werde ich komplett auf Madeira und Gewässer verbringen.
Transparenzhinweis:
Ich habe für den Törn keine Vergünstigungen erhalten und bin in keinerlei Geschäftsbeziehungen zur Segelschule Hering.