Vorwort
Mit Katamaranen habe ich bisher noch keine praktischen Erfahrungen gemacht. Momentan bin ich an Einrumpfbooten mehr interessiert, vielleicht ändert sich das aber auch noch.
Mein Segelfreund A. kennt sich in diesem Bereich deutlich besser aus und hat schon viel Zeit auf Katamarantörns verbracht. Dieses Jahr war er auf der Bootsmesse „Multicoque in La Grande“ und hat freundlicherweise einen Gastbeitrag für meinen Blog geschrieben.
Beachtet bitte, dass der Beitrag unter Umständen nicht.
Besucherbericht – Multicoque in La Grande Motte 19. – 23. April 2017
Der vorliegende Beitrag berichtet von der Bootsausstellung in «La Grande Motte» aus Sicht eines Besuchers. Der Autor ist auf der Suche nach einem Cruiser Katamarans im Bereich von 40-46 Fuss (12-14 Meter). Als Hauptkriterium gilt das Preis/Leistungsverhältnis. Es werden nur Modelle aufgeführt, welche auf der Bootsausstellung gezeigt werdem. Die darin vertretenen Meinungen wiederspiegeln lediglich die persönlichen Eindrücke des Autors. Der Autor ist weder journalistisch noch in der Bootsbranche tätig und somit komplett unabhängig.
La Grande Motte (LGM)
La Grande Motte ist ein Ferienort in Südfrankreich und liegt in der Nähe von Montpellier, zwischen Toulouse und Marseille.
Die Stadt wurde von Charles de Gaulle vor gut 50 Jahren ins Leben gerufen. Ziel war es, dass die Franzosen ihre Ferien nicht mehr in Spanien verbringen, sondern in Frankreich verweilen. Ein mexikanischer Architekt wurde beauftragt, die auf dem Reißbrett gezeichnete Stadt zu verwirklichen. Auf Grund des mexikanischen Einflusses entstanden diverse pyramidenförmige Gebäude im 70er Stil. Die etwas spezielle Architektur ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie witzig.
Bootsausstellung – Le salon de multicoque (Multihull)
Die Bootsausstellung in «La Grande Motte» ist für Katamaran Fans ein absolutes Muss und unterscheidet sich wesentlich von Ausstellungen wie «Boot Düsseldorf» oder «Salon Nautique de Paris». Nicht nur, dass die Boote statt in einer Halle direkt auf dem Wasser gezeigt werden, auch die Organisation sowie das Publikum ist anders. Während bei einer «Boot Düsseldorf» bei Eröffnung tausende Menschen in die Hallen strömen und auf perfekt vorbereitete Stände treffen, scheint es Südfrankreich etwas lockerer zuzugehen. Auch 10 min. nach Eröffnung sind viele Aussteller noch beschäftigt ihren Stand vorzubereiten. Dies wirkt zwar auf den ersten Blick etwas unprofessionell, gibt dem Ganzen aber irgendwie ein sympathisches, südländisches Flair. Fairerweise muss man festhalten, dass bei Eröffnung 25 Knoten Wind herrschte, was die Vorbereitungen wohl etwas verkompliziert hat. Die Boote im Wasser, die Masten schwankend im starken Wind und die Leute im Ölzeug geben der Ausstellung einen realistischen Touch, welcher in Hallenausstellungen mit Attrapemasten fehlt. Statt tausende Personen steigert sich die Besucherzahl gemächlich auf einige hundert, so dass man auf den Stegen noch angenehm Platz findet.
Da die Boote sehr nah beieinanderliegen, lassen sie sich optimal vergleichen. War man bereits einmal auf dem gewünschten Boot, kann man in der Regel ohne weiteres wieder kurz rauf, um z.B. ein Detail, welches man vorher vergessen hat, anzusehen.
Evaluiert man den Neukauf eines Katamarans, ist man auf der Bootsausstellung in «La Grande Motte» bestens aufgehoben. Keine andere Ausstellung bietet so viele Katamarane, so dicht aneinandergereiht.
Welches ist das ideale Cruiser Boot?
Da die Bedürfnisse extrem unterschiedlich sind, muss diese Frage wohl jeder für sich selber beantworten. Als erstes wäre da zu klären, ob man sich für einen Monohull oder einen Mehrfachrumpf entscheidet. Anschliessend müssen die Prioritäten (Komfort, Segeleigenschaften, Preis, etc.) festgesetzt werden. Wählt man einen Katamaran, muss man sich bewusst sein, dass die Preise auf dem Occasionsmarkt (Gebrauchtmarkt) auf Grund der anhaltenden Nachfrage sehr hoch sind. Für einen Katamaran blättert man so in etwa das Doppelte eines Einrumpfers gleicher Länge hin. Natürlich bietet der Kat auch dementsprechend mehr Platz.
Im vorliegenden Artikel wird eine Evaluierung eines Cruiser-Kats im Bereich 40-46 Fuss vorgenommen. Die Tatsache, dass Cruiser-Kats erst bei knapp 40 Fuss so richtig loslegen, zeigt schnell, dass ein entsprechendes Budget vorhanden sein muss. Sehr schnell ist man auch bei Occasionen bei einem anständigen sechsstelligen Betrag. Da stellt sich die Frage, ob man nicht mit einem Neukauf besser bedient ist. Günstiger kommt dies zwar nicht. Dafür spart man sich die Reisen zu den Besichtigungsterminen, bei welchen das Bild der Anzeige oft nicht mit dem tatsächlichen Zustand übereinstimmt. Für die Evaluierung eines neuen Kats ist die Multicoque in LGM bestens geeignet. Alle namhaften Hersteller preisen hier ihre Modelle an. Die neuen Kats bieten eine hervorragende Platzausnutzung und locken mit einem attraktiven Basispreis. Der Basispreis täuscht allerdings. Die tatsächlichen Anschaffungskosten liegen weit darüber. Die zusätzlichen Optionen sind bei allen Herstellern teuer. Schnell hat man Optionen für über hunderttausend Euro gewählt. Die Preise sind geschickt zusammengestellt. Dinge, wie Fender / Festmacher, welche man anderswo relativ einfach kaufen kann, sind vergleichsweise günstig. Optionen, die man für ein segelfertiges Boot quasi haben muss, dafür umso teurer. In der folgenden Evaluation wird hauptsächlich der Basispreis bewertet. Auf Optionen wird nur am Rande eingegangen. Meine Meinung ist, dass man auf möglichst alle Optionen verzichten und diese anderswo besorgen sollte.
Die in Frage kommenden Kats wurden nach folgenden Kriterien (sortiert nach Priorität) ausgewählt:
⦁ Preis / Leistungsverhältnis der Basisausstattung
⦁ Handling mit kleiner Crew möglich
⦁ Vernünftiger Kompromiss (Komfort, Stauraum, Segeleigenschaften)
Es wurden nur Modelle mit Fly Bridge auf halber Höhe oder Doppelsteuerstand einbezogen.
Nachstehend die ausgewählten Modelle (sortiert nach Länge):
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Da das Boot nicht im Charterbetrieb eingesetzt werden soll, werden alle Boote als 3-Kabinen Eignerversion konfiguriert. Bei 40 Fuss Booten werden 2 Bäder gewählt. Bei den größeren (Lagoon 42, Nautitech 46 sowie Leopard 45) gibt es die Eignerversion nur mit 3 Nasszellen. Sämtliche Kats haben einen eigenen Motorenraum, so dass man nicht, wie teilweise bei älteren Modellen üblich, unter dem Bett der Achterkabine das Öl kontrollieren muss. Alle Modelle führen die Leinen ins Cockpit, so dass das 2. Kriterium eigentlich bei allen erfüllt ist. Einige Modelle (Nautitech, Lagoon) verwenden sogar eine Selbstwendefock.
Um den Vergleich etwas einfacher zu gestalten, werden die Kats in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Einsteigerklasse im 40 Fuss Bereich und die Komfortklasse im 45 Fuss Bereich. Der Nautitech 46 hat zwar eine Wasserlinie von 13.79m ist mit einer Länge von 13.71m aber eher als 45-er zu klassifizieren. Der Lagoon 42 ist mit seiner Länge von 12.8m deutlich kürzer als seine 45 Fuss Konkurrenten. Durch seine gewaltige Gesamtbreite von 7.7m (breitester Kat im Test) und seinen breiten Rümpfen bietet er dermassen Komfort und Stauraum, dass er den Vergleich mit den beiden längeren Schiffen aufnehmen kann. Daher gehört dieses Boot eindeutig in die Komfortklasse. Es gäbe natürlich noch den Lagoon 450. Dieser kommt für mich jedoch ohnehin nicht in Frage und wurde daher weggelassen.
Grundsätzlich ist es enorm schwierig, solch unterschiedliche Katamarane angemessen zu vergleichen. Die Detailausrichtungen sind einfach zu vielfältig. Sicherlich hat jeder seine Daseinsberechtigung und sein Zielpublikum. Um die spezifischen Eigenschaften etwas hervorzuheben werden die Boote als erstes einzeln betrachtet.
Fontaine Pajot Lucia 40
Der Kat verfügt über eine gute Aufteilung. In den Rümpfen ist die Stehhöhe gut. Bei FP sind die Kiele als eigene Komponenten vollständig von den Rümpfen getrennt. Die Idee ist, dass bei einer Kollision der Rumpf intakt bleibt und nur der Kiel gewechselt werden muss. Die Aufteilung Saloon, Cockpit, Kabinen ist funktionell, eher durchschnittlich. Die Bettlänge der Achterkabine ist mit 2m ausreichend. Auf Grund der relativ leichten Konstruktion (8.9 Tonnen) und der üppigen Segelfläche (Gross: 58m2 / Genua: 37m2) sollte die Lucia 40 sportlich zu fahren sein. Der Basispreis ist auf «günstige» 262’900.- Euro festgelegt.
Auf Grund des mangelnden Interesses des Verkäufers (EuroCat) habe ich diesen Kat kurzerhand von meiner Liste gestrichen.
Bali 4.0
Für den Besitzer eines Bali 4.0 Kats steht der Wohnkomfort eindeutig im Vordergrund. Statt den Innen- und Aussenbereich wie bei anderen Kats üblich zu trennen, gibt es ein Cockpit, welches ruckzuck in ein Innen- oder Aussencockpit verwandelt werden kann. Der Mechanismus funktioniert ähnlich wie ein Garagentor. Durch den Verzicht auf den zweiten Tisch wird entsprechend Wohn- und Stauraum gewonnen. Ausserdem könnte es so gut auch in etwas kälteren Lokationen eingesetzt werden. Wer trotz geschlossenem Cockpit einen Kaffee im Freien geniessen möchte, findet im grosszügigen Vordercockpit dafür Platz. Das bei anderen Kats übliche Trampolin ist dort einer komfortablen Lounge gewichen, welche man sonst eher in Kats mit 45 Fuss Länge findet. Die Stehhöhe in den Rümpfen ist für meine Grösse (1.88m) gut, Komfort und Stauraum in den Kabinen ebenfalls. Diverse wichtige Komponenten (Anker, durchgelattetes Gross, etc.) sind nur als teure Optionen erhältlich. Gemäss Händler muss man zum Basispreis von 262’569.- Euro noch ca. 80’000 dazu rechnen, damit man eine vernünftige Segel-Grundausstattung erhält. Mir war das Boot zu sehr auf den Wohnkomfort ausgelegt. Daher habe ich es von meiner Favoritenliste gestrichen.
Nautitech open 40
Das Boot konnte ich schon an der Düsseldorf 2016 bewundern. Dort hatte es mir bereits gut gefallen. Durch die beiden Steuerstände ist der Aufbau flach, was dafür sorgt, dass der Segeldruckpunkt tief liegt. Dies sorgt für eine gute Stabilität und garantiert mit dem geringen Gewicht von 8.5 Tonnen eine gute Segelleistung. Der Nautitech open 40 ist in der Klasse der 40-Fuss das breiteste Schiff. Mit seinen 6.91m Breite sorgt es für einen komfortablen Wohnbereich. In der Küche wurde ein 2-Brenner Herd verbaut.
Das Nautitech open Konzept ist die Kombination des Innen- und Aussenbereichs, somit optimal für warme Gewässer geeignet. Die Stehhöhe in den Kabinen ist für meine Grösse 1.88 gut. Die Rümpfe sind nicht extrem breit. Daher fällt die vordere Kabine etwas schmaler aus. Der Stauraum ist auf Grund der schmalen Rümpfe auch nicht überragend. Die beiden Steuerstände sind etwas exponiert. Das gegen Aufpreis (1090 Euro pro Steuerstand) erhältliche Bimini eher etwas mikrig. Im ausgestellten Modell war das vordere Fenster im Backbord Rumpf extrem schlecht verarbeitet. Ansonsten ist die Verarbeitungsqualität gut. Die Davits eher Standard, meiner Ansicht nach, bei Wellengang zu tief.
Leopard 40
Der Leopard 40 verfügt über einen bequemen Zugang ins Vorschiff. Während beim 45 dort ein zusätzliches Cockpit vorhanden ist, gibt es beim 40-er «nur» Stauraum. 2 grosse Luken sorgen für guten Stauraum. Das Schiff ist schön verarbeitet und komfortabel ausgestattet. Die Stehhöhe in den Rümpfen ist für mich (1.88m) leider nicht ganz gegeben. Ansonsten lässt der Komfort keine Wünsche offen. In der Küche findet man einen 3 Brenner Herd und eine Arbeitsplatte in Corian. Der elektrische Dinghy Lift überzeugt, ist allerdings nur als Option für 3896.- Euro erhältlich. Leopard vertreibt die Katamarane direkt. Der Leopard 40 soll dank seiner Segelfläche (Am Wind: 94 m2) entsprechend schnell sein.
Lagoon 42
Die Aussenansicht des Lagoon 42 ist etwas gewöhnungsbedürftig. Die gerade Fensterfront wirkt für mich ein wenig klobig. Die Konkurrenzmodelle sehen etwas schnittiger aus. Im Bereich Komfort und Innenstauraum überzeugt der Lagoon aber durchwegs. Kein anderes Schiff bietet ein solches Volumen: Gute Stehhöhe, lange Betten (2.03m in der Mitte sogar 2.10) und viele Staumöglichkeiten. Durch die optisch gut umgesetzte Verbreiterung der Rümpfe hat es auch in der Vordergästekabine ausreichend Platz. Diesel und Wassertanks sind etwas knapp bemessen und könnten als «teure» Optionen ergänzt werden. Für den Basispreis von 305’000.- Euro erhält man ein Schiff, welches in Sachen Komfort absolut keine Wünsche offenlässt. Selbst die Gastkabine erhält ein komfortables Bad. Das Schiff kommt in Sachen Performance wohl nicht an ein Nautitech open 46 oder Leopard 45 heran, ist aber auch kein Wohnsilo. Wählt man das Square Segel (340 Euro) und den Code 0 (Rig: 4358.- Euro + Segel: 7563.- Euro) sollte auch die Leistung stimmen. Das Anker Set (20 kg Delta mit 60m Kette) ist beim Lagoon als Option für 915.- Euro erhältlich. Das Hardtop der Fly Bridge schlägt mit 10’257.- Euro zu Buche. Möchte man ein B&G Chartplotter und Autopilot benötigt man das Essential Equipment für läppische 19’000.- Euro. Dafür erhält man dann gleich noch einen zusätzlichen 300 Liter Dieseltank und einen Batteriencontroller.
Die breite Achterkabine vermittelt schon fast Superyacht Feeling
Nautitech open 46
Der Nautitech open 46 lässt auch keine Wünsche offen. Ein schnelles Boot mit viel Komfort. Mit 10.8 Tonnen zudem ein Leichtgewicht. Die Rümpfe sind schmal. Der Innenstauraum für 46 Fuss dadurch nicht gerade üppig. Während der Leopard 45 über 2 Gästeduschen verfügt, wurde beim Nautitech 46 nur eine verbaut. Beim Lagoon 42 gibt es (sinnvollerweise) auch nur eine richtige Gästedusche. Leider durfte man bei Nautitech die technischen Bereiche (abgesehen vom Motorenraum) nicht besichtigen. Während der Bootshow hatte ich die Gelegenheit das Boot im Rahmen eines Testsails mit dem Standardsegel sowie unter Genaker kurz zu testen. Das Boot lässt sich einfach und direkt steuern. Kleinste Bewegungen werden sofort umgesetzt. Eine Wende wird mit dem Self-tacking-jib zum Kinderspiel. Wie bei Kats üblich, muss die Wende mit genügend Speed und zügig durchgeführt werden, damit man nicht zu viel Geschwindigkeit verliert.
Leopard 45
Der Leopard 45 besitzt wie sein kleiner Bruder (40 Fuss) eine wasserdichte Durchgangstüre ins Vorschiff. Im Gegensatz zum 40-er findet man beim 45 ein zusätzliches Cockpit mit viel Stauraum. Die vorderen Luken sind dermassen riesig, dass sie alles was man dort hineinwirft verschlingen. Persönlich bin ich nicht ein grosser Fan von Vordercockpits, zusätzlichen Lounges oder Sonnenliegen. Beim Leopard 45 ist das Cockpit aber gut umgesetzt. Ich würde es vor allem als zusätzlichen Stauraum nutzen.
Der Bodenstauraum in den Rümpfen ist auch nicht zu verachten. Im Standardpreis sind bereits 2 elektrische Winden enthalten. Jede Gästekabine verfügt über eine separate Dusche.
Die Optionen sind bei Leopard extrem teuer, so dass man besser darauf verzichtet.
Überblick
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Optionen
Bei allen Kats muss man zum Basispreis mindestens 50’000 – 100’000.- Euro hinzurechnen. Segel, Generator, Wassermacher, Batterien, Solar Panels, … sollte man unbedingt woanders kaufen. Oft sind im Standard lediglich Bleibatterien drin, welche man für teures Geld auf AGM oder Gel aufrüsten kann. Die Lithium Technologie ist bei den Bootsherstellern noch nicht angekommen.
Bei Fragen, ob das eine oder andere Feature zum Standard gehört, verliert der Verkäufer manchmal bereits das Interesse. Offensichtlich hat man genügend Kundschaft welche bedingungslos jeden Preis bezahlt. Die Lieferfrist beträgt bis zu einem Jahr, insbesondere bei «spezieller» Konfiguration. Als «speziell» gilt, wenn man nur die Basisversion ohne viele Optionen haben möchte (Beispiel Bali 4.0).
Fazit des Vergleichs
Die Beratung bei Lagoon und Leopard war gut. Dort ist man auf die Wünsche eingegangen. Bei Bavaria konnten die Boote lediglich oberflächlich besichtigt werden. Dafür gab es die Möglichkeit ein Testsail durchzuführen.
Um die Kats vergleichen zu können, müsste man sie wohl alle eine Woche chartern.
Wenn ich mich für ein Boot der 40-er Reihe entscheiden müsste, würde ich entweder den Nautitech 40 oder den Leopard 40 nehmen. Beim Leopard 40 ist die Stehhöhe etwas knapp. Den Nautitech 40 werde ich dieses Jahr noch testen.
In der Komfortklasse wäre momentan der Lagoon 42 der Favorit. Er bietet Komfort wie ein 45-er und hat das beste Preis-/Leistungsverhältnis.
Ich tendiere zu einem Neukauf eines Katamarans in der Basisversion, also sogar ohne Basisoptionen, welche Dinge wie Chartplotter, Autopilot, VHF, etc. enthalten. Den Einbau der ganzen Elektrik (Plotter, Autopilot, Batterien, Solar Panels, Programmierung, etc.) würde ich dann selber vornehmen.
Dies aus zwei Gründen:
⦁ Ich möchte kein proprietäres System, welches beispielsweise nur Charts eines bestimmen Herstellers oder nur gewisse NMEA Komponenten verwenden kann. Die Anzeige und Steuerung soll flexibel, durch Verwendung von unterschiedlichen Geräten (z.B. Smartphone) möglich sein.
⦁ Ich bin nicht bereit massiv überteuerte Preise für oft veraltete Technik zu bezahlen.
Statt eines stinkenden Dieselmotors möchte ich meinen Katamaran, wenn möglich, mit elektrischen Motoren ausrüsten. Über Drittfirmen wie z.B. Torqueedo oder Oceanvolt (ebenfalls an der Ausstellung vertreten) ist dies bei den meisten Werften mittlerweile möglich. Beide Firmen bieten einfach zu installierende Elektromotoren oder Komplettpakete (Batterien, Regler, Controller, Motoren, etc.) an. Fährt man unter Segel dienen die Schiffschrauben (trotz Faltpropeller) als Generatoren, um die Batterien wieder aufzuladen. Man verliert dabei nicht mal viel Geschwindigkeit (<1Kt).
Eine direkte Option zur Elektrifizierung bietet keine Werft an. Fragt man als Privatperson bei den Kat-Verkäufern nach, bekommt man nur eine Antwort: Diesel only! Bei Lagoon muss man (auch über Torqueedo oder Oceanvolt) zwingend den Dieselmotor kaufen und ihn später durch einen Elektromotor ersetzen. Obwohl der Austausch relativ einfach ist, macht das natürlich keinen Sinn. Ausserdem muss man dann die Dieselmotoren wieder irgendwie loswerden. Für eine Umrüstung auf Elektromotoren muss man für einen 40 PS Motor in etwa einen 15 KW Elektro Motor rechnen. Bei den Batterien sollte hier zwingend auf Lithium Technologie gewechselt werden. Super-B und Torqueedo bieten beispielsweise entsprechende marinetauglichen Batterien an. Am liebsten hätte ich Batterien von Tesla, z.B. eine Powerwall. Diese sind aber leider nicht marinetauglich. Ob man sie trotzdem sicher verwenden könnte, muss ich noch klären.
Eine Umrüstung auf Elektrobetrieb ist eigentlich keine komplizierte Sache. Kats sind dafür bestens geeignet. Schade, dass keine der Werften dies anbietet. Hier spürt man, dass die Hersteller keine Innovationen nötig haben, man verkauft auch so gut.
Die Vorteile einer Elektrifizierung liegen auf der Hand:
⦁ Einfache Umrüstung. Bestehende Saildrive Öffnung kann direkt verwendet werden
⦁ Wartungsfreier Motor
⦁ Keine Probleme mit verschmutztem Diesel
⦁ Über die Solarzellen und Schiffsschrauben (unter Segel) werden die Batterien geladen
⦁ Sofortiger Start (Notfallstart) des Motors möglich (kein Vorglühen wie beim Diesel)
⦁ Energie der Batterien kann auch anderweitig verwendet werden. (Abgesehen von der Notfallreserve)
⦁ Elektromotor ist viel kleiner als ein Dieselmotor
⦁ Keine Treibstoffkosten
⦁ Kein Lärm und Gestank
⦁ Umweltfreundlich (Batterien sind langlebig und können komplett wiederaufbereitet werden)
Natürlich gibt es auch ein paar Nachteile:
⦁ Lithium Batterien sind nicht gerade günstig
⦁ Batterien brauchen Platz und erhöhen das Gewicht (dafür spart man Platz und Gewicht beim Motor)
⦁ Geringere Reichweite als beim Diesel.
⦁ Benötigt besser Planung. Ganzer Tag mit Rumpfgeschwindigkeit herumbrummen geht nicht.
⦁ Man muss dafür sorgen, dass man im Notfall über genügend Stromreserven verfügt.
Da meine Anschaffung erst für 2018 geplant ist, habe ich noch genügend Zeit mich vorzubereiten. Ob es wirklich ein neuer Kat sein wird, kann ich noch nicht sagen. Für die geplante Elektrifizierung wäre ein Gebrauchtkat mit alten Motoren eigentlich besser geeignet.
Bilder und Text: A.B.
Bitte beachtet, dass der Beitrag die persönliche Meinung des Gastautors und nicht die Meinung von Skipper Marcus wiederspiegelt.
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