Einleitung
Normalerweise startet meine Segelsaison im Leipziger Binnenland erst im April oder Mai. Das liegt nicht nur am Wetter, sondern auch an dem Fakt, dass mein Boot vorher noch garnicht im Wasser ist.
Ein guter Freund von mir hat den Winter 2024/2025 sein Boot im Wasser gelassen. Die Wahrscheinlichkeit eines komplett gefrorenen Sees scheint aufgrund der milden Winter der Vorjahre sehr unwahrscheinlich.
Neulich beim Bier fragte er mich: „Lust am Samstag eine Runde zu Segeln?“ Jaaaa warum eigentlich nicht?
Segeln auf dem Cospudener See
Angesagt waren nur einstellige Temperaturen. Aus Angst und Respekt vor der Kälte hatte ich Kleidungstechnisch gut vorgesorgt. An den Beinen eine lange Unterhose und eine Jeans, oben ein T-Shirt, eine dünne Funktionsjacke, eine Pulloverjacke und meine Winterjacke. Außerdem kam im Rucksack als Option noch die Ölzeughose zum darüber ziehen mit.
Bei meiner Ankunft am Cospudener See herrschte erstmal völlige Windstille.

Das Boot, eine Benetau First 235, kenne ich von unzähligen gemeinsamen Fahrten sehr gut. Bei den Segeleigenschaften und dem Raum unter Deck ist meine Neptun22 chancenlos. Allerdings spiegelt sich das auch im Preis wider.
Vor dem Ablegen wunderte ich mich über den Schraubenstrom des Elektromotors im Hafenbecken. „Warum läuft der Motor?“ Antwort des Skippers: „Ich wärme die Akkus vor.“ Kannte ich so auch noch nicht. Besonderes Wetter erfordert besondere Maßnahmen!

Kurz nach dem wir das Groß gesetzt hatten, kam wie auf Bestellung auch noch etwas Wind auf. Genug für die Beneatau um Fahrt aufzunehmen. Auch ein leichtes Lüftchen kann die First 235 gut in Geschwindigkeit umsetzen.
Während der Fahrt wurde mir sogar unter Deck noch ein Instant Kaffee zubereitet. Vorzüglicher Service!


Ich war viel an der Pinne. Fast jeder Eigner freut sich, wenn er mal nicht steuern muss. Und für mich auf Segelentzug war das natürlich eine tolle Chance.
Die Sonne wärmte uns und die Ölzeug Hose konnte im Rucksack bleiben.
Danach ging es für mich noch ins Winterlager zum eigenen Boot.
Reparatur Lümmelschlag
Ein paar Wochen später war ich wieder zu Besuch. Diesmal stand aber keine Vergnügungsfahrt an, sondern Arbeit. Der Lümmelbeschlag hatte sich auf Seite des Baums gelockert. Eigentlich arbeite ich lieber mit Holz und bin auch kein Metallexperte, der das irgendwie beruflich gelernt hätte. Aber man muss tun was zu tun ist.
Analyse
Der Baum war ab Werft mit 3 Blindnieten mit dem Beschlag verbunden. Dabei sind zwei der Blindnieten seitlich oben und eine Blindniete mittig unter dem Baum. Diese Niete unter dem Baum hatte sich gelöst, weil das Alublech vom Baum darunter schon stellenweise weggebrochen war. Eine Unterlegscheibe unter der Blindniete zeugte von den Reparaturversuchen des Voreigners.

Die Reparatur
Da wir nicht wussten wie weit das Material vom Beschlag reicht, bohrte ich alle Blindnieten aus. Das funktioniert recht gut, da die Nieten nur aus Aluminium sind. Bohrt man mittig den Kern aus, löst sich die Verklemmung.
Anschließend bohrte ich unten seitlich zwei neue Löcher für zusätzliche Nieten. Bereits nach dem Neusetzen der oberen Blindnieten zeigte sich deutlich weniger Spiel im Beschlag. Das bedeutet, dass durch den Defekt und die Hebelwirkung sich auch die oberen Befestigungen schon los gearbeitet hatten.
Nachdem setzen aller Blindnieten machte die Konstruktion einen felsenfesten Eindruck. Ich bin optimistisch, dass dieser Teil des Boots lange halten wird. Die Reparatur hat richtig Spaß gemacht, ich wünscht das könnte ich über alle Bootsprojekte sagen.
Der Eigner konnte mittlerweile die geglückte Reparatur bei Probefahrten unter Segel bestätigen.



