Vorwort
Ich bin schon auf vielen sehr unterschiedlichen Segelbooten zwischen 4 und 19 m mitgefahren. Darunter waren auch zwei Fahrtenkatamarane. Was mir allerdings in meiner Liste noch fehlte, war ein Strandkatamaran (Hobie Cat/ Topcat). Von diesen Cats flitzen auf dem Cospudener See einige rum. Geschwindigkeitsmäßig kann ich mit meiner Ixylon Jolle auf Am-Wind Kurs noch ganz gut mithalten. Bei Halbwind oder Raumwind gibt es keine Chance dranzubleiben.
Natürlich hätte ich einfach irgendwo so ein Boot ausleihen können. Ich wollte es aber von jemanden lernen, der mit diesen Fahrzeugen mehr Erfahrung hat als ich.
Schließlich hab ich mich bei Surfcenter Leipzig für einen Cat Umsteigerkurs angemeldet. Der 4h stündige Kurs kostete 150 €. Für 30 € mehr war noch der VDSW Catamaran Grundschein dabei. Angeblich bekommt man nur nach Nachweis dieses Scheins einen Katamaran ausgeliehen. SBF-Binnen mit Segel reicht nicht. Ich kenne Schulen/Verleihstationen bei denen das nicht zutrifft. Es bezieht sich wahrscheinlich nur auf VDSW Schulen.
Ich habe eigentlich schon einen halben Sack voller Segelscheine. Aber da es nur 30 € Aufpreis waren dacht ich mir: Machste du halt mal mit.
Die Ausbildung
Nachdem ich es irgendwie doch noch irgendwie in meinen Neoprenanzug geschafft hatte (nicht ohne vorher den Reißverschluss an der Gummilippe zu verklemmen), ging es auch schon mit der Lehrerin ans Aufriggen des Katamarans. Eigentlich alles recht vertraut. Ein Unterschied zur Jolle der mir aufgefallen ist, ist das automatische Arretierungssystem vom Großsegel. Außerdem gibt es keinen Großbau. Dadurch ist die Halse deutlich entschärft von der Gefährlichkeit.
Das Slippen des Katamarans am Oststrand des Cospudener Sees ist alles andere als einfach. Man muss über einige Hügel und Unebenheiten und im Wasser ist Kies Boden. Noch dazu ist der Strandkatamaran nicht gerade leicht. Großen Respekt an die Leute, die das auch bei viel Wind können. Eine gemauerte Sliprampe ist dagegen ein unerhörter Luxus.
Die Lehrerin kannte sich gut mit dem Boot aus und war nett. In manchen Situationen allerdings unerwartet schroff. Als wir den Flachwasser-Bereich deutlich verlassen hatten, habe ich eigenständig die Ruderblätter vollständig heruntergeklappt. Fährt sich einfach nicht so gut.
„DU FASST HIER GAR NICHTS AN OHNE MEIN KOMMANDO“ kam dann die Missbilligung. Geht sicher auch anders.
Anfangs war sehr wenig Wind. Der Katamaran lief trotzdem gut. Nach etwas Gewöhnung an das neue Boot ging es zunehmend besser. Ab und zu zeigte ein kleines Windfeld, welches dynamisches Potenzial in diesem Boot steckt. Wenden, Halsen, Beiliegen und verschiedene Kurse zum Wind.
Dann kam die Kenter Übung dran. Da so wenig Wind herrschte, war es gar nicht so einfach den Katamaran umzukippen. Erst als ich meine 88 kg auch noch auf die Lee Seite bewegt hatte, ging es nach oben und dann gleich wieder nach unten. Patsch!
Praktischerweise haben die Katamarane der Surfschule alle fest angebrachte Kenterbälle. Durchkentern kann also nicht vorkommen.
Kaum waren wir gekentert, kam auch schon eins von diesen runden Grillbooten genannt „Grinsel“ und wollte uns helfen. Sehr nett und anständig von der Besatzung jedenfalls. Wir waren etwas peinlich berührt von der ungeplanten Aufmerksamkeit: „Alles okay, wir üben nur.“.
Wie ich gelernt habe, funktioniert das Drehen in den Wind vor dem Aufrichten quasi automatisch. Das Trampolin wirkt wie ein Segeln und richtet das Boot aus. Man unterstützt diese Drehung, indem die Crew sich ganz vorne auf den Schwimmer setzt.
Das eigentliche Aufrichten geht sehr einfach. Man sollte aber unbedingt aufpassen den Schwimmer nicht auf den Kopf zu bekommen.
Zum Abschluss gab es noch ein neues Manöver für mich „Treiben auf dem Bug“. Das nutzt man um bei auflandigem Wind sicher anzulanden. Kurz vor dem Strand wird ein Aufschießer gefahren. Danach die Ruderblätter angehoben und das Großsegel dicht geholt. Die Crew geht ganz vorne auf die Schwimmer und unterstützt damit den Windfahneneffekt. Sehr effektiv. Ich muss demnächst unbedingt ausprobieren, ob das mit meiner Jolle auch funktioniert.
VDWS Catamaran Grundschein
Nachdem ich es irgendwie aus meinem verklemmten Neoprenanzug wieder rausgeschafft hatte, ging es zum Theorieteil. In der Kursgebühr ist ein gut bebildeteres Heft mit Erklärungen zu Technik, Manövern, Sicherheit, Ausweichregeln etc.
Nachdem wir die Themenbereiche nochmal durchgesprochen hatten, ging es an die Prüfung. Die Themen drehten sich wie im Heft um Ausweichregeln, Vorbereitung des Boots und Manöver.
Den Multiple Choice Test hatte ich in kurzer Zeit ausgefüllt.
Bestanden mit sehr gutem Ergebnis! Alles andere wäre auch ziemlich peinlich gewesen.
Fazit
Für mich war der Kurs sehr interessant. Gerade die Kenter übung und das Treiben auf den Bug waren für mich neu. So ein Strandkatamaran macht definitiv Spaß, gerade wenn noch etwas mehr Wind als an unserem Übungstag ist.
Irgendwann leihe ich mir so ein Geschoss bestimmt mal aus.
Den Katamaran Schein braucht man als Segler mit Erfahrung auf kleinen Booten meiner Meinung nach nicht unbedingt. Wer aber noch keine oder nicht ausreichende Erfahrung hat, bekommt dort essentielle Grundlage vermittelt.
Links:
https://www.vdws.de/grundscheine-cards/catamaran/
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