Auf meiner Ixylon Jolle habe ich sehr oft Gäste. Viele dieser Leute waren vorher noch nie auf einem Segelboot. Vor Fahrtantritt gibt es von mir immer eine kleine Einweisung. Ich erkläre dabei das Boot und verschiedene Situationen die eintreten könnten.
Warum ich das mache? Meine Crew fühlt sich dadurch sicherer und kann mich bei der Bootsführung besser unterstützen. Ich bin für das Wohl der Menschen an Bord verantwortlich. Es wäre schade, wenn sich aus Unwissenheit jemand verletzt oder unwohl fühlt.
Ungefähr 10 min dauert diese kleine Einweisung bei mir.
Hier meine kleine Sicherheitseinweisung
Der Aufbau
„Das Boot hat zwei Segel. Das größere ist das Großsegel. Vorne befindet sich die Fock. Das lange Metallrohr ist der Mast. Das kleinere Rohr ist der Baum. In den Seiten befinden sich die Schwerter.“
Seitenwechsel
Die Segel befinden sich entweder auf der linken oder auf der rechten Seite. Es gibt Manöver bei denen die Segel auf die andere Seite wechseln. Bei diesen Manövern wird auch der Baum auf die andere Seite wechseln. Unter bestimmten Umständen (z.b. ich mache einen Fehler) kann der Baum mit großer Geschwindigkeit auf die andere Seite schlagen. Bitte passt auf euren Kopf auf, der Baum ist die Verletzungsquelle Nummer 1 an Bord.
Aufgabenverteilung
Auf meiner Jolle gibt es einen Steuermann (mich) und ein bis x Vorschoter. Der Steuermann kümmert sich um das Großsegel und das Steuer. Die Vorschoter bedienen das Vorsegel, die Fock.
Krängung
Die Krängung vom Boot ist am Anfang ungewohnt. Im Gehirn gehen sofort die Warnlampen an: „Wir fallen um.“. Das ist aber nicht so. Das Boot ist dafür gebaut und braucht diese Schräglage um richtig zu fahren. Manchmal werde ich euch Hinweise zur Gewichtsverteilung geben. Zum Beispiel: „Bitte Person X auf den Rand hochsetzen“.
Kentern
Mit meiner Ixylon Jolle bin ich noch nie gekentert. Einige Male war es kurz davor, das Boot ist aber extrem stabil. In Extremsituationen kann es natürlich auch kentern. Sollte das passieren, gibt in den Seiten Auftriebstanks. Das Boot kann also nicht sinken. Wir müssen dann auf meine Anweisung zu den Schwertern. Damit kann das Boot wieder aufgerichtet werden.
Klampe belegen
Direkt am Mast habe ich mehrere Klampen. Für die Crew ist die Klampe für die Rollfock am Relevantesten. Die Fock kann sich sonst bei viel Wind wieder ausrollen. Den Klampenschlag lernt jeder schnell. Nach meiner Demonstration lasse ich jeden die Klampe einmal selbst belegen.
Fock
Links und rechts gibt es jeweils eine Klemme für die Fockschot. Die Schot ist entweder auf der linken oder auf der rechten Seite festgemacht. Entweder links oder rechts, niemals in der Mitte. Bitte kein Tauziehen (alles schon gehabt).
Des weiteren erkläre ich die Handhabung der Rolleinrichtung vom Vorsegel. Damit das nicht nur theoretisch ist, rolle ich die Fock gleich mal aus. Dann kann ich auch die Funktion der Klemmen praxisnah erklären.
Rettungsweste
Bei bestimmten Bedingungen (kaltes Wasser/starker Wind) ordne ich die Weste an. Die Sicherheit ist dann wichtiger als der persönliche Komfort. Das trifft aber nur selten zu. Im Normalfall entscheidet jeder für sich, ob er eine Rettungsweste tragen möchte. Manchen Mitsegler möchten das und fühlen sich damit sicherer. Es sollte auch bedacht werden, dass sich unter Umständen Nichtschwimmer bzw. schlechte Schwimmer in der Crew befinden.
Fazit
Versucht euch vorzustellen ihr seid das erste Mal auf einem kleinen Segelboot. Ungewohnt und irgendwie bewegt sich alles. Plötzlich kippt das Boot zur Seite, Segel schlagen im Wind und ihr wisst nicht, was mit euch passiert. Von hinten ruft der Skipper irgendwelche unverständliche Kommandos und wird immer lauter. An welcher Leine muss ich jetzt nochmal ziehen?
Eine gute Einweisung an Land gibt den Anfängern die Möglichkeit einen ersten Überblick zu bekommen. Geht nicht davon aus, dass die Informationen gleich abgespeichert sind. Seid geduldig und ruhig. Wenn bei mir als Skipper ein Manöver schief geht, habe ich in der Regel meine Crew nicht ausreichend vorbereitet.
Ein letzter Tipp noch: Ich habe auf meiner Jolle sämtliche Leinen mit einem Etikett gekennzeichnet. Ich muss deshalb nicht mehr sagen: „Das blaue Seil mit gelber Farbe. Nein das Andere!“, sondern kann direkt mit den korrekten Bezeichnungen arbeiten.
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