Mittlerweile habe ich seit einem Jahr einen Elektroaußenborder mit Lithium Akku an meiner Ixylon Jolle. Ich möchte euch in diesem Beitrag etwas von dem Entscheidungsprozess vor dem Kauf und meinen Erfahrungen berichten.
Einleitung
Mit meiner Ixylon Jolle versuche ich soviel Strecke wie möglich unter Segeln zurückzulegen. Sonst hätte ich mir ja gleich ein Motorboot gekauft.
Wenn der Steg nicht zu voll ist, fahre ich direkt an der Sliprampe los und komme unter Segeln auch wieder dort an.
Trotzdem brauche ich einen alternativen Antrieb z.B. bei vollem Steg die Boje zum Segel setzen anzufahren oder bei Windausfällen zurückzukommen. Dieser Hilfsantrieb besteht bei mir aus zwei Holz Paddeln. Diese Lösung ist günstig, ausfallsicher und wartungsarm.
Der Hilfsantrieb „Paddel“ funktioniert bei wenig Wind sehr gut. Ab Windstärke 3 wird aber selbst die wenige Meter Fahrt zur Boje zum Segel setzen zu einem Abenteuer. Die IxylonJolle treibt dann extrem ab und einige Male konnten wir nur mit großer Mühe eine Strandung abwenden. Die Jolle hat durch Mast, zusammengerollte Segel, Rumpf etc. bereits genug Angriffspunkte für den Wind. Die beste Performance erzielt man übrigens mit zwei Paddlern und einem Steuermann an der Pinne. Dann kann man die unterschiedlichen Paddler mit dem Ruder ausgleichen.
Im Sommer haben wir am Cospudener See in Leipzig öfters komplett Windlose Tage. Um trotzdem eine Runde baden zu fahren, muss also gepaddelt werden. Das ist relativ mühsam und anstrengend. Die Ixylon ist eben kein schlankes Paddelboot. Um unter Paddeln den Cospudener See zu durchfahren sind 1,5 h harte Arbeit angesagt.
Warum überhaupt ein Motor?
Ein Segelfreund von mir hatte einen ungenutzten Wasserliegeplatz am Cospudener See in Leipzig. So ein Platz kostet normalerweise mehrere hundert Euro im Jahr. Als er mich fragte, sagte ich natürlich sofort zu.
Gleichzeitig war mir aber auch klar, dass durch die Boxengasse paddeln keine Option war. Die Vorstellung in der engen Gasse in die Kajütboote zu treiben sagte mir nicht zu.
Also musste doch ein Motor her.
Elektromotor oder Benzinmotor?
Bei uns am Cospudener See sind Benzinmotoren nur mit Außnahmegenehmigung erlaubt. Nach meinen Beobachtungen fährt ca. die Hälfte mit Benzin-Außenbordmotor/ Diesel Innnebordmotor und die andere Hälfte mit einem Elektromotor.
Ich wollte einen wartungsfreien Motor ohne Geruch und Lärm. Deshalb fiel die Wahl auf den Elektromotor. Die Vorteile des Benzinmtors in Form von Reichweite und Leistung können auf meinem 5 km Binnensee nicht ausgespielt werden.
Welcher Hersteller?
Torqeedo
Bei mir am See benutzen viele Kajütboote einen Elektroaußenbordmotor von Torqeedo. Das Schöne an diesem Motor ist ein aufgesetzter Akku direkt auf der Motoreinheit. Damit steht kein externer Akku im Boot rum. Die Motoren von Torqeedo machen insgesamt einen sehr hochwertigen Eindruck auf mich. Es gibt beispielsweise eine Anzeige mit der berechneten Restreichweite.
Leider sind auch die Preise bei Torqeedo Premium. Ein geeigneter Motor für mein Boot würde ca. 1.500 € kosten. Die älteren Torqueedos geben außerdem bei der Fahrt ein unangenehmes hochfrequentes Pfeifgeräusch ab.
So gerne ich mir einen Motor mit integriertem Akku gekauft hätte: der Preis war mein KO Kriterium. 1.500 €, das ist fast soviel, wie mein komplettes Boot auf dem Gebrauchtmarkt kostet!
Minn Kota Endura C2
Angesprochen haben mich die Bootsmotoren von Minn Kota. Angeboten werden Motoren verschiedener Modellreihen. Darunter gibt es auch salzwasserbeständige Motoren und Motoren mit stufenloser Regelung. Ich brauche das alles nicht. Die günstigste Reihe sind die Endura C2 Motoren mit 5 Vorwärtsstufen und 3 Rückwärtsstufen. Für meine Ansprüche völlig ausreichend.
Jetzt war nur noch die Frage, welche Leistung sinnvoll ist. Ein Motor mit höherer Leistung kostet mehr, ist schwerer und hat in allen Stufen eine höhere Leistungsaufnahme. Andererseits sollte der Motor auch genug Power mitbringen um mich bei Gegenwind und Binnenseewelle zurück zum Liegeplatz zu bringen.
Der Endura C2 30 ist der kleinste Motor der Serie. Er bringt 360 Watt und wiegt 7 kg. Der stärkste Motor ist der Endura C2 55 mit 600Watt und 10,6 kg Gewicht.
Für die Wahl des konkreten Modells habe ich mir die technischen Daten angesehen. Der Endura C2 34 kostet nur 10 € mehr als der Endura C2 30. Der Endura C2 40 kostet hingegen schon 90 € mehr. Also fiel die Wahl leicht. Hier nochmal die technischen Daten des ausgewählten Endura C2 34.
Modell: Minn Kota Endura C2 34
Gewicht: 7 kg
Leistung: 396 Watt
Strom Stufe 1: 9 A
Strom Stufe 5 (max): 33 A
mein Kaufpreis: 169 €
Welche Batterie?
Bei den Akkutechnologien kam AGM (Blei) oder Lithium in Frage.
Nach meinen eigenen Vergleichen kostet ein Lithium Akku etwa den doppelten Preis, ist aber auch nur halb so schwer. Angeblich soll er auch mehr Ladezyklen schaffen.
Nach einigem hin und her überlegen fiel die Entscheidung aus Gewichtsgründen auf einen 40 Ah LiFeYPo4 Akku. Die Kapazität reicht um den Motor ca. 1 h mit voller Leistung zu betreiben. In Stufe 1 kann man sich fast 4 h über das Wasser bewegen. Das reicht mir völlig.
Da ich über kein eigenes Auto verfüge, bin ich darauf angewiesen den Akku auf dem Gepäckträger zu befördern. Der 40 Ah Lithium Akku ist 8 kg schwer und hat etwa die Größe von einer Motorradbatterie.
Ein AGM Akku in ähnlicher Kapazität würde 15 kg wiegen und hätte die Größe von einer Autobatterie. Das ist an Bord lästig und auf dem Fahrrad so gut wie unmöglich.
Ein 15 A Ladegerät lädt den Lithium Akku in vernünftiger Zeit wieder auf.
Für das Set aus 40 Ah LiFeYPo4 Akku, dem passendem Ladegerät und einer Transporttasche bezahlte ich 394 €.
Erfahrungen aus der Praxis
Montage
An meiner Ixylon Jolle hatte ich mir direkt beim Kauf eine abnehmbare Motorhalterung montieren lassen. Am Boot verbleibt nur eine kleine Aluminiumplatte, in die die eigentliche Motorhalterung dann eingeklinkt wird. Funktioniert hat die Montage des Minn Kota Motors problemlos.
Etwas kurz geraten sind die Anschlusskabel zur Batterie. Hier wären 30 cm mehr toll gewesen. Das liegt daran, dass die Ixylon einen relativ großen Abstand zwischen Cockpit und Spiegel hat, da es einen Heckraum gibt.
Verlängerungskabel sind recht teuer (für 33 A geeignet) und bringen weitere Verluste.
Im Motorbetrieb wird das ganze Fahrzeug etwas hecklastig. Das liegt an an dem 7 kg Motor, 8 kg Akku und nicht zuletzt an mir. Um an Motorpinne zu kommen, muss ich sehr weit hinten sitzen. Sieht vielleicht nicht ganz ideal aus, fährt sich aber gut.
Geräuschentwicklung
Der Minn Kota ist in den Stufen 1 bis 3 unhörbar. In den Stufen 4 und 5 hört man ein leises Brummgeräusch. Ich bin bei diesem Thema hoch zufrieden.
Fahrtgeschwindigkeit
Zwei Faktoren bestimmen wie gut man mit dem Motor vorankommt.:
Wellen
Der eine Faktor ist die Wasseroberfläche. Schon kleine Wellen bremsen das Boot erheblich. Unter Segel fällt das nicht so auf, da man mit gröberer Wasseroberfläche entsprechend auch mehr Wind und damit Power in den Segeln hat.
Beladung
Sobald das Boot mit 4 Personen vollbeladen ist, sinkt die Geschwindigkeit erheblich. Wo man bei 2 Personen schon in der Stufe 2 eine passable Geschwindigkeit gefahren ist, braucht man bei 4 Personen schon die Stufe 4 um voran zu kommen.
Auch bei mehr Wind (Windstärke 3-4) und voller Badlung hat der Motor noch genug Leistung für eine sichere Fahrt.
Steuerung
Was ich erst lernen musste ist, dass ich auch unter Motorfahrt die Schwerter der Jolle unbedingt absenken muss. Andernfalls driftet das Boot unkontrolliert. Eine Kurvenfahrt ist dann quasi unmöglich.
Die Pinne des Motors fixiere ich in der Geradeaus Stellung. Die Fahrt steuere ich mit dem normalen Ruder vom Boot. Bei manchen Manövern beispielsweise An- /Ablegen ergibt es Sinn, mit beiden Pinnen gleichzeitig zu arbeiten. Die beiden Pinnen sollten selbstverständlich immer in die selbe Richtung zeigen. Der Wendekreis wird dadurch deutlich enger und das Boot lässt sich auch ohne Fahrt steuern.
Fazit
Mittlerweile fahre ich bereits 1 Jahr mit diesem Motorset und bin nach wie vor sehr zufrieden. Mir gefällt die Möglichkeit Akku und Motor in verschiedenen Stufen zu konfigurieren. Mit der höchsten Ausbaustufe in Form eines Minn Kota Endura C2 55 (600 Watt Leistung) und 90 Ah Lithium Akku lässt sich auch ein kleineres Kajütboot im Binnenbereich gut ausgestattet. Wer Geld sparen möchte und das höhere Gewicht in Kauf nehmen kann, der wird sicherlich auch mit einem AGM Akku glücklich.
Man sollte wie bei allen Akkus darauf achten, nicht komplett leer zu fahren. Der Minn Kota hat in der Pinne einen eingebauten Batterietester mit mehreren LEDs. Das ist aber nur ein grober Anhaltspunkt. Ich benutze einfach die Stoppuhr in meiner Armbanduhr, um die Laufzeit abzuschätzen.
Gekauft habe ich das Motorset bei:
https://www.bootsmotoren4you.de/
(Ich habe keine Verbindungen zu diesem Anbieter)
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