Ausgangssituation
Meine Dehler Sprinta 70 hat im Außenbereich an einigen Stellen Holzteile verbaut. Dazu gehören die Handläufe auf dem Deck, einige Leisten neben und auf dem Niergang und natürlich die Pinne. Außerdem gibt es noch einen Holztisch für das Cockpit.
Auch ohne geschultes Auge war mir beim Kauf des Bootes im Herbst 2019 sofort klar, dass die Holzteile unbedingt Pflege brauchen. An einigen Stellen war der schützende Bootslack schon komplett weg. An anderen Stellen zeigten sich dunkle Flecken im Holz. Das ist Zeichen für Feuchtigkeit unter dem Lack.




Holz aus dem Außenbereich
Diese Tufnol Leisten wollte ich mit Holz ersetzen. Natürlich mussten die Maße, die Bohrungen und alles stimmen.
Theoretisch hätte ich das selber umsetzen können. Erst mit der Stichsäge die groben Umrisse ausschneiden und dann mit einem Kopierfräser in der Oberfräse die Holz Rohlinge auf die richtige Größe bringen.
Das Problem wäre die Leisten auf die richtige Dicke zu bringen. Sicher könnte man sich da irgendwie mit einem Hobel behelfen.
Ich entschied mich die Teile fertigen zu lassen. Der Tischler um die Ecke hat mir die beiden Leisten aus Vollholz für 60 € hergestellt. Ein Tischler hat viel besser Maschinen für sowas z.B. einen Dickenhobel. Und mindestens genauso wichtig die Erfahrung und Routine damit.
Meine Zeit war ohnehin aufgrund der vielen Winterlagerarbeiten recht knapp bemessen.
1. Holz demontieren
Der Vorbesitzer hatte das Holz die Schrauben mit KFZ Dichtmasse gegen das Deck abgedichtet. Das lässt sich im Gegensatz zu Sikaflex relativ einfach lösen. Reste lassen sich mit einem angeschliffenen Plexiglas Block gut entfernen (zerkratzt das Gelcoat nicht).
2. alten Lack abziehen
Den alten Lack habe ich mit einer Heißluftpistole und einer Ziehklinge entfernt. Der alte Lack wird durch die Erwärmung sehr weich und lässt sich ohne Kraftaufwand herunterziehen. Mit der Temperatur muss man allerdings aufpassen. Schnell entstehen Brandspuren im Holz und die gehen sehr tief.
Innerhalb von kürzester Zeit kann mit der Heißluftföhn Variante auch dicke Schichten entfernen, für die man sonst sehr lange Zeit schleifen müsste.
Ergebnis nach dem Abziehen:
3. Schleifen
Beim Schleifen werden die Unebenheiten vom Abziehen entfernt. Auch die dunklen Flecken im Holz lassen sich damit sehr gut entfernen. Ich habe versucht ein Kompromiss aus Materialabtrag und der Entfernung von Schadstellen zu finden. Manches lässt sich einfach nicht entfernen.
Angefangen habe ich mit dem Schwingschleifer mit 80 Körnung und habe mich dann bis 220 hochgearbeitet. Die abgerundeten Kanten lassen sich mit dem Schwinschleifer nicht ideal bearbeiten. Dabei entsteht gerne eine kleine Treppe mit Kanten. Um diese Kanten wieder zu entfernen, nutze ich gerne einen Schleifschwamm aus dem Baumarkt.
Das Holz sah danach viel besser aus als ich erwartet habe!
Hier das Ergebnis:

4. Behandlung mit neuem Lack
Beim Lack habe ich mich gegen einen traditionellen Bootslack entschieden. Hier müsste man relativ viele Schichten (>4) aufbauen, wenn es eine Weile halten soll. Zwischen jeder Schicht ein Zwischenschliff. Und ich habe hier ja auch noch die Rückseiten zu bearbeiten. Wahnsinnig viel Arbeit!
Stattdessen habe ich mich für das Produkt „Woodskin“ von International entschieden. Das ist eine Klarlack/Öl Mischung die relativ dickflüssig ist. Bereits 3 Schichten reichen aus. Das Beste: ein Zwischenschliff ist nicht notwendig.

Das Produkt ließ sich mit dem Pinsel gut verarbeiten.
5. Montage
Zur Montage habe ich mir A4 Edelstahlschrauben mit Torx Kopf bestellt. Ich finde Torx sieht anständig aus und man hat nicht die Gefahr mit dem Schraubendreher abzurutschen und das frisch lackierte Holz gleich wieder zu beschädigen.
Da sich die KFZ-Dichtmasse gut bewährt hat, wurde die wieder verwendet.
Ergebnis auf dem Boot:
Bodenbrett und Pinne
1. Ausgangssituation
Auch das Bodenbrett über der Bilge hatte die besten Zeiten schon lange hinter sich. Der Lack war komplett abgenutzt, das Mahagoni Furnier beschädigt.
Die Pinne sah zu großen Teilen noch gut aus. Aber ein paar dunkle Stellen waren vorhanden. Wenn man schon einmal dabei ist, dann gleich alles.
2. Schleifen und Holzspachtel
Fehlerhaftes Holz ausbessern
Mit einem Holzspachtel für Mahagoni habe ich die Lücken und Risse im Laminat ausgefüllt. Der Farbton trifft sicherlich nicht exakt das alte Holz, aber der Aufwand sollte nicht ins Unermessliche gehen.
In den Randbereichen löste sich das Furnier teilweise bereits vom Untergrund ab. Um das auszubessern, verwendete ich eine einfache Spritze aus der Apotheke. Auf Empfehlung der Apothekerin mit dem maximal mögliche Kanülendurchmesser. Gefüllt wurde die Spritze mit wasserfestem Holzleim. Es dauert eine ganze Weile bis sich eine ausreichende Menge Leim in die Spritze gezogen hat. Expoxydharz wäre eine gangbare Alternative gewesen. Die betroffenen Stellen mit dem unterspritztem Leim wurden dann mehrere Stunden mit Schraubzwingen fixiert.
Schleifen
Bei Massivholz schleife ich normalerweise mit Körnung von 80 im ersten Durchgang. Da das Laminat nicht sehr dick ist und ich unnötigen Materialabtrag vermeiden wollte, habe ich hier mit Körnung von 120 begonnen.
Hier das Ergebnis nach dem Schleifen:
3. Lackieren
Epifanes Bootslack klar
Hier habe ich mich für klaren Bootslack von Epifanes entschieden. Das Produkt ist recht bekannt und ich bin auf viele positie Bewertungen gestoßen.
Die passende Verdünnung aus dem Hause Epifanes habe ich auch gleich noch dazu gekauft. Die ist relativ teuer und eventuell hätte es ein günstigeres Produkt auch getan. Ich wollte aber das Ergebnis nicht ruinieren, in dem ich an der falschen Stelle spare.
Lackieren
Bei der Verarbeitung habe ich mich an die Hinweise von Epifanes gehalten. Der erste Anstrich muss mit 50% verdünnt werden, um tiefer ins Holz einzudringen. Es geht dann weiter mit 25% und 15%. Alle weiteren Anstriche erfolgen unerdünnt.
Zwischengeschliffen wurde nach jedem Anstrich. Anfangs mit 220er Körnung, später mit 400. Die Verwendung von Staubbindetüchern hat sich bei der Säuberung der Oberfläche bei mir bewährt.
Das Bodenbrett hat 7 Schichten Bootslack bekommen. Die Oberfläche ist danach noch keinesfalls perfekt, aber für die Verwendung als Bodenbrett vollkommen ausreichen. Es ging vor allem darum das Holz vor äußeren Einflüssen zu schützen und es optisch etwas aufzuwerten. Außerdem muss man bedenken, dass das mein erstes richtiges Projekt mit Bootslack war.
Ergebnis:
Bodenbrett
Pinne
Tisch
Für den Außenbereich auf meiner Sprinta gab es beim Kauf einen montierbaren Tisch dazu. Wirklich praktisch und sehr hilfreich. Die Tischplatte besteht aus unbehandeltem Massivholz. Gerade beim Essen macht man schnell hartnäckige Fettflecke ins Holz. Die lassen sich auch oft nicht ohne weiteres wegschleifen, da Fett/Öl sehr tief in das Holz eindringt.
Es war deshalb klar, dass ich der Tisch in irgendeiner Form eine Behandlung braucht. Die eine Alternative wäre Ölen gewesen. Das hätte im Vergleich relativ wenig Zeit gebraucht und das Ziel: „Tisch unempfindlicher machen“ genauso gut erfüllt.
Ich wollte den Tisch aber lieber mit Bootslack in Hochglanzoptik versetzen. Auf jeder Bootsmesse sehe ich die perfekt lackierten Tische und Oberflächen auf den Neubooten. Sowas wollte ich unbedingt auch probieren.
Wieder kam der Epifanes Klarlack zum Einsatz. Auch die Verarbeitung entschied sich nicht vom Einatz am Bodenbrett. Mit dem Unterschied, dass ich hier deutlich mehr Schichten aufgetragen habe. Die genaue Zahl kann ich nicht sagen, es sind aber sicherlich ca 12. Ein riesiger Aufwand der vielleicht in keinem Verhältnis zum Nutzen steht. Aber es war Winter / Corona Zeit und so eine kleine Abwechslung tat da ganz gut. Jeder Durchgang hat inkl. Schleifen etwa 30 Minuten in Anspruch genommen.
Ergebnis
Ich habe es nicht geschafft diese perfekte Glas ähnliche Oberfläche der Profis zu schaffen. Mein Tisch zeigt noch eine leichte Wellenoberfläche. Ich bin in diesem Gebiet noch ein blutiger Anfänger und auch meine Arbeitsumgebung nicht ideal. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Fazit
Die Holzarbeiten haben mir unglaublich viel Spaß gemacht. Ich bin hauptberuflich Softwareentwickler und gerade deshalb sind handwerkliche Arbeiten für mich ein guter Ausgleich zum Computer.
Was ich beim Bootslack gelernt habe ist, dass man nicht zu sparsam damit umgehen sollte. Gerade die ersten Lackschichten saugen sich aufgrund der starken Verdünnung schnell ins Holz.
Was ich jetzt anders durchführen würde sind die Zwischenschliffe beim Bootslack. Dort würde ich etwas agressiver vorgehen, damit die Lackschicht nach dem Schliff absolut gleichmäßig ist. Eventuell sogar mit dem Exzenterschleifer. Vielleicht ließe sich damit das bei mir entstandene Wellenmuster verhindern.
Dinge auf die ich nicht geachtet habe, die aber großen Einfluss haben: Luftfeuchtigkeit und Temperatur.
Manche Leute filtern den Bootslack vor jeder Verwendung durch kleine Filtertüten. Diesen Aufwand wollte ich nicht treiben. Andere setzen dem Lack etwas Öl hinzu.
Ich bin jetzt besonders darauf gespannt, wie sich die mit Woodskin behandelten Hölzer unter Licht/Witterung bewähren.
Links
https://www.international-yachtpaint.com/de/de/bootsfarben/klarlack/woodskin
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