Ende Juli bin ich zum Boot gefahren, um kurz zu prüfen, ob alles okay ist. Rauszufahren hatte ich nicht vorgesehen, da ich auch gesundheitlich gar nicht fit war.
Ein gekentertes Fahrzeug
Beobachtung
Auf dem Weg zum Hafen fiel mir etwa in der Mitte vom See ein gekentertes Wasserfahrzeug auf. Um das Boot kreisten bereits mehrere Fahrzeuge inklusive meinem Stegnachbarn Alex mit seinem Kielboot. Ich beschränkte mich erstmal darauf, die Situation zu beobachten. „Das werden die schon ohne mich hinbekommen. Wenn ich da mit meinem Boot auch noch rumstehe ist keinem geholfen“.
Leinen los
Nach mehren Minuten hatten sich noch keinerlei Fortschritte bei der Bergung eingestellt. Auch aus der Entfernung konnte ich jetzt erkennen, dass es sich um einen durchgekenterten Strandkatamaran handelte. Wie sich später herausstellten sollte, vom Typ TOPCAT K2 mit einem Besatzungsmitglied.
Mein Seglergewissen regte sich immer stärker: „Du musst raus und helfen. Das könntest du selbst sein!“ Also schnell auf mein Boot gestürmt. Dann den Außenbordmotor ins Wasser, Quickstop angesteckt und wie verrückt am Starterkabel gezogen. Murphys Law: erst nach unzähligen Versuchen regte sich mein 5 PS Wassermoped endlich.
Meine lange Schwimmleine legte ich vorsichtshalber für etwaige Abschleppversuche schon bereit.
Die Anfahrt zum Havaristen erledigte ich rückwärts. Erfahrungsgemäß lässt sich meine Sprinta durch die direkte Anströmung des Ruderblatts dadurch am präzisesten steuern.
Schleppleine
Alex hatte sich mittlerweile von seinem Boot in den See gestürzt, um besser Hilfe leisten zu können. Seine Familie war mit seinem Boot weiter gefahren.
Beim Havaristen angekommen übergab ich die Schwimmleine und der Katamaransegler befestigte diese irgendwo. Das Ziel war damit den Kat aus der sehr stabilen durchgekenterten Position zu bringen. Ich fuhr den Motor mit Standgas und kuppelte immer wieder aus, um die Leine langsam und ohne Ruck zu spannen. Anschließend gab ich dann leicht Gas. Zu meiner eigenen Überraschung reichte das schon aus um den Katamaran auf die Seite zu drehen.
Viel hilft viel
Zu dem Zeitpunkt bin ich davon ausgegangen, dass meine Schleppleine am Großfall befestigt ist. Ich dachte mir deshalb: „Vielleicht bekomme ich den Kat mit ein bisschen mehr Gas ganz aufgestellt!“. Die Segler am Katamaran riefen wie im Chor: „Stop“. Meine Versuche am Gasgriff hatten nur dafür gesorgt, dass der Katamaran mit einer beachtlichen Geschwindigkeit hinter mir durchs Wasser geschleift wurde. Das Schleppseil war nicht am Großfall, sondern an den Wanten befestigt. So wurde das also nichts.
Neue Idee
Mittlerweile hingen 3 Segler am gekenterten Katamaran und versuchten sich an der Aufrichtung. Irgendwie gelang es nicht. Ich denke es lag an der Technik, da so ein Katamaran mit 2 Personen wieder aufrichtbar sein sollte.
Als nächstes „übergab“ mir einer der schwimmenden Segler den Mast. Den hielt ich im Cockpit stehend so hoch wie ich konnte. Gleichzeitig hing sich die Kat-Crew noch einmal richtig rein. Und „Klatsch“ der K2 stand wieder!
Ende gut
Der Einhandsegler war glücklich und war gleich wieder unter Segeln auf dem See unterwegs.
Alex fragte ich: „Soll ich dich gleich mitnehmen?“ Schnell die Badeleiter hoch und zurück ging es zum Steg. Die ungeplante Hilfe beim Anlegen war mir sehr willkommen.
Fazit
Gerade mit kleiner Crew und ohne große Erfahrung ist das Aufrichten gekenterter Fahrzeuge immer eine Herausforderung. Ich denke unser Weg war keinesfalls besonders elegant und effizient. Trotzdem hat es funktioniert und ich bin froh, dass wir helfen konnten. Ich würde jederzeit wieder rausfahren um Hilfe zu leisten.
Das war das einzige Mal bisher, dass ich mit mehr Personen an Bord anlegte als ablegte!
Leave A Reply