Vorwort
Im heutigen Artikel soll es darum gehen, welche Besonderheiten sich bei der Fahrt von einem Segelboot mit einem Außenbordmotor ergeben.
Mein eigenes Boot ist eine Dehler Sprinta 70 mit 5 PS Außenbordmotor von Suzuki.
Der Motor ist bei diesem Boot mittig am Heck angebracht. Des weiteren befindet sich ein Spatruder unter dem Boot. Auf diese Konstruktionsmerkmale beziehen sich die folgenden Erfahrungen.
Unterschiede Außenbordmotor/ Innenbordmotor
Position der Schraube
Der gravierendste Unterschied zu einem konventionellem Antrieb ist bei meinem Boot, dass die Schraube hinter dem Ruder sitzt. Dadurch trifft in Vorwärtsfahrt kein Schraubenstrom das Ruder. Die Ruderwirkung setzt erst mit Fahrt im Schiff ein. Bei Rückwärtsfahrt hingegen trifft der Schraubenstrom genau auf das Ruder und es kann auch ohne Fahrt sehr feinfühlig gesteuert werden.
Erwähnen möchte ich noch, dass es die unterschiedlichsten Varianten gibt. Eine Varianta 65 z.B. hat ein angehangenes Ruder und oftmals einen außer mittig angebrachten Außenbordmotor. Bei dieser Konstruktionsform wird das Ruder weder in Vorwärts- noch in Rückwärtsfahrt direkt angeströmt.
Eine weitere Sonderform bilden Boote mit einem Motorschacht/ Motorbrunnen für den Außenbordmotor. Die Schraubenstrom trifft hier, analog zu einem Innenbordmotor, in Vorwärtsfahrt direkt auf das Ruderblatt.
Leistung
Anders als die 5 PS auf dem Gehäuse vermuten lassen, hat mein Motor genug Leistung um mich auf dem See auch bei 44 kn Wind in die Box zu bringen.
Beim Aufstoppen und bei Rückwärtsfahrt darf man aber keine Wunder erwarten. Es dauert auch bei viel Gas einige Zeit, bis sich die 1.3 Tonnen in die neue Richtung bewegen. Sicherlich ist das auch bei einem kleinen Innenbordmotor so. Mein Gefühl ist aber, dass es mit dem Außenbordmotor besonders schwerfällig ist.
Manöver
Vowärts fahren
Durch die fehlende Anströmung der Schraube ist man zwingend auf Fahrt im Schiff angewiesen. Bis die Fahrt im Schiff ist, ist das Ruder komplett wirkungslos. Ich habe es mir angewöhnt nach dem Wechsel von Rückwärts auf Vorwärtsfahrt einen kurzen aber kräftigen Gaststoß zu geben. Das Boot wird dadurch steuerfähig und ich kann direkt wieder in den Leerlauf (mehr brauche ich in der Regel nicht) schalten.
Beim einfahren in die Box achte ich darauf, dass immer genug Fahrt im Schiff ist. Gerade bei stärkerem Wind ist das essenziell. Ist die Steuerfähigkeit erst einmal verloren ist es zu spät, um noch Gas zu geben. Dann hilft es nur noch das Manöver abzubrechen und mit viel Gas rückwärts wieder raus.
Ein kleiner Trick noch: Bei manchen Booten kann der Außenbordmotor seitlich gedreht werden. Damit kann auch ohne Fahrt im Schiff gesteuert werden. Bei meinem Boot ist der Schwenkbereich durch das Cockpit sehr begrenzt, ich komme gut ohne diese Möglichkeit aus.
Rückwärts fahren
Durch das angeströmte Blatt ist die Steuerung sehr direkt. Das Heck bewegt sich sofort mit jeder Richtungsänderung. An der Pinne treten durch eben jene direkte Anströmung sehr große Kräfte auf. Unbedingt gut festhalten, da ein Querschlagen zu Schäden am Ruder führen kann.
Der Rückwärtsgang sollte im Leerlauf eingelegt werden. Andernfalls kann die Verriegelung die den Motor am Steigen hindert nicht richtig einrasten.
Aufstoppen
Wie eingangs erwähnt ist die Aufstoppleistung relativ gering. Um das auszugleichen, muss mit hoher Motorleistung gearbeitet werden. Das resultiert wieder (in verstärkter Form) in großen Kräften am Ruder.
Auf folgendes Problem möchte ich noch hinweisen:
Ich habe ganz vorne in meiner Box einen Stegfender platziert den ich mit meinem Bug mittig treffen möchte. Dazu ist ständiges Korrigieren nötig. Wenn ich jetzt mit hoher Leistung aufstoppe (was gar nicht anders geht) wird das Heck versetzt. Dadurch dreht sich auch der Bug mit und zwar genau in die andere Richtung, als ich momentan mit der Pinne steuere.
Das Phänomen tritt nur auf, wenn ich längere Zeit mit höchster Leistung aufstoppe. Das ist nur bei Windstärke >6 notwendig.
Meine Lösung dafür ist, dass ein geschicktes Crewmitglied vorne auf den Steg springt und das Boot am Bugkorb festhält.
Längsseits gehen
Ich gebe zu, dass das mit meinem eigenen Boot überhaupt nicht mein Ding ist. Mit jedem größeren Kielboot sofort und gerne!
Mein Problem ist, dass ich für die Steuerfähigkeit einigen Speed im Boot brauche. Den bekomme ich aber beim Aufstoppen nicht so schnell wieder raus.
Ich fahre das Manöver deshalb jetzt lieber rückwärts. Natürlich gegen den Wind angefahren. Anfangs etwas ungewohnt aber auch in langsamer Fahrt sehr präzise steuerbar.
Fazit
Ich hoffe, ich konnte euch ein paar Erfahrungen und Ideen mitgeben.
Egal ob mit Innenborder/ Außenborder oder gar unter Segeln. Es gilt:
Immer ruhig bleiben und lieber ein Manöver abbrechen.
2 Comments
[…] Bei Westwind (sehr häufig bei uns) kommt der Wind exakt rechtwinklig von der Seite. Da die andere Hälfte der Doppelbox aktuell nicht belegt ist, erschwert sich das Anlegemanöver dadurch. Bei einem Nachbarlieger könnte man sich (natürlich abgefendert) während des Manövers kurz etwas anlehnen bis zum Anbringen aller Leinen.Der Segelfreund erzählte mir, dass er dieses Anlegemanöver einhand ungern fährt. Das kann ich gut verstehen. Wenn man nicht sofort schnell vorläuft und die Pilotleine mit dem Bootshaken zu fassen bekommt, vertreibt das Boot und droht in der Box quer zu kommen. Bei meiner Box habe ich bei Westwind den Wind von Achtern. Dadurch kann ich mich bequem in die Box treiben lassen und treibe auch garantiert nicht wieder raus. Dafür muss ich aber auch sehr stark aufstoppen. […]
[…] Anfahrt zum Havaristen erledigte ich rückwärts. Erfahrungsgemäß lässt sich meine Sprinta durch die direkte Anströmung des Ruderblatts dadurch am präzisesten […]