Vorwort
In den letzten Monaten habe ich angefangen mich parallel zum Segeln mit dem Thema Amateurfunk zu beschäftigen. Mittlerweile habe ich auch meine Amateurfunklizenzprüfung bestanden.
In diesem Artikel möchte ich euch erklären, was Amateurfunk eigentlich ist, was das mit Segeln zu tun hat und was daran für mich interessant ist.
Was ist Amateurfunk?
Amateurfunk
Seitdem die Technik für Funkübertragungen entwickelt wurde, gibt es schon Funkamateure auf der ganzen Welt. Genutzt werden verschiedenen Frequenzbändern und Betriebsarten. Eine Betriebsart ist FM. Das kennen die meisten bereits vom Radio. Es gibt aber auch noch SSB (Single Side Band), CW (Morsetelegrafie) und digitale Betriebsarten.
Ziel der Bemühungen ist die Kontaktaufnahme mit anderen Amateurfunkern. Kam ein Funkgespräch zu stande, wird eine sogenannte QSL Karte (analog oder digital) ausgestellt. Eine QSL Karte ist quasi eine Ansichtskarte zur Bestätigung des Funkkontakts. Auf einem Foto sieht man oft die Station. Außerdem werden Details zur Funkverbindung eingetragen.
Funkamateure betreiben den Funkverkehr ohne gewerbliches Interesse (was auch von den Regularien verboten ist). Es geht also rein um die Faszination an der Technik und die Freude darüber, wenn man eine erfolgreiche Verbindung hergestellt hat.
Die Ausbreitungsbedingungen und damit auch die Reichweite der Funkwellen hängen von verschiedenen Faktoren ab. Das ist unter anderem das Band, die Sonneneinstrahlung, meteorologische Ereignisse, astronomische Ereignisse (beispielsweise die Sonnenaktivität). Natürlich spielt auch die Station eine Rolle z.b. verwendete Leistung, Antennenstandort, Antenne etc.
Weitere Sonderformen sind z.b. SOTA (Funk von Berggipfeln aus), IOTA (Funk von Inseln aus), LOTA (Funk von Leuchttürmen). Manche Funkamateure nutzen sogar den Mond als Reflektor für Funkwellen.
Der Fantasie sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. Ich kann an dieser Stelle leider nur einen unvollständigen Abriss über den Amateurfunk geben. Der Artikel wäre sonst einfach zu lang und auch ich selbst bin, was den Amateurfunk angeht, noch ein blutiger Anfänger. Ich empfehle an dieser Stelle andere Quellen z.b. den Wikipedia Artikel über Amateurfunk.
Was sind die Gemeinsamkeiten zum Segeln?
Auf den ersten Blick haben Amateurfunk und Segeln sehr wenig gemeinsam. Bei näherer Betrachtung aber dann doch. Bei beiden Hobbys geht es darum mit den Begebenheiten Wetter/Funkwetter durch Verwendung von Technik Segelboot/Funkstation das Maximum in Form von Geschwindigkeit/Reichweite herauszuholen. Was beim Segeln der Segeltrimm ist, ist beim Funkamateur das vorsichtige drehen an der Antenne.
Beide Hobbys sind extrem vielfältig. Nehmen wir Segeln. Man kann mit einer kleinen Jolle auf einem Binnensee fahren. Oder man kann mit einer Regattayacht bei der Vendee Globe um die Welt jagen.
Genauso kann ich beim Amateurfunk mit einem kleinen Handfunkgerät lokal funken oder mit 1.000 Watt, riesigen beweglichen Antennenanlagen und einem Schrank voller Geräte um die ganze Welt.
Eine weitere Einstiegshürde ist sowohl beim Segeln, als auch beim Amateurfunk die spezielle Sprache. Beim Segeln gibt es Schoten, Falle, Steuerbord, Anluven, schralende Winde und so weiter.
Beim Amateurfunk gibt es QSOs, QSLs, Stationen werden „gearbeitet“ und eine „73“ gewünscht.
Zusammengefasst: Man versteht bei beiden als Anfänger erstmal relativ wenig.
Amateurfunk auf dem Boot
Es gibt auch segelnde Amateurfunker (oder amateurfunkende Segler?). Dabei können auch außerhalb der UKW Reichweite (30 sm) andere Schiffe und Landfunkstellen erreicht werden. Es ist auch möglich, über PACTOR Radio Daten zu übermitteln. Die Geschwindigkeit ist recht gering, reicht aber für E-Mails oder Wetterberichte. Michael Wnuk von der SY Marlin hat uns damals mal praktisch demonstriert. Die Marlin war auch mein bisher einziges Boot (und ich war auf einigen), auf dem Amateurfunktechnik verbaut ist. Auf Segelbooten wird übrigens oft das Achterstag isoliert und dann als Kurzwellenantenne benutzt.
Die Verbreitung von Kurzwelle/Grenzwelle auf Segelbooten war nach meinem Gefühl früher größer als heute. Mittlerweile gibt es in der Anschaffung relativ günstige (im Vergleich zu Kurzwellenfunk) Kommunikation über die Satelliten. Darüber können sowohl Telefonie als auch Datenübertragungen realisiert werden.
Ich möchte an dieser Stelle noch den Intermar e.V. erwähnen:
Wir sind ein gemeinnütziger Verein von Funkamateuren, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, seefahrenden Amateurfunkern sowie Zuhörern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Es werden täglich Wetterinformationen übermittelt, in deutscher Sprache oder auf Wunsch auch als Mail. Aber auch das persönliche Gespräch, wie unter Amateurfunkern üblich, kommt nicht zu kurz. Einfach mal zuhören, der Livestream gibt einen Eindruck unserer Tätigkeit.
Meine Motivation
Ich war schon eine ganze Weile auf der Suche nach einem neuen Winterhobby. Sobald das Boot aus dem Wasser kommt, hänge ich mental in den dunklen Wintermonaten immer etwas in der Luft. Erfahrungsgemäß komme am besten durch den Winter, wenn ich mich mit einem (für mich) spannenden Thema beschäftigen kann.
Funk hat mich schon immer interessiert. Meine ersten Versuche waren mit einem CB Funk Gerät zusammen mit einem Schulfreund. Später kam dann der UKW Funk auf dem Boot dazu. Des Weiteren noch ein paar PMR Geräte, die auch ihre Dienste beim Slippen einer Varianta schon bewiesen haben. Das Boot (ich) konnte damit wunderbar die Kommunikation zum Zugfahrzeug halten.
Prüfung zur Amateurfunkklasse E
Prüfungssystem Amateurfunk
Es gibt in Deutschland die Amateurfunkklassen N, E und A.
Die A Lizenz ist die größte Lizenz, bei der man auf allen Bändern und mit großen Leistungen arbeiten darf.
Die Klasse E ist bei der Leistung auf maximal 100 Watt begrenzt und darf nur auf bestimmten Bändern arbeiten. Die Klasse N ist die neue Einstiegslizenz und erlaubt nur den Betrieb auf 2 m und 70 cm, also keine Kurzwelle.
Ich habe mich für die Klasse E entschieden. Ich wollte schnell loslegen mit der Lizenz und das Technik-Modul der Klasse A hätte nochmal deutlich mehr Lernaufwand bedeutet. Die Leistungsbegrenzung auf max 100 Watt hat für mich keine Relevanz. Ich interessiere mich eher für portablen Betrieb (vom Berg/Schiff aus) und da sind solche großen Leistungen sowieso kein Thema. Da wird meist mit QRP( kleinen Leistungen) von max 10 Watt gearbeitet. Bestimmte (laut Angaben anderer Funkamateure sehr interessante) Bänder sind mir mit der E-Lizenz aktuell verwehrt. Das ist aber auch kein Problem, da man jederzeit eine Erweiterungsprüfung auf die höhere Lizenz machen kann. Dabei wird nur der zusätzliche Fragenkatalog abgeprüft.
Ich habe zirka einen Monat recht intensiv für die Prüfung gelernt. Das bedeutet im Schnitt pro Tag 2-3 h.
Genutzt hab ich dafür das PC Programm HamRadioTrainer.
Gequält habe ich mich beim auswendig lernen von Frequenzbereichen und Gesetzestexten. Die technischen Fragestellungen sind mir relativ leicht gefallen. Ich habe allerdings auch einen gewissen Hintergrund bei Elektronik Themen (2 Semester Elektrotechnik und viele Elektronik Projekte bis heute). Wer sich das erst noch erarbeiten muss, sollte mehr Zeit zum Lernen einplanen.
Für die Segler unter euch würde ich sagen, dass der Stoff etwa auf SKS Niveau ist.
Aktuell wird das gesamte Prüfungssystem überarbeitet. Dazu gehören auch neue Fragenkataloge.
Prüfung Lizenzklasse E
Die Prüfung war bei der Bundesnetzagentur in Berlin der Nähe vom ehemaligen Flughafen Tegel. Eigentlich hätte ich 3 h für die Beantwortung der Fragen gehabt. Bereits nach 30 min war ich allerdings schon fertig. Nach der Auswertung durch den Prüfungsausschuss dann die Überraschung: Ohne Fehler bestanden!
Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst
Nach bestehender Amateurfunkprüfung darf man aber noch nicht funken. Dazu benötigt man noch eine „Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst“. Die wohl wichtigste Information in dieser Zulassungsurkunde ist das Rufzeichen/Callsign. Das ist eine weltweit eindeutige Kennung/Id aus Buchstaben und Ziffern, die beim Funkverkehr immer benutzt werden muss. Aus den ersten Zeichen kann außerdem das Land abgeleitet werden.
Ich hatte am Montag meine Prüfung in Berlin und am Dienstag lag bei mir bereits die Urkunde im Briefkasten. Keine Ahnung wie die Bundesnetzagentur das hinbekommen hat, sehr stark!
Unterschied zum Seefunk
Die Amateurfunklizenz ersetzt nicht das Funkzeugnis für den Seefunk. Rein technisch könnte ein Amateurfunker auch auf Seefunkfrequenzen arbeiten. Er darf das aber nicht. Trotz Amateurfunklizenz benötigt man ein SRC oder LRC. Funkamateure haben für ihren Betrieb eigene Frequenzbereiche, die sie nicht verlassen dürfen. Sollte ein Funkamateur zufällig einen Notruf auf einer Seefunkfrequenz mithören, der von niemanden bestätigt wird, dann darf und wird er trotzdem helfen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber wohl relativ gering.
Funkverbindung von Bord/ Maritime Mobile
Ein Funkamateur ohne Funkgerät ist wie ein Segler ohne Segel
Kurz nach der Prüfung habe ich mir ein ordentliches Handfunkgerät für 2 m/70 cm gekauft. Die Erfahrung der chinesischen Geräten vom Hersteller Baofeng hat mir gezeigt, dass man doch lieber etwas mehr Geld ausgeben sollte. Die Empfangsqualität ist wirklich um Welten besser. Das Gerät unterstützt außerdem digitale Übertragungen und APRS. Bei APRS werden digitale Pakete mit der Position oder kleinen Textnachrichten geschickt. Das System ist dem AIS in der Schifffahrt sehr ähnlich. Mit dem Unterschied, dass es meist an Land und von Amateurfunkern genutzt wird.
Auf Törn
Ende Oktober hatte ich noch einen kleinen Segeltörn ab Rostock gebucht. Da durfte natürlich auch das Funkgerät im Gepäck nicht fehlen. Auf unserer Überfahrt nach Dänemark versuchte ich immer wieder eine Funkverbindung zu einem anderen Funkamateur aufzubauen. Das Problem dabei ist, dass das Funksignal nicht nur ankommen muss, sondern es muss auch gerade jemand auf der Frequenz hören. Mangels Kontakte in der lokalen Funkamateurszene konnte ich es deshalb nur auf gut Glück versuchen. An Bord sorgte ich mit meinem Funkgerät für eine gewisse Erheiterung in der Crew. Schließlich gelang es mir nach vielen Versuchen über den FM Repeater in Lütten Klein zufällig eine Verbindung zu einem anderen Funkamateur.
Das war mein erstes Maritime Mobile QSO (Funkverbindung). /MM (Maritime Mobile darf man freiwillig an sein Rufzeichen anhängen, wenn man sich auf einem Schiff auf der See befindet. Auf einem Schiff auf einem Binnensee ist man wie im Auto /m (mobile).
Ausblick
Momentan habe ich nur Technik für das 2 m/70 cm Band. Die Funkwellen in diesem Bereich sind quasi-optisch. Das bedeutet was man sehen kann, kann man auch per Funk erreichen. Das trifft übrigens auch auf den UKW Seefunk zu, der in ähnlichen Bereichen arbeitet. Die Reichweite ist dort aber durch die Position der Antenne ganz oben am Mast viel Größer, als wenn ich mit meinem Handfunkgerät an Deck stehe. Ein Mensch oben auf dem Mast kann von dort ja auch viel weiter sehen.
Die Sendeleistung ist außerdem viel größer. Mein Handfunkgerät hat nur 6 Watt, ein UKW Seefunkgerät immerhin 25 Watt.
Als Nächstes möchte ich mich auch mal auf die Kurzwellen Bänder wagen. Kurzwellen können durch Reflexion an der Ionosphäre große Entfernungen erreichen. Hindernisse wie Gebäude, Bäume etc. werden auch besser durchdrungen.
Die dafür nötige Technik in Form von Transceiver und Antennen muss ich mir allerdings erst noch zusammensparen.
Links
https://www.darc.de/en/der-club/distrikte/d/ortsverbaende/11/hid/segler/
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