Einleitung
Diese Artikelserie richtet sich an alle Einsteiger, die Segelboote als Rudergänger selber steuern möchten.
Ich möchte euch einige Tipps mitgeben damit ihr noch besser werdet.
Eingeflossen sind dabei sowohl meine eigenen Erfahrungen als auch Fehler die ich bei vielen Neulingen bemerkt habe.
Die Ratschläge sind sowohl auf Jollen als auch auf Dickschiffen (Kielbooten) anwendbar.
Ich empfehle den Teil 1 für angehende Rudergänger zuerst zu lesen.
5 Tipps um ein Segelboot besser zu steuern
5. Wo ist Anluven und wo ist Abfallen?
Mein Segelehrer hat mir diese Eselsbrücke für ein Boot mit Pinnensteuerung damals beigebracht: „An- luven Pinne wird an den Baum bewegt„. Ihr schaut also auf welcher Seite vom Boot der Baum gerade ist und bewegt eure Pinne auf genau diese Seite.
Bei Radsteuerung funktioniert das natürlich nicht. Ich habe mir dort einfach gemerkt, dass ich beim Anluven zum Wind steuere. Das ist immer die Seite, die frei von Segeln ist. Abfallen ist demzufolge, wenn ihr auf eure Segel zusteuert.
6. Hilfe was muss ich gerade tun? Anluven oder Abfallen?
Mir ist es als Segelanfänger öfters passiert, dass ich in manchen Situationen nicht genau wusste, ob jetzt anluven oder abfallen muss. Alles, was ich wusste war, dass irgendetwas nicht stimmt.
Ich rate euch in solchen Fällen im Zweifelsfall Anzuluven. Das Schlimmste, was da passieren kann ist, dass ihr eventuell eine ungewollte Wende fahrt.
Beim Abfallen hingegen könnt ihr eine Patenhalse fahren. Das ist für Mensch und Crew deutlich gefährlicher.
7. Das Vorsegel ist euer Freund
Das Vorsegel ist ein wichtiger Indikator, ob ihr den richtigen Kurs zum Wind fahrt. Wenn sich das Vorsegel ungewöhnlich benimmt, dann stimmt irgendetwas nicht.
Sollte das Vorsegel auf einem Am-Wind Kurs anfangen zu killen, dann seid ihr in den Wind gefahren. In diesem Falle hilft starkes Abfallen.
Es kann aber auch passieren, dass ihr auf einem Raumen oder Vorwind Kurs fahrt. Wenn auf diesem Kurs das Vorsegel zusammenfällt, sollten bei euch alle Alarmglocken läuten. Es droht eine Patenthalse, die ihr mit starkem Anluven verhindern müsst. Das fallende Segel ist eine wichtige Warnung für euch!
9. Die Umgebung beobachten
Auf dem Wasser könnt ihr sozusagen eure eigene Zukunft sehen. Welche Wellen werden das Schiff als Nächstes treffen? Gibt es Felder mit mehr Wind oder Windlöcher? Kommt eine Böe auf euch zu?
Diese Hinweise richtig zu deuten braucht Erfahrung. Der erste Schritt ist es, dass Wasser genau zu beobachten. Aus den Erkenntnissen solltet ihr dann Reaktionen abzuleiten. Vor einer großen Welle luvt ihr beispielsweise an, um die Welle in einem besseren Winkel zu passieren.
Nicht nur das Wasser informiert euch über die aktuellen Bedingungen. An Land gibt es Fahnen oder den Rauch von Schornsteinen. Drehen sich die Windkraftanlagen schnell oder langsam? In welche Himmelsrichtung sind sie ausgerichtet?
Im Umkreis befinden sich meistens weitere Segelboote und andere Fahrzeuge. Welchen Kurs haben diese Boote? Wie ist unsere Geschwindigkeit im Vergleich? Werden die anderen Boote vom Wind stark gekrängt? Dann solltet ihr vielleicht schnell reffen!
10. Gewöhnt euch an Boot und Bedingungen
Jedes Boot fährt sich etwas anders. Sogar zwischen zwei Booten derselben Serie gibt es Unterschiede. Die meisten Boote haben sogar einen Lieblingsbug auf dem sie eine etwas höhere Geschwindigkeit erreichen.
Zu den externen Faktoren zählen Wellen, Wind und Strömung. Es wird niemals zwei Tage mit identischen Bedingungen geben. Deshalb müsst ihr euch auf jedem Segeltörn auf diese einzigartige Situation einstellen.
Entwickelt ein Gefühl für das Boot. Wenn ich das Ruder übernehme, brauche ich ca. 1-2 Minuten um mich einzusteuern, also den richtigen Rhythmus zu finden. Selbst Autopiloten brauchen einige Zeit um das geeignete Steuerverhalten zu ermitteln.
Diese vielen unterschiedlichen Einflüsse machen Segeln so unglaublich abwechslungsreich und spannend.
Fazit
Gerade auf einem großen Segelboot sind viele Anzeigen und Messgeräte. Dazu zähle ich auch den Kompass und die Windrichtungsanzeige. Diese Instrumente sind hilfreich und haben alle ihren Sinn. Keines dieser Instrumente wird euch aber vor einer Böe so gut warnen wie euer Blick übers Wasser. Und keines dieser Instrumente wird euch vor einer drohenden Patenthalse so gut warnen wie eine einfallende Fock.
Es macht unglaublichen Spaß dieses Gefühl zu entwickeln.
3 Comments
Du schreibst: „…das ist für Mensch und Crew deutlich gefährlicher“…
Ein wichtiger Satz für mich, bin ich doch nur die Crew auf unserem Dampfer. Gut, dass das mein Skipper überlesen hat. 😉
[…] paar Wochen habe ich genau zu diesem Thema einen Blog Eintrag geschrieben. Jetzt bekomme ich meine eigenen Tipps nicht umgesetzt. Nach und nach gewöhne ich mich daran geduldiger zu sein und dem Schiff mehr Zeit […]
[…] Teil2 Hilfe für angehende Rudergänger […]