Beim Segeln kann man wunderschöne Momente genießen. Leider gehören auch die weniger schönen Momente zum Segeln dazu. Zu eben diesen gehört unbestritten ein Wassereinbruch im Boot. Auf meinem letzten Segeltörn hatte ich genau so eine Situation. Das ich hier noch schreiben kann ist der Beweis, dass gut aus der Sache herausgekommen sind. Ich möchte euch heute ein paar Tipps, die euch in einer ähnlichen Situation auch helfen können.
Die wichtigsten Tests
Geschwindigkeit
Für mich war die erste Frage, wie schnell der Wasserstand in der Bilge steigt. Glücklicherweise war ein Anstieg optisch nicht wahrnehmbar. Wenn das Wasser den Weg zur elektrischen Bilgenpumpe gefunden hatte, wurde es problemlos befördert.
Falls das Wasser im Boot sehr schnell ansteigt, sollte sofort die Evakuierung vorbereitet werden. Das heißt Seenotsignale, EPIRB, SART, Trinkwasser etc. nach draußen ins Cockpit.
Die manuelle Bilgenpumpe sollte zur Unterstützung mit eingesetzt werden. Die Förderleistung reicht bei einem massiven Wassereinbruch aber wahrscheinlich nicht aus. Eine manuelle Standardbilgenpumpe schafft etwa ca. 0,5 l pro Hub.
In unserem Fall sind pro Stunde etwa 80 l Wasser in die Bilge gelangt. Das klingt erstmal nicht so viel, sieht aber ziemlich viel aus.
Typ des Wassers
An Bord gibt es 3 unterschiedliche Arten von Wasser: Salzwasser, Süßwasser und Schmutzwasser. Schmutzwasser lässt sich sowohl am Geruch als auch an der Farbe schnell identifizieren. Ich selbst habe einmal unsere Aufwaschwasser inkl. alter Spaghetti in der Bilge gefunden. Schmutzwasser in der Bilge ist höchst unerfreulich aber keine Gefahr für das Schiff.
Sollte das Wasser klar sein, dann empfehle ich die Geschmacksprobe. Sollte es sich um Süßwasser handeln, gibt es irgendwo ein Leck in der internen Trinkwasserversorgung. In dem Falle würde ich erstmal die elektrische Wasserpumpe abschalten. Sollte das nicht helfen, sind die Wassertanks irgendwann ausgelaufen und kein neues Wasser kommt hinzu. Der Befund „Süßwasser“ ist also auch weniger schlimm.
In unserem Fall schmeckte das Wasser aber salzig. Salzwasser ist eindeutig der Worst-Case. Es gibt nämlich unzählige Stellen, an denen das Wasser eindringen könnte. Die üblichen Verdächtigen sind Borddurchlässe und Schläuche.
Wassertemperatur
Einen Hinweis auf das Leck kann auch die Wassertemperatur liefern. Einige Aggregate an Bord verwenden das Meerwasser zur Kühlung. Dazu gehören Motor, Generator und bei manchen Modellen auch der Kühlschrank. Warmes Wasser deutet auf einen Kühlkreislauf hin.
Generell empfehle ich bis auf Motor und Bilgenpumpe erstmal abzuschalten.
Fazit
Der Befund „Salzwasser in der Bilge“ ist ein erheblicher Stressfaktor für Crew und Skipper. Bei uns hat das Krisenmanagement sehr gut funktioniert, alle Crewmitglieder haben ruhig und konzentriert an der Lösung des Problems mitgearbeitet.
Es sollte damit gerechnet werden, dass sich der Wassereinbruch verschlimmert. Eine leckende Schlauchverbindung könnte beispielsweise ganz abrutschen. Aus diesem Grund würde ich Rettungswesten, Seenotsignale etc. auch bei geringem Wassereinbruch ins Cockpit bringen. Das ist die Erkenntnis, die ich von meinem letzten Törn mitgenommen habe.
Im Teil 2 gehe ich näher auf die Lokalisierung des Lecks ein.
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