Wie angekündigt war ich zu einem Kurztörn auf dem Haikutter Alexa.Freitagabend rauf aufs Schiff und Sonntag Abend wieder zurück. Ein kurzes Abenteuer, das nur einen halben Tag Urlaub braucht. Startort war die Marina in Laboe. Die Anreise gestaltete sich mit dem Überlandbus von Kiel aus reibungslos.
Haikutter Alexa
Außenbereich vom Haikutter Alexa
Der Haikutter Alexa war nach kurzer Zeit in der Marina lokalisiert. Ich dachte noch: „So ein riesen Teil, das ist sie doch nicht!“, aber schon steckte Skipper Stefan seine Nase aus dem steilen Niedergang. Irgendwie hatte ich mir das alles ein bis zwei Nummern kleiner vorgestellt. Nach einer herzlichen Begrüßung gab es erstmal einen ausführlichen Schiffsrundgang. Ich weiß noch wie ich über die große Decksfläche staunte. Hier kann man bequem eine liegende Fußballmannschaft unterbringen. Auch die ganzen exotischen Vorrichtungen faszinierten mich auf Anhieb. Die Gaffel läuft z.B. mithilfe von großen Holzperlen, die Korallen genannt werden, am Baum hoch.
Im Inneren des Haikutter Alexa
Innen ist gar nicht soviel Platz wie man bei der Länge von 21 m und Breite von 4,8 m erwarten würde. Von einer modernen Yacht ist man da etwas verwöhnt. Wahrscheinlich wirken die Innnenräume durch das dunkle Holz aber auch einfach kleiner.
Der erste Raum nach dem Niedergang beinhaltet eine Navigationsecke und die Kojen von Skipper und Bootsmann. Unter einer Abdeckung residiert der kraftvolle OM 352 mit 130 PS. Diese Motoren wurden übrigens für den Antrieb leichter LKW entwickelt.
Die Pantry ist im Durchgang zum Salon. Hier findet man eine Sitzecke mit einem großen Tisch. Fest eingebaut im Raum ist ein Stockbett mit zwei Kojen. Mein Platz war die obere Koje.
Auch die Salonpolster der Sitzbank lassen sich umklappen und in einem Seil einhängen, so dass theoretisch pro Seite 2 weitere Personen schlafen könnten.
Die Wände im Schiff sind verziert mit Teilnahmenplaketten vergangener Regatten. Der rustikale Look wird durch den intensiven Geruch nach Holzschiff komplettiert.
Im Vorschiff befinden sich nochmal einige Kojen. Diese sind wie ein Schrank ausgeführt. Wie ich von Stefan erfahre, ist dieser Teil des Schiffs der Älteste. Der Salon wurde erst nachträglich eingebaut, dort befand sich früher der Lagerraum für den Fisch. Die Alexa war schließlich ein Fischfangschiff. Im Heck befand sich ein riesiger Motor, Skipper Stefan hat mir davon Fotos gezeigt.
Ganz vorne gibt es noch einen kleinen und sehr steilen Niedergang. Im Schiff befinden sich außerdem zwei Toiletten. Es muss also keiner mehr mit der Pütz vorlieb nehmen.
Unser Schnuppertörn
Vor Auslaufen
Die Crew fand sich dann auch nach und nach zusammen. An Bord waren Skipper Stefan und Bootsmann Leiff und 4 Gäste darunter eine Frau. Wir kauften gemeinsam in Laboe noch ein paar Lebensmittel im Supermarkt ein. Da der Törn nur für 3 Tage angesetzt war, hielt das sich alles im Rahmen.
Von Skipper Stefan bekamen wir vor Auslaufen noch eine gründliche Sicherheitseinweisung. Bei einem so hohen Schiff wie der Alexa setzt beispielsweise ein MOB ganz andere Rahmenbedingungen als auf einer Yacht. Ohne Strickleiter oder Bergenetz kommt keiner die Schiffswand wieder hoch.
Die Marlin
In der Marina von Laboe fanden wir auch die Marlin von Michael Wnuk. Auf dem Schnuppertörn hatte ich Skipper Stefan damals kennen gelernt. So schließt sich der Kreis.
Von Laboe nach Kappeln an der Schlei
Samstag früh ging es los. Als Ziel hatten wir Kappeln an der Schlei bestimmt. Nachdem wir aus Laboe raus waren, setzten wir nach und nach die Segel. Die Gaffelsegel werden mit 2 Fallen gesetzt dem Piekfall und dem Klaufall. An jedem Fall ziehen zwei Leute. Das darf allerdings keinesfalls unkoordiniert ablaufen. die Gaffel verkantet sich sonst. Die Gaffel muss schön gleichmäßig und parallel hochgezogen werden. Bei dem Großsegel keine einfache Aufgabe. Die Arbeit mit den großen Segeln hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Unser Bootsmann Leiff war immer in vorderster Front zur Stelle und hat uns die Manöver und Handgriffe erklärt, während Skipper Stefan das Ruder übernommen hat. Als dann Klüver, Fock, Groß und Besan gesetzt waren, war die Crew stolz. Die Segel wieder bergen dauert übrigens mindestens genau so lange. Das Tuch muss dabei noch korrekt am Gaffelbaum angebänselt werden, damit sich kein Wasser im Segel sammeln kann.
Der Wind war mit vielleicht 3 Windstärken recht zahm. Mit einer Yacht oder gar einer Jolle hätte man bei diesen Bedingungen schon gut Fahrt gemacht. Die Alexa ist aber eine schwere Dame mit 55 t und hat gerne etwas mehr Wind. Bei Windstärke 5-7 geht es da erst so richtig los.
Einige Zeit habe ich das Ruder selbst übernommen. Wie erwartet reagiert der Haikutter sehr verzögert und träge auf Ruderausschläge. Das Rad ist extrem untersetzt, man muss sehr viele Umdrehungen machen um das Ruder von einem zum anderen Anschlag zu bewegen.
Auf dem Weg nach Kappeln überholte uns eine größere Zahl Traditionsschiffe. Diese Schiffe nahmen an einer Regatta teil und hatten das selbe Ziel wie wir. Ein toller Augenblick diese schönen Schiffe unter Segeln so dicht an sich vorbeiziehen zu sehen.
Unseren Liegeplatz in Kappeln hatten wir schon telefonisch reserviert. Bei einem Schiff von 21 m keine schlechte Idee. Draußen auf dem Wasser erreichte uns der Funkspruch der Freddy mit der Frage, ob sie sich an unseren Platz legen dürfen und wir dann ins Päckchen gehen. Unser Skipper stimmte dem Vorschlag sofort zu. Traditionsschiffe(r) halten zusammen.
Im Hafen von Kappeln fanden wir die Freddy dann auch recht schnell. Die erste Person die sich an Bord zeigte hatte einen weißen Bart und einen blauen Pullover. Ich konnte mir ein schmunzeln nicht verkneifen, irgendwie kam mir sofort der Käptn Iglu aus der Werbung in den Sinn. Später erfuhr ich, dass es sich gar nicht um den Kapitän sondern um den Bootsmann handelete. Unser Anlegemanöver verlief wieder zur vollsten Zufriedenheit also heißt höchst unspektakulär.
In Kappeln schaute ich mir die anderen Traditionsschiffe an, die an der Regatta teilgenommen hatten. Nach einem Restaurantbesuch ging es zurück in meine Koje. Ich gebe zu, dass ich in der Nacht ab und zu mal an irgendeinem Balken des Schiffs mit meinem Arm hängen geblieben bin. Mit mei nen 1,93 m bin ich bei so etwas immer etwas im Nachteil.
Zurück nach Laboe
Das Wetter war am Sonntag schön aber windarm. Jedenfalls zu wenig Wind für die große und schwere Alexa. Wir verabschiedeten uns von der Freddy und tuckerten zurück nach Laboe. Ich nutzte die Zeit um irgendwo an Deck rumzuliegen oder Bootsmann bzw. Skipper mit Fragen zu löchern. Irgendwie kam ich auf die Idee, dass ich mich doch mal in dieses Netz unter dem Klüverbaum legen könnte. Nach dem ich mir dafür Genehmigungen eingeholt hatte, kletterte ich vorsichtig hinein. Es war erstaunlicherweise bequem. Nach und nach wagte ich mich immer weiter nach vorne und saß auf dem Klüverbaum. Bootsmann Leiff rief mir von hinten zu: „Du kannst dich ruhig auf den Baum stellen. Aber gut festhalten!“. Und ich muss sagen es war grandios. Einige Meter vor dem eigentlichen Schiff und mehrere Meter über der Wasseroberfläche mitzufahren. Es hat mir so gut gefallen, dass ich eine ganze Stunde in dieser Position mitgefahren bin. Es gab ja auch mangels Wind nix zu tun. Einige Yachten habe ich von dort oben gegrüßt. So richtig überrascht schien aber keiner zu sein über meine Position. Wahrscheinlich war ich doch nicht der erste mit dieser Idee.
In Laboe hat uns Skipper Stefan wieder vorzüglich angelegt. Mein höchster Respekt mit so einem großen Schiff (natürlich ohne Bugstrahlruder) einzuparken. Mir läuft es schon kalt den Rücken runter, wenn ich mit 40 Fuß in einen Yachthafen muss ;-).
Fazit
Die Zeit auf der Alexa war super interessant. Ein Traditionsschiff ist nochmal eine ganz andere Disziplin des Segelns. Es ist ein tolles Gefühl dort beim Setzen der Segel mit anzupacken und die ganzen Handgriffe zu lernen. Auch die Segler auf Traditionsschiffen sind eine ganz eigene Kultur innerhalb der Segler.
Was mir während der Fahrt positiv aufgefallen ist, ist die große Bewegungsfläche und Bewegungsfreiheit an Bord. Alle Laufwege sind extrem breit und mit einer hohen und massiven Reling abgesichert. Was mir auch gefiel war die Rollenverteilung von Skipper und Bootsmann. Einen erfahrenen Segler immer in der ersten Reihe dabeizuhaben ist besonders bei einer unerfahrenen Crew (wie wir es waren) sehr hilfreich.
Unserem Skipper Stefan merkt man an, dass er für Traditionsschiffe brennt. Im Projekt Alexa hat er schon einigige schwierige Klippen souverän umschifft.
Ich kann euch nur empfehlen auf einem Traditionsschiff, vielleicht sogar dem Haikutter Alexa einen Törn zu verbringen. Eine gewisse Abenteuerlust ist dafür aber Voraussetzung. Wer Angst hat, dass er sich seine reinweiße Kleidung dreckig macht, sollte besser auf seiner Hochglanzyacht bleiben.
Links
2 Comments
[…] Beschläge, Segel, Generatoren, Motoren und und und. Meinen Segelfreund Stefan, den Skipper des Haikutters Alexa habe ich am Stand […]
[…] erreicht. Ende der 80er Jahre ist er Eigner und Skipper der Dagmar Aaen. Mit diesem 24 m langem Haikutter unternimmt er seitdem Expeditionen in den Polargebieten. In den letzten Jahren habe ich in der […]