Vorwort
Wie im Leben so auch im Boot gibt es einige Themen mit dem Vermerk „Man müsste mal!“. Dazu gehörte auch der Lümmelbeschlag meiner Ixylon Jolle. Letzten Sommer ist mir beim Versuch den Beschlag auszubauen eine der beiden Schrauben im Gewinde abgebrochen. Da ich letztes Jahr weder Zeit noch Nerv für eine sofortige Reparatur hatte, bin ich erstmal mit der einen Schraube weiter gesegelt.
Als weiteres Problem hatte sich ergeben, dass das Spiel im Lümmelbeschlag immer größer wurde. Mit der Folge, dass sich der Baum hin und her wackelte.
Der Lümmelbeschlag der Ixylon
Für alle ,die es noch wussten: der Lümmelbeschlag verbindet auf einem Segelboot den Baum mit dem Mast. Ein ziemlich wichtiges Teil also.
Bei der Ixylon besteht der Lümmelbeschlag aus zwei Teilen. Einem Bolzen mit Gelenk und einer Platte , welche in das Ende des Mastes geschraubt wird. Der Bolzen besteht aus Messing oder Bronze (ich bin da kein Fachmann). Die Platte sieht für mich nach Aluminium Guss aus. Beides relativ weiche Materialien, wodurch sich auch die starke Abnutzung erklärt.
Die abgebrochene Schraube entfernen
Mit Schraubenausdrehern
Die bösartige Schraube hatte den Kopf verloren und war bündig abgebrochen. Der Großteil steckte noch in der Aluminium-Platte.
Irgendwie musste die Schraube aus dem Gewinde raus.
Mein erster Versuch war mithilfe von Schraubenausdreher Bits. Ich habe so ein Set mit verschiedenen Größen. Jeweils zwei verschiedene Bits gehören zu einer Größe. Mit dem ersten Bit wird ein Loch in den Schraubenkopf gefräst, das zweite Bit (eine Art gegenläufiger Gewindeschneider) soll die Schraube dann raus befördern.
Das Loch in den Schraubenstumpf bohren hat auch zu meiner vollsten Zufriedenheit funktioniert. Das zweite Bit hat sich allerdings einfach durchgedreht. Ich denke, die Eisenschraube hatte sich mit dem Aluminium so verschweißt, dass der Widerstand einfach zu groß war
Mit Gewindeschneider
Mein Plan B war die Schraube auszubohren und ein neues Gewinde einzuschneiden. Beim Bohren hab ich etwas zu viel Druck auf den Akkuschrauber gebracht und schräg gehalten. „KNACKKK“. Der Einzige Metallbohrer im passenden Durchmesser einfach durchgebrochen. Aber so sind nun Projekte mal. Nicht geärgert und im Internet nachbestellt.
Beim zweiten Versuch hat das Ausbohren und Gewindeschneiden problemlos funktioniert. Mit den Innen- und Außengewindeschneidern habe ich anschließend gleich noch alle weiteren Gewinde am Lümmelbeschlag nachgeschnitten und damit auch gereinigt.
Das Spiel reduzieren
Vorüberlegungen
Wie im Vorwort beschrieben, wackelte der Bolzen in seiner Aufnahme sehr deutlich hin und her. Mir fehlten ehrlich gesagt anfangs die Ideen für diese Reparatur. Ich dachte daran den Bolzen mit irgendeinem Metallband zu bekleben oder so. Aber nicht mal ich selbst war von dieser Idee überzeugt. In der Facebook Gruppe „Bootsbastler“ habe ich dann ein paar wertvolle Tipps bekommen. Schließlich gefiel mir die Lösung eine Hülse einzusetzen am besten. Vorgegeben war der Innendurchmesser durch den Bolzen. Der Außenmesser sollte etwas größer und trotzdem möglichst klein sein (damit nicht zuviel Material von der Originalplatte weg muss). Nach langer Suche bin ich bei Conrad im Modellbaubereich fündig geworden. Ein Messing Rohr 14 mal 12. Perfekt!
Mit einer runden Raspel Feile hab ich in einer mehrstündigen Prozedur das Loch in der Alumniumplatte langsam aufgeweitet. Dabei immer wieder geschaut, ob das Rohr vielleicht schon reinpasst. Ich wollte ja keinesfalls zu viel Material abtragen. Als es dann endlich passte, wurde das Rohr von mir mit reichlich Expoxyharz eingeklebt. Nach dem trocknen mit dem Akku Dreme (übrigens ein tolles Tool für Bootsbastler) abgetrennt. Etwas Trockenschmierstoff ins Lager, einen neuen Splint an den Bolzen und fertig!
Fazit
Metallarbeiten sind eigentlich nicht so mein Ding. Mir fehlt da sowohl Erfahrung als auch Werkzeug. Ich bin stolz, dass ich trotzdem eine vernünftige Reparatur hinbekommen habe. Der Lümmelbeschlag ist von 1986. Meine Reparaturarbeiten verlängern das Leben sicherlich noch um einige Jahre. Der Beschlag ist bereits wieder eingebaut und wartet auf die Segelsaison 2019.
Eine wichtige Kleinigkeit muss ich noch erledigen: Da die Schrauben aus Stahl sind und der Metallblock und der Mast aus Aluminium kommt es zu galvanischer Korrosion. Um das zu verhindern, kommt dort noch Tef-Gel dazwischen. Diese Paste verhindert diese Zersetzungsprozesse. Die Verfärbung um das Schraubenloch im Mast ist übrigens galvanische Korrosion:
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