Teaser
Ich war eine Woche als Co-Skipper auf einem Segelboot auf der Ostsee und bin bis Dänemark gefahren.
Was ich da so erlebt habe, könnt ihr hier nachlesen.
Vorbereitung
Ein Segelfreund hatte mir eine E-Mail weitergeleitet, in der ein Bekannter noch erfahrene Mitsegler für einen einwöchigen Ostseetörn sucht. Da ich es zeitlich gut einrichten konnte, habe ich sofort Kontakt aufgenommen.
Der Törn sollte am Samstag in Kiel losgehen. Also Züge für Hin- und Rückfahrt gebucht.
Leider hat sich dann kurz vor Abreise ergeben, dass das Boot doch nicht in Kiel sondern in Heiligenhafen liegt. Nach Heiligenhafen kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfahrungsgemäß sehr schlecht. Eine Bahnstrecke gibt es nur von Lübeck nach Großenbrode und von Großenbrode fährt ab und zu ein Bus nach Heiligenhafen. Meine Mitsegler sind zum Glück mit dem Auto angereist. Wir konnten deshalb ausmachen, dass ich irgendwo auf der Strecke eingesammelt werde.
Es geht los
Da die Anreise von Leipzig mit dem Zug längere Zeit dauert, habe ich mich dazu entschieden bereits Freitag anzureisen. Es ist nie gut wenn man auf einem Segeltörn müde und gestresst ankommt, das erhöht auch die Gefahr von Seekrankheit.
In Kiel war das Wetter grausam. Kalter Regen und Wind ließ in meinem Kopf die zweifelnden Stimmen lauter werden: „Das wird ja eine tolle Woche auf der Ostsee, warum bist du nicht Zuhause geblieben?“. Die heiße Hoteldusche hat mich dann vor einer bösen Erkältung gerettet.
Am Samstag sah das Wetter schon deutlich besser aus und auch die Busfahrt nach Oldenburg in Holstein hat ganz gut funktioniert.
Unsere Crew bestand aus 3 Personen: Unserem Skipper der schon eine größere Anzahl an Törns gefahren ist, einem motivierten Segelneuling ohne Törnerfahrung und mir als Co-Skipper.
Das Boot war eine Norlin 37 Baujahr 1979 mit dem Namen Cansas. Die 37 steht für die Länge in Fuß, umgerechnet sind das etwa 11m. Einige Dinge die bei moderneren Booten automatisiert sind, mussten wir hier per Hand machen. Beispielsweise gibt es keine Vorrichtung für den Anker, dieser muss per Hand wieder hochgezogen werden. Der größte Unterschied war aber das Vorsegel. Fast alle Segelboote für den Chartermarkt sind mittlerweile mit einem Rollsegel ausgerüstet. Bei diesem Boot hatten wir Vorsegel in unterschiedlichen Größen, die in großen Säcken auf ihren Einsatz warteten. Bei viel Wind und Welle kann der Tausch der Vorsegel für die Crew an Deck zu einem gefährlichen Abenteuer werden.
Samstag haben wir im Supermarkt Vorräte eingekauft und außerdem die Sicherheitseinweisung durch den Skipper bekommen.
- Unser Boot
- Heiligenhafen am Abend
Sonntag
Am Montag ging es dann unter Segeln weiter nach Wendtorf. Während der Fahrt unter Motor haben wir einen merkwürdigen Geruch nach verbranntem Diesel/Öl festgestellt. Das haben wir erstmal auf die gute Pflege mit Öl im Winterlager geschoben. Beim Anlegen im Hafen zeigte sich dann im Gegenlicht aber, dass im Innenraum regelrechte Rauchschwaden standen.
Also den Motorraum aufgemacht und einen Probestart gemacht:
Der Kopf unseres Skippers verschwand in einer schwarzen Rauchsäule. Auf dem Handyvideo des Tests hört man wie ich verzweifelt „STOP STOP STOP“ rufe. Die Ursache für unser Problem war ein Loch im Abgaskrümmer. Statt durch den Auspuff ist ein Teil der Abgase direkt im Motorraum/Boot gelandet. Bis der Dieselgeruch wieder aus dem Boot raus war, verging einige Zeit. Der Eigner hatte die passenden Ersatzteile bereits da und versprach für den nächsten Tag einen Techniker für die Reparatur zu senden.
Montag
In der Nähe von Wendtorf befindet sich Laboe. Dort gibt es das Marineehrenmal und ein deutsches U-Boot aus dem zweiten Weltkrieg. Die Reparaturzeit haben wir deshalb sinnvoll für Besichtigungen genutzt. Es passte ja auch gut zum Thema „Boot“. Besonders die Möglichkeit in das U-Boot reinzugehen war für mich interessant. Beeindruckend fand ich, dass die Kombüse nur geringfügig größer war als die Küche in unserem Segelboot. Mit dem Unterschied, dass im U-Boot für 40 Menschen gekocht werden musste! Auch das manche U-Bootfahrer direkt unter den Reservetorpedos schlafen mussten.
Der versprochene Handwerker kam auch und konnte das Defekte Teil schnell tauschen. Ich habe schon einige Segeltörns mitgemacht und irgendeinen Streik der Technik gab es immer. Wichtig ist in so einem Fall für mich nur, dass schnell Hilfe kommt und das hat super geklappt.
Die Crew hat sich gemeinsam entschieden den schönen Tag noch für eine Nachtfahrt zu nutzen.
Um 16 Uhr ging es los mit dem Ziel Sønderborg in Dänemark. Das wir kreuzen mussten, haben wir die kalkulierte Ankunftszeit deutlich überschritten. Es gab einiges an Wind und Welle. Ich brauchte hinter dem Steuerrad deshalb viel Konzentration und brauchte öfters mal einen Wechsel. Trotzdem ich schon mehrere Nachtfahrten gemacht habe, war die Ansteuerung auf den Hafen für mich sehr interessant. Vor der Hafeneinfahrt fehlte eine Fahrwassertonne (vielleicht war auch nur das Licht kaputt). Das sorgte kurzzeitig für einiges an Verwirrung an Bord. Wir haben nach meiner Erinnerung erst 1:30 im Hafen festgemacht und ich bin in einen sehr tiefen Schlaf gefallen. Den Regen in der Nacht verpassten wir deshalb.
- Co-Skipper Marcus am Rad
- Großsegel
- Unter Segeln hart am Wind
- Navigationsecke mit Kartentisch
- unser Bad
- Pantry mit Herd
- Die Kansas eine Norlin 37
- U 995
- Marineehrenmahl in Laboe
- Maschinentelegraph in U 995
- U 995 Dieselmotoren
- U 995
- U 995 Torpedo
- Wendtorf Marina
- Nachtbeleuchtung am Kartentisch
- Endlich da
Dienstag
Am Morgen (eher Mittag) ging es weiter nach Norden. Erstmal mussten wir durch die Brücke.
Diese Brücke öffnet sich alle 30 Minuten. Anfangs unter Motor später ging es unter Segel durch den Meeresarm. Dabei ging die Post richtig ab und unser Boot lief mit der Maximalgeschwindigkeit von fast 8 Knoten. Als die erste Welle ins Cockpit sprühte, bin ich runter und kam zur Freude der Anderen mit Ölzeug und Gummistiefeln wieder raus. Als Ziel für diesen Tag hatte unser Skipper Dyvig empfohlen. Die Einfahrt zum Hafen ist sehr flach und man musste sehr genau der markierten Rinne folgen.
- Brücke öffnet für uns
- Hart am Wind
- Hafeneinfahrt
- Hafeneinfahrt
- Salat
Mittwoch
Den nächsten Tag bin ich abgelegt und aus dem Hafen rausgefahren. Als ich die Cansas erfolgreich durch den flachen Bereich gesteuert hatte, fühlte ich mich super.
Der Wind war schwach und die Maschine ist diesen Tag einige Zeit gelaufen. Wir sind in den Hafen Ærøskøbing auf der Insel Ærø gesteuert. Beim Landgang haben mir die vielen kleinen alten Fachwerkhäuser in der Ortsmitte besonders gefallen. In regelmäßigen Abständen fährt eine Autofähre in den Hafen.
- Motorkegel
- Motorkegel
- Motorfahrt
- Kuchen an Deck
- Motorfahrt
- Radar
- Steuerkompass
- Hafeneinfahrt Ærøskøbing
- Hafeneinfahrt Ærøskøbing
- Hafen Ærøskøbing
- Fähre Ærøskøbing
- Fähre Ærøskøbing
- Hafen Ærøskøbing
- Hafen Ærøskøbing
- Hafen Ærøskøbing
- Hafen Ærøskøbing
- Hafen Ærøskøbing
Donnerstag
Am nächsten Tag mussten wir wegen zu schwachem Wind die Segel bereits nach kurzer Zeit wieder streichen und sind bei herrlichstem Sonnenschein unter Motor gefahren. Die Fahrt war trotzdem nicht langweilig, da man vor Marstal wieder sehr genau auf die Fahrwassermarkierungen achten muss. Wenn man das nicht tut, sitzt man auf dem Grund auf. Der Zielhafen dieses Tages war das dänische Bagenkop auf Langeland. Als wir in Bagenkop ankamen, war der Hafen noch leer und man konnte sich seinen Liegeplatz frei aussuchen. Bis zum Abend hatten sich fast alle Plätze gefüllt. Besonders die großen und breiten Yachten hatten Probleme noch einen Liegeplatz zu finden. Offensichtlich wollten viele Segler aus Deutschland das durch den Feiertag verlängerte Wochenende nutzen.
- Fähre
- Fähre
- Marstal
- Marstal
- Marstal
- Marstal
- Marstal
- Marstal
- Marstal
- Bagenkop
- Bagenkop
- Bagenkop
- Bagenkop
- Unser Liegeplatz
- Bagenkop
- Bagenkop Kirche
- Bagenkop am Abend
- Bagenkop am Abend
Freitag
Freitags ging es spektakulär von Bagenkop zurück in unseren Ausgangshafen Heiligenhafen.
Der Wind hatte wieder an Stärke zugenommen und deshalb schossen wir mit über 7ben Knoten durch das Wasser. Auch das Anlegen in Heiligenhafen hat wie immer ohne Geschrei und Zusammenstößen funktioniert.
Ich blicke jetzt zurück auf eine tolle Woche Segeltörn. Sowohl Crew, Boot als auch das Wetter waren großartig. An Bord als Co-Skipper habe ich wieder viele interessante Dinge gelernt und mehr Routine bekommen. Viel Zeit verwendete ich um mit dem Radar zu üben.
- Fahrt nach Heiligenhafen
Links:
Unser Skipper hat mit seiner GoPro gefilmt und einen Clip hochgeladen:
https://www.youtube.com/watch?v=R3Yr9AR9bAg
Die Cansas kann man hier chartern:
http://norlin-37.de
3 Comments
Ein schöner Post und tolle Bilder, vor allem das erste Foto hat es mir angetan. Und die dänischen Ortschaften sehen so süß und romantisch aus, schön. Toll, dass du wieder neue Segelerfahrung sammeln konntest und ein paar tolle Tage verbracht hast (:
[…] Die damals gebauten Boote zählen heute zu den so genannten Gfk-Klassikern. Auf meinem letzten Ostseetörn lagen wir in Bagenkop neben einer Najad 371 Die letzten Jahre waren für die Werft nicht einfach. […]
[…] eigener Mitsegeltörn als Co-Skipper in der dänischen Südsee war übrigens großartig. Ich hatte dort die Chance viele Sachen auszuprobieren. Ein sehr […]