Einleitung
Der Skipper ist rechtlich und moralisch für Crew und Schiff verantwortlich. Die Aufgabe des Skippers kann sehr anstrengend und fordernd sein. Auf manchen Törns gibt es deshalb mit der Position des „Co-Skippers“ einen Stellvertreter. Bisher habe ich auf all meinen Törns einen Co-Skipper mitgenommen und bin auch selber schon als Co-Skipper an Bord gewesen. n diesem Blogartikel gebe ich ein paar Anregungen zu diesem Thema.
Der Co-Skipper an Bord
Vorteile
Für mich als Skipper war es besonders bei meinem ersten eigenen Törn eine große Erleichterung, eine weitere Person an meiner Seite zu wissen. In den Hafenmanövern ist der Co-Skipper die hilfreiche Stütze direkt an der Front. Bei einem typischen Urlaubstörn steht man als Skipper bei den Hafenmanövern die ersten Tage häufig am Ruder. Dort darf und kann man sich während des Manövers nicht wegbewegen. Auch nicht, wenn es Probleme z.B. Probleme mit einer Leine gibt. Der Co-Skipper kann hier wunderbar anleiten und notfalls eingreifen.
Im Idealfall unterstützt der Co-Skipper in allen Aspekten der Schiffsführung z.B. Navigation, Manöver, technische Probleme etc.
Als letzten Aspekt möchte ich die persönliche Sicherheit des Skippers nennen. Der Co-Skipper ist für mich sozusagen meine persönliche Lebensversicherung. Wenn ich als Skipper über Bord gehe, fährt er das MOB und sammelt micht wieder ein. Ich weiß, dass man nicht über Bord fallen soll, Menschen machen es trotzdem immer wieder.
Falls ich aufgrund von Krankheit oder Unfall nicht zur Schiffsführung fähig bin, bringt er das Schiff auf schnellstem Wege in einen Hafen.
Nachteile
Ein Co-Skipper kann leider auch die Crew verunsichern und sich als Störungsquelle erweisen. Sollten Skipper und Co-Skipper öffentlich eine Meinungsverschiedenheit austragen, führt dies zu Zweifeln in der Crew. Dazu vielleicht ein kleines Beispiel: Vor einer Weile waren wir im Ionischen Meer unterwegs, ich Skipper. Der Tag war heiß und alle wollten baden. Die Bucht war allerdings schon überfüllt mit Booten. Es blieb deshalb nur die Option etwas weiter draußen in 20 m tiefem Wasser zu ankern. Da nur 40 m Kette an Bord waren, wurde die empfohlene Ankerkettenlänge von mindestens 3, besser 5 facher Wassertiefe bei weitem nicht erreicht. Das Wetter war ruhig, keinerlei Seegang und Sandgrund. Ich entschied mich trotzdem zu ankern. Sehr zum Missfallen meines Co-Skippers. Wir hörten und geduldig seine Belehrungen an. Ach ja, der Anker hat gut gehalten.
Falls ein erfahrener Segler die Co-Skipper Rolle einnimmt, ist die Gefahr groß, dass er zu oft seinen Stempel aufdrückt. Ein junger Skipper muss mal ein paar Dinge ausprobieren und vielleicht auch mal ein paar kleine Fehler machen. Ein alter Seebär, der alles sofort korrigiert ist mega nervig. Es gibt natürlich auch erfahrene Segler, die sich gut im Hintergrund halten können.
Erwartungen vom Skipper an den Co-Skipper
Ich erwarte vom Co-Skipper eine gewisse Grundkompetenz auf dem Niveau vom SBF-See (den Schein muss er nicht unbedingt), wozu auch ein paar grundlegende Knoten gehören.
Außerdem eine gewisse Loyalität dem Skipper gegenüber. Damit meine ich zum Beispiel, dass Zweifel an einer Entscheidung des Skippers nach Möglichlichkeit unter 4 Augen besprochen werden.
Des weiteren erwarte ich vom Co-Skipper, dass er aufmerksam durch den Tag geht. Mal mit auf die Karte schauen, das Wasser beobachten oder dem merkwürdigen Geräusch in der Achterkabine auf den Grund gehen.
Erwartungen vom Co-Skipper an den Skipper
Der Co-Skipper ist oft an Bord, um Erfahrungen/Meilen zu sammeln. Vielleicht hat er gerade seinen SKS gemacht und traut sich ein eigenes Kommando (noch) nicht zu. Oder er nutzt die Chance um ein neues Revier an der Seite eines Revierkundigen zu entdecken.
Vom Skipper erwarte ich als Co-Skipper, dass er den Stellvertreter in die Schiffsführung einbezieht. Warum den Co-Skipper nicht mal die Tagesroute planen lassen (natürlich mit Kontrolle und Besprechung durch den Skipper)? Es ist auch eine gute Option den Co-Skipper verschiedene Manöver leiten zu lassen oder in den (vielleicht nicht schwersten) Hafen einzufahren.
Fazit
Rein rechtlich gibt es nur einen Schiffsführer und das ist der Skipper. Seinen Entscheidungen hat sich auch der Co-Skipper zu fügen. Bei einem Vorkomniss ist er verantwortlich.
Ich persönlich habe sehr gute Erfahrung mit Co-Skippern gemacht. Natürlich kommt man auch in Situationen, bei denen Gesprächsbedarf entsteht. Aber das ist auf dem Schiff nicht anders als an Land. Es gibt mir ein gutes Gefühl mit einem Stellvertreter auf das Wasser zu fahren. Die Vorteile überwiegen für mich.
Mein eigener Mitsegeltörn als Co-Skipper in der dänischen Südsee war übrigens großartig. Ich hatte dort die Chance viele Sachen auszuprobieren. Ein sehr entspannter Skipper, der mir freie Hand gelassen hat. In einer Woche werde ich ihn (als Co-Skipper) zwischen den kanarischen Inseln begleiten. Für mich eine ideale Konstellation, um den Atlantik etwas kennen zu lernen.
Es klingt vielleicht wie eine Selbstverständlichkeit, aber es wird oft vergessen: Sprecht miteinander über die gegenseitigen Erwartungen.
PS: In Griechenland wird angeblich ein Co-Skipper gefordert. Vor Ort habe ich davon allerdings noch nie etwas bemerkt.
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