Vorwort
Letztes Wochenende ist mein Segelboot „Esperanza“ endlich ins Wasser gegangen. Mittlerweile ist es schon zwei Jahre her, dass ich die Neptun 22 Miglitsch Baujahr 1972 nach dem Verlust meiner Sprinta 70 gekauft und an den Störmthaler See gewechselt bin. Höchste Zeit euch mal zu erzählen, was sich in dieser Zeit ereignet hat und was ich am Boot getan habe.
Saisonstart 2024
Eigentlich wäre das Boot schon zwei Wochen früher ins Wasser gegangen. Der Bootsbauer war aber nicht rechtzeitig mit den Arbeiten an der Holzscheuerleiste fertig geworden. Also musste ich mich noch etwas in Geduld üben.
Den Straßentransport hat wieder mein lieber Schwager übernommen. Ich habe kein Auto mit Anhängerkupplung und außerdem keinen Anhängerführerschein. Er kann auch mit dem Trailer super r ückwärts fahren. Eine Disziplin die nach meinen persönlichen Beobachtungen nicht jeder beherrscht.
Auf dem Straßentrailer wirkt die 6,80 m lange und 2,5 m breite Neptun22 schon sehr wuchtig.
Mittlerweile laufen meine Krantermine deutlich entspannter ab, als die ersten Male. Man kennt das Kranpersonal und weiß gut, was einen erwartet. Trotz aller Routine ist trotzdem noch ein bisschen Nervenkitzel dabei, wenn das Boot in den Gurten hängt. Danach muss nur noch der Motor anspringen.
Zum Mast stellen hatte ich mir wieder im Freundeskreis einige Helfer organisiert. Da es sich bei allen um erfahrene Bootsaufbauveteranen handelt, ging es dementsprechend zügig voran. Zuerst den Verklicker, dann den Mastbolzen und schon wurde der Mast mit einer Kombination aus Muskelkraft und Vorstagtalje gestellt. Auch Baum und Segel waren schnell angeschlagen. Glücklich und dankbar verabschiedete ich mich von meinem Helferteam.
Nach der Kaffeepause fiel mir auf, dass das Steuerbord Oberwant sehr lose war. So lose, dass man es auch mit dem Wantenspanner nicht straff bekommen hätte. Sehr merkwürdig!
Bei einem Blick nach oben ins Rigg war die Ursache recht schnell klar. Das Oberwant war aus dem Schlitz in der Saling gerutscht. Kein gutes Wort kam über meine Lippen. Unmöglich das von unten zu korrigieren, der Mast musste noch einmal gelegt werden. Meine Helfer waren ja leider schon weg und alleine war mir die Aktion zu riskant. Meine Rettung war dann ein anderer Neptun Segler im Hafen, der bereitwillig seine Hilfe anbot.
Den Rest des Tages habe ich mich mit dem Innenraum beschäftigt. Den neuen Fußboden verschrauben, Werkzeug wegräumen, Staubsaugen etc. Es sieht jetzt nicht mehr so aus, als hätte der Klabautermann da unten eine Party gefeiert.
Zwei Tage später bin ich mit meiner Frau auch schon angesegelt. Alles funktioniert und es hat Spaß gemacht.
Abgeschlossene Projekte
Hier mal eine Auflistung welche Projekte und Anschaffungen ich seit dem Kauf vor 2 Jahren abgeschlossen habe:
Kühlbox
Das ich wieder eine Kühlbox brauche, war direkt klar. Das Bier schmeckt warm einfach nicht so gut. Außerdem sollte die Kühlbox bei Übernachtungen auch mal Lebensmittel eine Weile kühl halten.
Bei meiner Sprinta hatte ich mich für eine Kompressorkühlbox von Dometic entschieden. Auf der Sprinta hatte ich eine große Batteriekapazität (ich glaube 200 Ah). Die Batterie zu vergrößern wäre zwar möglich gewesen, hätte aber wieder eine Reihe von Umbauarbeiten und Kosten bedeutet. Ein weiterer Nachteil einer Kompressorkühlbox ist der nutzbare Raum. Durch den Kompressor fallen ca. 1/3 vom nutzbaren Innenraum weg.
Nach einigen Überlegungen habe ich mich für eine passive 50l Kühlbox von Petromax entschieden. Diese ist sehr hochwertig verarbeitet und sehr gut isoliert. Die Kühlbox ist robust und kann problemlos als Sitz genutzt werden. Ich nutze die Box auch oft als Tisch. Das ist deutlich unkomplizierter als immer extra den Tisch aufzubauen.
Vorgekühlte Getränke mit ein paar Eisakkus bleiben min. 2 Tage auf angenehmer Trinktemperatur. Für meine Übernachtungen benutzt ich gerne eingefrorene 1,5 l Pfandflaschen. Damit hält die Box dann trotz regelmäßiger Öffnung auch 3 Tage kühl. Länger bleibe ich nicht an Bord. Man könnte sich aber im Supermarkt oder an der Tankstelle eine Tüte mit Eiswürfeln kaufen, um die Box weiterhin kühl zu halten.
Petromax bietet noch verschiedene Zubehörteile für die Kühlbox. Beim Kauf habe ich gleich den Flaschenöffner mitbestellt. Dieses Jahr kam dann noch die Auflage für den Deckel hinzu. Diese sieht auch noch ziemlich maritim aus.
Lackierung
Als ich das Boot gekauft habe, sahen Rumpf und Deck schlimm aus. Die weiße Farbe war mit kleinen Haarrissen durchzogen, in denen sich Dreck abgesetzt hatte. Ich denke es handelte sich nicht mehr um das Original Gelcoat, sondern eine Lackierung, die eventuell nicht richtig gemacht wurde.
Ich habe mich deshalb entschieden den Rumpf neu lackieren zu lassen. Dunkel blau mit weißem Wasserpass ist es geworden und gefällt mir immer noch. Das Deck wäre eigentlich genauso dran. Allerdings bedeutet das einen sehr großen Aufwand (alles an Deck muss demontiert werden).
Elektrik
Nach dem Kauf war die Elektrik in einem sehr schlechten Zustand. Eine kaputte Autobatterie, zusammengestückelte schwer korrodierte Kabel und keine Sicherungen. Hinter dem Elektropanel ein riesiges Chaos aus unbeschrifteten Kabeln.
Ich habe viel Zeit darauf verwendet, neue Kabel zu installieren und bestehende Kabel zu beschriften. Auch die Deckssteckdosen musste ich tauschen. Auf eine Siebdruckplatte habe ich die Hauptverteilung, einen Victron Smart Shunt und einen Victron Solarladeregler installiert. Die ganze Platte ist hinten in einem Schrank montiert. Ein Radio und eine 12V Steckdose sind neu hinzugekommen.
Als Stromspeicher dient eine AGM Deep Cycle Batterie von Victron mit 60 Ah. Das ist nicht allzu viel, ich habe aber keine großen Verbraucher an Bord. Heute würde ich statt der AGM Batterie eine LiFePo4 verbauen. Die waren mir vor 2 Jahren aber noch zu teuer und schwer verfügbar.
Dank meiner Elektrik Überarbeitung habe ich funktionierendes Hecklicht, Buglaterne, Innenbeleuchtung im Salon und Musik. Die bestehenden Glühlampen habe ich bewusst nicht auf LED getauscht. Ich mag das warme gemütliche Licht, auch wenn ich dadurch mehr Strom verbrauche.
Eine feste Solarzelle habe ich derzeit nicht an Bord. Ich kann aber eine Solartasche (hat den Untergang meiner Sprinta überlebt) am fest verbauten Solarladeregler anschließen. Alternativ kann ich die Batterie über Landstrom mit einem Victron Ladegerät aufladen. Das ist nur im Abstand von mehreren Wochen notwendig. Mein größter Verbraucher ist im Sommer das Radio.
Ach fast vergessen: Ich habe mir von einem Bootsbauer (weil ich keine Zeit hatte) nach dem Kauf noch einen Nasa Clipper einbauen lassen. Das ist ein günstiges Kombigerät für Lot/Log. Das Log ist mehr eine nützliche Spielerei. Das Lot ist aber eine sehr wichtige Informationsquelle. Da unser See früher ein Tagebau, war sind die Wassertiefen unberechenbar. Es gibt Stellen in der Mitte vom See mit nur 1,5m tiefe. Dann gibt es wenige Meter vom Ufer noch 50m Wassertiefe. Je nach dem wie die Bagger den Abraum im Tagebau hinterlassen haben.
Hier der Schaltplan nach der Überarbeitung
Polster
Die Polster im Vorschiff waren fleckig und passten auch vom Bezug her nicht zum Rest. Ich habe deshalb die alten Polster zusammen mit einem Musterpolster zu Polsterer Harald Teske in Leipzig gebracht. Das Ergebnis ist sehr gut geworden. Klar hätte es preisgünstigere Optionen gegeben, aber ist halt auch Zeit und Materialaufwändige Handarbeit. Ich bin bewusst zu einem Polsterer in der Region gegangen.
Lackierprojekte
Bootslack und Holz macht mir total viel Spaß. Ich habe mittlerweile bestimmt schon 8 Pinnen aus dem Freundeskreis wieder aufgearbeitet. Auch meine eigene Pinne war diesen Winter mal dran. Leider habe ich davon keine Fotos gemacht.
Normalerweise arbeite ich bei meinen Projekten mit Epifanes Bootslack klar 1k. Bei meinem Niedergangsschott wollte ich aber mal ein anderes Produkt ausprobieren. Verwendet habe ich Le Tonkinois und das Ergebnis gefällt mir sehr. Jetzt sich zeigen, wie sich das im Langzeittest schlägt. Das Schott wird ja mechanisch belastet. Vielleicht ist für sowas ein 2k Bootslack besser, der ja deutlich härterer sein soll.
Großsegel und Leinen
Alte Leinen finde ich irgendwie abstoßen. Sie fassen sich so komisch weich und ausgefranst an. Gerne auch noch mit grünem Belag. Pfui!
Ich habe deshalb schrittweise Schoten und Falle erneuert. Das macht immer einige Arbeit, weil man erstmal Länge und Durchmesser des alten Tauwerks bestimmen muss. Als ich das Boot gekauft habe, waren Großfall und Fockfall noch aus Draht. Das hat man früher so gemacht, weil reckarmes Tauwerk noch nicht verfügbar war. Heute ist das nicht mehr erforderlich. Beim Großfall musste ich auch noch die Rolle am Masttop austauschen. Dafür musste der Mast gelegt werden. Ein Drahtfall hat einen kleineren Durchmesser, außerdem ist das Profil der Rolle anders (V-förmig für Draht, U-förmig für Tauwerk).
Für die Großschot habe ich mir eine neue Talje zusammengestellt. Dabei habe ich auf Harken Blöcke aus der Element Serie zurückgegriffen. Diese haben auch die gute Harken-Qualität, sind aber für Fahrtensegler gedacht und deshalb preislich bezahlbarer. Das Ende der Schot habe ich mit einem Takeling vernäht. Das ist deutlich einfacher als ein richtiger Spleiß und hält trotzdem auch größere Lasten aus.
Das Großschotsystem hat sich bewährt. Es ist leichtgängig und auch die Klemme lässt sich (wie von Harken zu erwarten) auch unter Last gut öffnen.
Die Genua war beim Bootskauf erst 2 Jahre alt und in einem super Zustand. Das Großsegel sah allerdings aus wie Omas alte Bettlaken. Damit es auch ein bisschen Spaß macht, habe ich mir bei Neon Sails in der Nähe von Leipzig ein neues Großsegel bestellt und war sehr zufrieden. Ursprünglich wollte ich 2 Reffs. Das hat mir der Segelmacher aber zum Glück ausgeredet. Ein Reff reicht völlig. Bei noch stärkerem Wind fahre ich nicht raus. Der Motor ist dann bei den Hafenmanövern der limitierende Faktor.
Letztes Jahr habe ich mir bei Philipp von Neon Sails dann noch eine neue Persenning für das Vorsegel anfertigen lassen. Das Vorsegel ist damit vor UV-Strahlung und aufrollen bei Wind gut geschützt.
Fenstergummis
Bereits beim Kauf war mir aufgefallen, dass die Fenstergummis von tiefen Rissen überzogen waren. Vor einem Jahr vor Beginn der Saison stand dann der Austausch an. Ich hatte mir dazu Ersatzgummis inkl. Werkzeug besorgt. Die Gummis haben zwei Nuten. In eine Nut kommt das Fenster, in die andere kommt der Gfk Rand vom Boot. Das Einsetzen der Fenster mit dem Gummi im Boot war schon anstrengend, erwies sich aber noch als vergleichsweise einfach. Das Dichtungssystem funktioniert so, dass in eine Nut an der Außenseite des Gummis noch ein sogenannter Keder eingezogen werden muss. Das ist eine profilierte Gummischnur. Durch den Keder wird Anpressdruck erzeugt damit der Gummi richtig angedrückt wird und abdichtet. Ohne den Keder kann das Fenster ohne Mühe eingedrückt werden.
Wir hatten alle möglichen Spezialwerkzeuge und haben auch mit Seifenlauge gearbeitet, damit der Keder besser hineingleitet. Es war eine unfassbare Scheißarbeit. Extrem Kraft aufwendig in unangenehmen Arbeitshaltungen mit geringem Fortschritt. Insgesamt hat uns das Projekt zu zweit 3 Tage beschäftigt. Beide Helfer erinnern sich bis heute sehr ungern an diese Tage. Ich hatte mir schon gedacht, dass es keine schöne Aufgabe wird, aber nicht, dass es so schlimm wird.
Dabei verbog sich auch noch das Spezialwerkzeug zum Einsetzen des Keders und brach schließlich. Ganz toll!
Mit dem Wissen von heute würde ich jemanden für die Aufgabe bezahlen oder gleich auf die größeren aufgeklebten Fenstern wechseln. Diese bieten auch eine erhöhte Sicherheit (für mich auf dem Binnensee nicht relevant). Die Fenster mit der Gummidichtungen können von starken Wellen eingedrückt werden (trotz Keder). Das betrifft besonders das nach gerichtete Fenster im Vorschiff.
Fußboden und Bilge
Als ich das Boot kaufte, war der Boden mit einer Art Holzlaminat ausgelegt. Sah eigentlich ganz okay aus. Was mich störte war, dass keinerlei Zugang zur Bilge möglich war. Der sollte in einem Boot immer bestehen. Schließlich sammelt sich dort alles Wasser, egal aus welcher Quelle. Außerdem befinden sich dort die Kielbolzen, die regelmäßig kontrolliert werden sollten.
Letztes Jahr unternahm ich einen Versuch den Boden hochzuheben um die Bilge zu inspizieren. Die Laminatbretter waren so eng verkeilt, dass ich nicht weiterkam und aufgeben musste.
Seitdem Kauf nagte dann das Problem Bilge an meinem Gewissen. „Wer weiß, was da unten ist, so sollte man nicht rumfahren!“. Mit einem Freund witzelten wir, dass da unten bestimmt ein halber Liter rostigen Wasser über den kaputten Kielbolzen steht. Es musste also etwas passieren um meinen Seelenfrieden wiederherzustellen.
Anfang diesen Jahres hatte ich mich mit einem Freund und Helfer zum Projekt Bilge eingefunden. Er hätte mir auch seelische Unterstützung bei schockierenden Bilgenfunden leisten müssen.
Um die Laminatbretter zu lösen haben wir zuerst mit dem Akkuschrauber kleine Löcher in die Bretter gebohrt und anschließend Spax Schrauben reingedreht. Damit ließ sich das erste Brett gut anheben. Die weiteren Bretter ließen sich direkt mit der Hand am Übergang anheben.
Zu meiner großen Überraschung befand sich unter den Laminatbretter nicht etwa die Bilge, sondern eine weitere Holzplatte. Auch diese 2 Teile Platte mussten wir mit den Spax Schrauben rausheben. Ich frag mich echt, was sich der Voreigner gedacht hat, beziehungsweise ob er überhaupt gedacht hat. Die Bilge war total verbaut.
Die Bilge selbst war eine positive Überraschung vom Zustand her. Kein Wasser, Kielbolzen in Ordnung.
In den darauffolgenden Wochen habe ich die Bilge mit Spiritus gereinigt. Anschließend kamen zwei neue Anstriche International Danboline drauf. Eine Farbe mit der ich bereits bei meiner Sprinta gute Erfahrungen gemacht hatte. Die Farbe streichen hat richtig Spaß gemacht. Danboline ist eine recht dicke und sehr deckende Farbe. Ich dachte mir, wenn ich die Bilge einmal komplett freigelegt habe, mach ich die ganze Sache gleich ordentlich. So schnell baut man das ja nicht wieder alles raus. Der Vorteil von einer sauberen Bilge ist immer, dass man dann Laufspuren von eingedrungenem aber mittlerweile verdunstetem Wasser gut nachvollziehen kann.
Ich habe mich stattdessen entschieden den Laminatboden komplett rauszuschmeißen. Die Sperrholz Grundplatte kam wieder zur Verwendung. Die Platte war zum Glück in einem guten Zustand. Es macht viel Arbeit sowas auf Maß anzupassen und kostet auch viel Geld. Die Grundplatte habe ich mit einem selbstklebenden Belag aus „EVA Schaum“ verschönert. Dieser Belag von Amazon war die günstigste Option (70 €), die ich finden konnte.
Nach dem der Belag drauf war, habe ich mit Kühlschrankdosen als Schablone die zukünftigen Revisionsdeckel rückseitig angezeichnet. Dabei habe ich darauf geachtet, dass die Revisionsklappen nicht gerade auf Höhe einer der tragenden Querverstrebungen sitzen. Mittig habe ich mit einem Forstnerbohrer ein Fingerloch gebohrt. Anschließend mit der Stichsäge die Klappe ausgesägt. Das ist mal mehr mal weniger gut gelungen und sieht keineswegs professionell aus, erfüllt aber den Zweck.
Damit die Deckel nicht einfach in die Löcher fallen und in den Tiefen der Bilge verschwinden, musste jetzt noch ein Gegenlager her. Dafür habe ich für jeden Deckel 4 Streifen aus Sperrholz geschnitten. Diese Streifen habe ich von unten mit wasserfestem Leim gegen geklebt. Jeder Streifen ist außerdem mit 2 Spax Schrauben fixiert. Wahrscheinlich ist das wieder total überdimensioniert. Ich wollte aber nicht, dass irgendwann jemand mit dem Deckel einbricht.
Ein für mich klarer Nachteil an meinem Eva Schaum Belag ist, dass die „Fugen“ vertieft sind. Das erschwert die Reinigung, da sich in den Fugen schön der Dreck sammelt. Ich weiß auch nicht, warum das so gemacht wurde. Bei einem richtigen Teakdeck sind die Fugen auch auf einer Höhe mit dem Holz. Trotz langer Suche habe ich keine bezahlbare Alternative zu dem Amazon Belag gefunden. Ich habe das Schmutzproblem durch die Anschaffung eines kleinen Akkustaubsaugers entschärft.
Holzscheuerleiste
Die Holzscheuerleiste meiner Esperanza hatte schon deutlich bessere Zeiten gesehen. An einer Stelle war das Holz gerissen und stand vom Rumpf ab. Die Die Holzpfropfen unter denen sich die Schrauben befinden, waren undicht und herausgefallen. Der Lack hatte sich schon komplett abgelöst.
Damit der neue Lack gut hält, musste der alte Lack rückstandslos runter. Dafür habe ich mit einer Kombination aus verschiedenen Ziehklingen und einem Schwingschleifer gearbeitet. Besonders unter der Leiste war das eine mühevolle Arbeit in unangenehmer Arbeitsposition. Insgesamt zwei Tage hat mich dieses Projekt 2024 beschäftigt.
Für die Holzreparatur habe ich mir Hilfe geholt. Ich baue gerne am Boot aber bin kein Profi und irgendwann enden meine Fähigkeiten. Auch die Lackierung habe ich übergeben, obwohl mir sowas prinzipiell Spaß macht. Am Boot arbeiten bedeutet jedoch für mich jedes Mal 30min Auto fahren für eine Strecke. Wenn man ein Haus mit Grundstück hat und dort nach Feierabend am Boot arbeiten kann, ist das natürlich was anderes.
Ich würde sagen, dass die Arbeit sich gelohnt hat, Ich habe das Projekt aber mal wieder massiv unterschätzt im Aufwand.
Deckslüfter
Auf dem Vordeck meiner Neptun 22 war schon ab Kauf ein passiver Deckslüfter installiert. Eigentlich keine schlechte Idee, da meine Neptun keine Zwangsentlüftung dort vorne hat. Ein bisschen Lüftung hat noch keinem Boot geschadet.
Der Deckslüfter war aber trotz verschiedener Tricks weder von oben noch von unten aufzubekommen. Da das Boot im Winter unter einem Dach steht, war die Gelegenheit günstig, vor dem Beginn der Saison 2024 das Thema mal anzugehen. Man steht ja sonst immer vor dem Problem ein Boot mit einem großen Loch im Deck zu haben, welches man irgendwie temporär abdichten muss.
Beim Ausbau des Lüfters zeigte sich, dass der Lüfter mit einem Ring aus Sanitärsilkon verschmiert war. Todsünde auf dem Boot, ich verfluchte den Voreigner schon wieder. Kein Wunder, dass er sich nicht aufschrauben ließ. Ich habe kurz darüber nachgedacht, den alten Lüfter wieder aufzuarbeiten. Mit einer neuen Dichtung und neuer Lackierung wäre er sicher wieder ordentlich gewesen. Ich entschied mich aber aus einem einzigen Grund dagegen. Der alte Lüfter war auf einer Ebene mit dem Deck. Wenn Wasser (z.b. vom Regen) über das Deck fließt, tropft es direkt ins Vorschiff auf meine neuen Kojenpolster.
Es war gar nicht so einfach einen Deckslüfter in der passenden Größe zum bestehenden Loch zu finden. Schließlich fand ich bei Toplicht ein sehr schönes Exemplar aus Edelstahl. Der Lüfter kann sowohl von innen als auch außen auf- und zugeschraubt werden. Ein Edelstahlnetz schützt vor Insekten. Ein erhöhter Ring innen verhindert als Siphon, dass Wasser über den Lüfter ins Boot gelangen kann. Bei schwerer See würde man den aber natürlich verschrauben, da dieser Schutz gegen den hohen Wasserdruck von Wellen nicht mehr ausreicht.
Einbau
Den Lüfter musste ich in mehreren Schritten einbauen. Zuerst habe ich den mitgelieferten Plastikring von unten mit Six 10 Epoxydharz eingeklebt. Da das Loch etwas zu groß war, habe ich die entstandene Lücke damit ausgefüllt. Außerdem noch die alten Bohrlöcher verfüllt.
Da der Vorbesitzer am Deckslüfter überall mit Silikon sein Unwesen getrieben hat, reinigte ich den gesamten Umkreis großzügig mechanisch und anschließend mit Silikonentferner. Dann bohrte ich die Löcher für die neuen Schrauben und verklebte den Edelstahlinnenring mit Sikaflex. Vorher hatte ich den Bereich großzügig mit Tape abgeklebt. Von vergangenen Projekten weiß ich mittlerweile, dass verschmiertes Sikaflex/Pantera sich extrem schlecht wieder entfernen lässt. Zumal das Deck an dieser Stelle eine eingearbeitete Antirutschstruktur hat. Ein Tipp von mir ist für solche Arbeiten eine Mülltüte, Küchenpapier und Babytücher bereitzuhalten. Die Babytücher sind gut geeignet um frische Dichtmasse oder Farbe zu entfernen. Natürlich trotzdem mit Handschuhen arbeiten.
Der Lüfter wertet mit seinem poliertem Edelstahl das Vordeck deutlich auf. Jetzt gibt es immer etwas Luftzirkulation im Boot.
Trailer
Das Auflagebrett für den Kiel war zu dünn und auch von den anderen Maßen her zu klein. Ich habe mich als Ersatz für Siebdruckplatten aus dem Baumarkt entschieden. Für die erforderliche Dicke musste ich zwei übereinanderstapeln. Um das Konstrukt ein bisschen gegen die Witterung zu schützen, habe ich die Seitenwände noch mit Farbe gestrichen.
Der V-förmige Buganschlag aus Hartgummi war porös und gerissen. Erfreulicherweise fand ich bei Bauhaus direkt ein passendes Ersatzteil.
Erfahrungen auf meiner Neptun22
Ich und meine zahlreichen Gäste haben in den letzten 2 Jahren viele schöne Stunden auf der Esperanza verbracht. Für mich ist das Boot auch ein idealer Treffpunkt für Freunde und Familie. Auch für die Kinder immer ein schönes Erlebnis. Es gibt für mich keinen besseren Ort an einem warmen Sommertag, als auf dem Boot. Schnell den Anker raus und schon kann man über die Badeleiter ins Wasser. Vergessen sind in diesen Monaten die vielen Stunden Arbeit und auch das nicht wenige Geld, was man investiert, um den Kahn irgendwie am Laufen zu halten.
Gerne erinnere ich mich auch an meine Übernachtungen an Bord. Besonders alleine vor Anker ist immer wieder ein magisches Erlebnis.
Ich möchte nicht verschweigen, dass ich mich auch manchmal sehr über das Boot geärgert habe. Besonders wenn Reparaturen deutlich länger gedauert haben als geplant. Das fühlt sich aber plötzlich nicht mehr so schlimm an, wenn man mit einem kühlen Bier bei herrlichem Wind über den See segelt.
Mittlerweile stehen schon über 200 sm auf der Logge. Alles auf dem Störmthaler See gefahren.
Hier eine kleine Auswahl von schönen Momenten:
Was ich über das Boot gelernt habe
Hier meine persönliche Auflistung, was mir an meiner Neptun 22 Miglitsch gut gefällt und was nicht.
Dinge die ich gut finde
Zuerst die Dinge die mir gut gefallen an der Neptun 22 Miglitsch.
Gemütlicher Innenausbau
Mir war beim Kauf wichtig, dass das Boot im Innenraum eine angenehme Atmosphäre bietet. Ich finde das ist der Fall. Bei vielen der modernen Boote blickt man nur auf weißes Gelcoat. Das spart sicher Gewicht, ist aber nicht so mein Fall
Steifes Boot
Die Neptun 22 verträgt einiges an Wind. Eine Varianta 65 bekommt da zum Beispiel viel schneller Lage. Das ist auch bei ängstlicher Crew oder beim Familiensegeln von Vorteil. Die Neptun vermittelt immer ein sicheres Gefühl.
Ansprechende Proportionen
Ich weiß über Geschmack lässt sich wunderbar streiten. Mir persönlich gefällt das Boot. Der Rumpf ist nicht so übermäßig breit und hochgezogen wie bei vielen modernen Konstruktionen.
Spiegel ist geschlossen
Moderne Boote haben oft einen offenen Spiegel. Das ist toll damit überkommendes Wasser schnell abfließen kann. Dieses Problem habe ich wie oben schon angedeutet auf dem Störmthaler See eher selten. Ein geschlossener Spiegel mit Heckkorb bietet mir hingegen gerade mit Kindern viel extra Sicherheit. Ich habe genug zu tun während der Fahrt und möchte nicht auch noch aufpassen müssen, dass hinten ein Kind rausfällt. Selbstredend, dass alle Kinder Westen tragen, aber ein rausgefallenes Kind wäre trotzdem eine erhebliche Unannehmlichkeit für alle Beteiligten.
Geringe Höhe im Winterlager
Meine Sprinta70 hatte einen Festkiel und war im Winterlager entsprechend hoch. Ich musste auf meiner ausziehbaren Leiter immer bis auf die letzte Stufe gehen. Fühlte sich nicht wirklich gut an soweit oben zu sein. Bei der Neptun hingegen ist es gar kein Problem. Ich kann von unten sogar hochgreifen und die Spanngurte über die Klampen legen.
Bezahlbarer Preis
Wie schon einmal auf dem Blog geschrieben habe ich das Boot für nur 3.500 € gekauft. Ein anderes Boot in einem besseren Zustand hätte mich deutlich mehr Geld und auch viel Fahrzeit auf der Straße gekostet.
Verfügbarkeit von Ersatzteilen
Ein ganz wichtiger Punkt bei einem älteren Boot ist die Verfügbarkeit von Ersatzteilen.
Bei der Neptun gibt es gleich zwei Anbieter. Mit beiden habe ich schon gute Erfahrungen gemacht:
Stauraum
Die Neptun22 hat für ein 22 Fuß Schiff sehr viel Stauraum. Lange Backskisten und viele Schränke. Definitiv mehr Stauraum als in meiner Sprinta. In einem der Schränke Achtern in der Kabine gibt es noch eine ausziehbare Spüle. Das ganze Konstrukt sah aber schon etwas dubios aus und wurde von mir nicht genutzt. Ich transportiere mein Geschirr in einem Falteimer in den Sanitärtrakt und spüle dort. Die Spüle ist deshalb diesen Winter herrausgeflogen und ich habe einen großen Schrank dazugewonnen.
Motorbrunnen
Der Außenborder wird nicht klassisch hinten am Spiegel gefahren sondern in einem Schacht. Ich wusste erst nicht so recht was ich davon halten soll. Mittlerweile mag ich es. Gas und Schaltung sind besser erreichbar als wenn der Motor am Heck hängt. Außerdem strömt die Schraube das Ruderblatt direkt an, wodurch das Boot in Vorrausfahrt gut zu manövrieren ist.
Negative Aspekte
Wo Licht ist da ist auch Schatten. Folgende Dinge gefallen mir nicht:
Kabinenhöhe
Ich bin 1,93 m groß. Im Boot kann ich leider nicht aufrecht sitzen. Wenn ich gebückt stehe und nicht ausreichend nach unten gehe, hole ich mir unangenehme blaue Flecke am Rücken. Wenn ich in die Vorschiffskabine möchte, muss ich mit den Beinen voran und mit einer speziellen Technik arbeiten. Oft ist es besser den Umweg über das Vorschiff zu nehmen und über die Luke ein- und auszusteigen. Ich könnte mir nicht vorstellen längere Zeit auf dem Schiff zu wohnen. Bereits nach 3 Tagen ist die Enge und das ständige Umräumen eine gewisse Belastung
Segeleigenschaften
Meine Esperanza ist kein guter Segler. Das muss ich leider einfach so sagen, Bei wenig Wind neigt das Boot dazu nach der Wende unkontrolliert weiter abzufallen. Bei mehr Wind passiert das nicht mehr, das Boot bleibt aber sehr Leegierig, was auch zu viel Ruderdruck führt. Natürlich kostet das ständige Gegensteuern auch Geschwindigkeit. Mein Segelmacher hat mir schon ein möglichst großes Großsegel angefertigt. Eventuell hängen die Probleme zumindest zum Teil mit dem nicht funktionalen Schwert zusammen.
Meine Sprinta70 war im direkten Vergleich ein viel besserer Segler und das Spatenruder war deutlich effektiver.
Schwert
Die Esperanza hat ähnlich der bekannten Varianta 65 einen kleinen Stummelkiel, aus Eisen, aus dem ein Eisenschwert ausgeklappt werden kann um den Abdrift zu verringern. Festgerostete Metallschwerter sind leider eine typische Krankheit. Nach dem Wassern ging das Schwert überhaupt nicht runter. Beim Krantermin stellte ich dann überrascht fest, dass das Schwert teilweise ausgefahren war. Es hatte sich also irgendwie gelöst. Mittlerweile ist es wieder fest. Eigentlich müsste das Boot an einen Kran um das Schwert auszubauen und anschließend den Rost zu behandeln. Leider habe ich die dafür notwendigen Ressourcen nicht selbst.
Einhandtauglichkeit
Mein Boot ist nicht nicht einhandtauglich. Das liegt aber nicht am An- und Ablegen. Das mache ich mühelos alles alleine. Woran liegt es also? Der Grund ist, dass das Großfall am Mast bedient werden muss und nicht ins Cockpit zurückgeführt ist. Ich bin trotzdem schon mehrmals einhand gesegelt. Ich muss dazu unter Motor die Pinne so fixieren, dass das Boot eine Kurve in den Wind fährt. Zum richtigen Zeitpunkt schnell das Groß hoch und belegen. Jetzt aber fix zurück. Das Boot fährt ja immer noch eine Kurve und würde sonst irgendwann mit offener Großschot eine Patenthalse fahren. Muss ich dazu sagen, dass sich das irgendwie komisch anfühlt?
Andere Leute haben das Großfall ins Cockpit geführt. Auf dem Aufbau gibt es aber keine Fallenstopper und keine Winschen. Außerdem müsste das Deck an Befestigungen für die Umlenkblöcke zusätzlich verstärkt werden. Alles viel Aufwand und viel Geld. Zuviel finde ich.
Eine andere Möglichkeit wäre ein Pinnenpilot, also ein Autopilot für die Pinne. Der könnte das Boot beim Setzen und Bergen des Großsegels im Wind halten. Ich habe da schonmal gemessen. Für eine Montage unter der Pinne reicht der Platz nicht aus. Bei einer Montage auf der Pinne ist der aktuell verbaute Pinnenausleger im Weg und ich bräuchte dafür eine neue Lösung.
Außen am Mast geführte Fallen
Bei meiner Neptun22 sind die Fallen frei außen am Mast geführt. Bei anderen Booten laufen die Fallen durch den Mast hoch. Es kommt deshalb bei mir öfters zu „Verwicklungen“. Mittlerweile bin ich routiniert im Lösen von solchen verdrehten Leinen. Spaß macht es aber irgendwie nicht. Ein bisschen wie Stricken in 8m Entfernung. Ich möchte mir nicht vorstellen, wenn man richtig auf dem Meer unterwegs ist und das passiert.
Fazit
Meine betagte Esperanza ist definitiv kein optimales Schiff. Die Segeleigenschaften lassen zu wünschen übrig und hier und da ist das Material schon in die Jahre gekommen. Ich versuche aber alles mir Mögliche das Schiff in einem technischen und vor allem sicherheitstechnisch annehmbaren Zustand zu halten. Mit einer Neptun 22 kann man prinzipiell auch auf dem Meer fahren, allerdings müsste ich dafür nochmal deutlich in mein Boot investieren. Dinge. Auf dem Meer ist weniger Spielraum für Kompromisse als auf einem relativ überschaubaren Binnensee. Hier stellt sich wieder die Frage, ob sich das überhaupt noch lohnen würde.
Dieses Boot ermöglicht mir eine schöne Zeit mit anderen Menschen auf dem Wasser zu verbringen. Klar wäre es cool, wenn das Boot ein bisschen agiler reagieren würde und ein bisschen schneller segeln würde. Aber meinen mit segelnden Freunden ist das eigentlich ziemlich egal, ob wir nun einen halben Knoten schneller oder langsamer sind. Und mir mittlerweile auch. Hauptsache segeln!